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Energie & Management > Wärme - Deutschlands erste Meerwasser-Wärmepumpe
Die Meerwasser-Wärmepumpe hat das holsteinische Neustadt erreicht. Quelle: SWNH
Wärme

Deutschlands erste Meerwasser-Wärmepumpe

Die erste Meerwasser-Wärmepumpe in Deutschland haben die Stadtwerke Neustadt in Holstein erhalten. Das dänische Produkt soll das neue Hafenquartier der Ostseekommune versorgen.
Im Herzen eine Dänin: Die Nachbarn im Norden haben am 13. Dezember das Kernstück für die neue Heizzentrale im holsteinischen Neustadt angeliefert, eine Meerwasser-Wärmepumpe. Die erste Apparatur dieser Art in Deutschland ist das wesentliche Element in den Nahwärme-Plänen für das entstehende Hafenquartier in der Neustädter Bucht.
 
 
Die federführenden Stadtwerke Neustadt in Holstein (SWNH) sehen in der Einbindung der Pumpe in das Wärmekonzept für das maritime Quartier eine Pionierleistung. Seit zehn Jahren ist der Versorger mit dem Projekt befasst, das Modellcharakter besitzt und 1,18 Millionen Euro Fördermittel aus der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ des Bundesklimaschutzministeriums (BMWK) erhalten hat.

Die lange Vorlaufzeit für Projekte dieser Art ist ein Grund, warum es sich bei der Meerwasser-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von 700 kW um eine vergleichsweise kleine Anlage handelt. Inzwischen sind größer dimensionierte Pumpen denkbar. Allerdings verfügt die Heizzentrale an der Hafen-Westseite über einen Reserveplatz für eine weitere Wärmepumpe, so Lars Arne Beilfuß, Leiter Technischer Service bei den SWNH. Falls das Wärmenetz im Quartier weiter wachsen sollte, sei eine Schwesteranlage denkbar.
 
Mit der Meerwasser-Wärmepumpe wollen die Stadtwerke Neustadt in Holstein das entstehende Hafenquartier klimaschonend versorgen
Quelle: SWNH

Modell aus dänischer Fertigung kostet 600.000 Euro

Das nun angelieferte Modell ist eine Fertigung des international tätigen Konzerns Johnson Controls, das die Pumpe im gut 300 Kilometer entfernten Höjbjerg hergestellt hat. Sie ist 5,3 Meter lang, 2,5 Meter breit, 2,2 Meter hoch und etwa 9 Tonnen schwer. Die zweistufige Wärmepumpe verfügt über zwei Verdichter. Allein in die Anlage investierten die Stadtwerke 600.000 Euro.

Das Hafenquartier der Ostseekommune befindet sich im Wandel: In alte Speicher und Hallen ziehen neue Nutzer ein, etwa Gastronomie, Einzelhandel, eine Polizeistation. Hinzu kommen private Wohnungen. Förderbedingung war ein klimaschonendes Konzept, das neben der Meerwasser-Wärmepumpe weitere Komponenten enthält.

Denn die Wärmepumpe ist nur bis zu einer Wassertemperatur von +4 Grad wirtschaftlich zu betreiben, darunter würde zu viel Strom verbraucht. Als Back-up-System steht ein Spitzenlast-Kessel bereit, den die SWNH laut Lars Arne Beilfuß zunächst mit Gas, perspektivisch aber mit Biomethan betreiben werden. Hinzu kommen Abwärme aus einem nahegelegenen Müllheizkraftwerk sowie ein Wärmespeicher. Der 15 Meter hohe Behälter fasst 25.000 Liter und wird sich auf dem Dach der neuen Energiezentrale befinden.

„Pionierarbeit“ wegen Maßanfertigungen

Einmal auf die erforderliche Vorlauftemperatur von 72 Grad gebracht, wandert die Wärme des Ostseewassers über zwei Wärmetauscher schließlich in das Leitungssystem des Hafenquartiers. Für das Anlagenkonzept beauftragten die Stadtwerke die Delmenhorster Johann Christoffers GmbH. Eingebunden in die Grundlagenarbeit war auch das Beratungsunternehmen Hamburg Institut Consulting GmbH.

Weil die benötigten Anlagenbestandteile mangels vergleichbarer Projekte Maßanfertigungen sein müssen, „leisten wir hier Pionierarbeit für die erneuerbare Wärmeversorgung“, so Lars Arne Beilfuß. Tatsächlich haben auch die Stadtwerke Flensburg in ihre Klimastrategie den Einsatz von Meerwasser-Großwärmepumpen integriert.

In der Neustädter Bucht soll der Probebetrieb der Meerwasser-Wärmepumpe Anfang bis Mitte kommenden Jahres starten. Die Energiezentrale soll 2025 ihren Betrieb aufnehmen. Das Wärmenetz zu den verschiedenen Gebäuden des Hafenquartiers schließlich soll bis 2026 ausgebaut sein.

Donnerstag, 14.12.2023, 14:12 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Wärme - Deutschlands erste Meerwasser-Wärmepumpe
Die Meerwasser-Wärmepumpe hat das holsteinische Neustadt erreicht. Quelle: SWNH
Wärme
Deutschlands erste Meerwasser-Wärmepumpe
Die erste Meerwasser-Wärmepumpe in Deutschland haben die Stadtwerke Neustadt in Holstein erhalten. Das dänische Produkt soll das neue Hafenquartier der Ostseekommune versorgen.
Im Herzen eine Dänin: Die Nachbarn im Norden haben am 13. Dezember das Kernstück für die neue Heizzentrale im holsteinischen Neustadt angeliefert, eine Meerwasser-Wärmepumpe. Die erste Apparatur dieser Art in Deutschland ist das wesentliche Element in den Nahwärme-Plänen für das entstehende Hafenquartier in der Neustädter Bucht.
 
 
Die federführenden Stadtwerke Neustadt in Holstein (SWNH) sehen in der Einbindung der Pumpe in das Wärmekonzept für das maritime Quartier eine Pionierleistung. Seit zehn Jahren ist der Versorger mit dem Projekt befasst, das Modellcharakter besitzt und 1,18 Millionen Euro Fördermittel aus der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ des Bundesklimaschutzministeriums (BMWK) erhalten hat.

Die lange Vorlaufzeit für Projekte dieser Art ist ein Grund, warum es sich bei der Meerwasser-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von 700 kW um eine vergleichsweise kleine Anlage handelt. Inzwischen sind größer dimensionierte Pumpen denkbar. Allerdings verfügt die Heizzentrale an der Hafen-Westseite über einen Reserveplatz für eine weitere Wärmepumpe, so Lars Arne Beilfuß, Leiter Technischer Service bei den SWNH. Falls das Wärmenetz im Quartier weiter wachsen sollte, sei eine Schwesteranlage denkbar.
 
Mit der Meerwasser-Wärmepumpe wollen die Stadtwerke Neustadt in Holstein das entstehende Hafenquartier klimaschonend versorgen
Quelle: SWNH

Modell aus dänischer Fertigung kostet 600.000 Euro

Das nun angelieferte Modell ist eine Fertigung des international tätigen Konzerns Johnson Controls, das die Pumpe im gut 300 Kilometer entfernten Höjbjerg hergestellt hat. Sie ist 5,3 Meter lang, 2,5 Meter breit, 2,2 Meter hoch und etwa 9 Tonnen schwer. Die zweistufige Wärmepumpe verfügt über zwei Verdichter. Allein in die Anlage investierten die Stadtwerke 600.000 Euro.

Das Hafenquartier der Ostseekommune befindet sich im Wandel: In alte Speicher und Hallen ziehen neue Nutzer ein, etwa Gastronomie, Einzelhandel, eine Polizeistation. Hinzu kommen private Wohnungen. Förderbedingung war ein klimaschonendes Konzept, das neben der Meerwasser-Wärmepumpe weitere Komponenten enthält.

Denn die Wärmepumpe ist nur bis zu einer Wassertemperatur von +4 Grad wirtschaftlich zu betreiben, darunter würde zu viel Strom verbraucht. Als Back-up-System steht ein Spitzenlast-Kessel bereit, den die SWNH laut Lars Arne Beilfuß zunächst mit Gas, perspektivisch aber mit Biomethan betreiben werden. Hinzu kommen Abwärme aus einem nahegelegenen Müllheizkraftwerk sowie ein Wärmespeicher. Der 15 Meter hohe Behälter fasst 25.000 Liter und wird sich auf dem Dach der neuen Energiezentrale befinden.

„Pionierarbeit“ wegen Maßanfertigungen

Einmal auf die erforderliche Vorlauftemperatur von 72 Grad gebracht, wandert die Wärme des Ostseewassers über zwei Wärmetauscher schließlich in das Leitungssystem des Hafenquartiers. Für das Anlagenkonzept beauftragten die Stadtwerke die Delmenhorster Johann Christoffers GmbH. Eingebunden in die Grundlagenarbeit war auch das Beratungsunternehmen Hamburg Institut Consulting GmbH.

Weil die benötigten Anlagenbestandteile mangels vergleichbarer Projekte Maßanfertigungen sein müssen, „leisten wir hier Pionierarbeit für die erneuerbare Wärmeversorgung“, so Lars Arne Beilfuß. Tatsächlich haben auch die Stadtwerke Flensburg in ihre Klimastrategie den Einsatz von Meerwasser-Großwärmepumpen integriert.

In der Neustädter Bucht soll der Probebetrieb der Meerwasser-Wärmepumpe Anfang bis Mitte kommenden Jahres starten. Die Energiezentrale soll 2025 ihren Betrieb aufnehmen. Das Wärmenetz zu den verschiedenen Gebäuden des Hafenquartiers schließlich soll bis 2026 ausgebaut sein.

Donnerstag, 14.12.2023, 14:12 Uhr
Volker Stephan

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