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Energie & Management > Politik - Bundesregierung schärft ihre Wasserstoffstrategie
Robert Habeck, Bettina Stark-Watzinger und Volker Wissing bei der Präsentation. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
Politik

Bundesregierung schärft ihre Wasserstoffstrategie

Das Bundeskabinett hat die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Die anvisierte Produktionsmenge von grünem Wasserstoff wurde darin noch einmal erhöht.
Von einem "ambitionierten Update" der im Jahr 2020 erstmalig beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) war im Vorfeld die Rede. Der Entwurf der Fortschreibung kursierte bereits seit dem 10. Juli in der Branche (wir berichteten). Am 26. Juli schließlich legte das Bundeskabinett seine beschlossene Fortschreibung der NWS der Öffentlichkeit vor. Vorangegangen war eine Einigung aller politischen Ressorts, inklusive der fünf Kernressorts für Wasserstoff. Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne), Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stellten vor dem Bundeskanzleramt die Strategie vor.

Mit dieser Fassung der NWS wolle man, wie Habeck vor der Presse am 26. Juli sagte, den "Rahmen für die neue Phase im Wasserstoffmarkthochlauf" abstecken. Konsequent solle der bereits eingeschlagene Weg weitergegangen werden − von der Forschung und Demonstration hin zur großskaligen Produktion. Die ursprüngliche NWS 2020 habe grundsätzlich weiter Bestand, werde nun aber mit der Fortschreibung angepasst an das gesteigerte Ambitionsniveau im Klimaschutz und die neuen Herausforderungen am Energiemarkt. Erklärtes Ziel sei dabei die zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff.
 
Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS 2023)
Zum Öffnen bitte auf das PDF klicken
Quelle: Die Bundesregierung


Mehr Pragmatismus für schnelleren Hochlauf

Mehr Klarheit und Planungssicherheit für die Wasserstoffwirtschaft im In- und Ausland solle durch das Papier geschaffen werden, wie Stark-Watzinger betonte. "Besonders wichtig war mir, dass wir den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft beschleunigen und allen Sektoren gleichermaßen Zugang zu Wasserstoff geben", erklärte die Politikerin. Dabei sei man pragmatisch und technologieoffen vorgegangen. 

Die in der NWS-Fortschreibung dargelegten Maßnahmen umfassen die gesamte Wertschöpfungskette. Vom Zeithorizont umfassen sie kurzfristig das Jahr 2023, mittelfristig die Jahre bis 2024/2025 und langfristig das Jahr 2030. Auf folgendes Zielbild hat sich die Bundesregierung geeinigt:

  • Beschleunigter Markthochlauf von Wasserstoff: Der Markthochlauf von Wasserstoff, seinen Derivaten und Wasserstoffanwendungen soll nach dem Willen der Ampelkoalition "deutlich beschleunigt" und das Ambitionsniveau entlang der gesamten Wertschöpfungskette "massiv" gesteigert werden.
  • Sicherstellung ausreichender Verfügbarkeit von Wasserstoff und seiner Derivate: Das Ziel für die heimische Elektrolysekapazität für das Jahr 2030 hebt die Bundesregierung an − von 5.000 MW auf mindestens 10.000 MW. Die Bundesregierung rechnet vor, dass bei angenommenen 4.000 Volllaststunden für 10.000 MW Elektrolyse im Jahr 2030 40 Milliarden kWh Grünstrom benötigt werden.
    Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden. Hierzu wollen die Ministerien eine gesonderte Importstrategie erarbeiten, wie es heißt. Darin sollen auch Nachhaltigkeitskriterien im Sinne der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung Berücksichtigung finden. Die Botschaft an die Partnerländer laute: Deutschland ist offen für weltweite Kooperationen und will verlässliche Lieferketten ermöglichen sowie nachhaltige Standards etablieren.
  • Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur: Auf die Schaffung der nötigen Wasserstoffinfrastruktur legt die Bundesregierung besonderen Wert. So hat das Bundeskabinett Ende Mai mit der aktuellen Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) den rechtlichen und regulatorischen Rahmen für das künftige Wasserstoff-Kernnetz für Deutschland als erste Ausbaustufe der Wasserstoffinfrastruktur beschlossen (wir berichteten). Bis 2027/2028 wird über die IPCEI (Important Project of Common European Interest)-Förderung ein Wasserstoffstartnetz mit über 1.800 Kilometer umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut; europaweit kommen mit dem "European Hydrogen Backbone" der Fernleitungsnetzbetreiber etwa 4.500 Kilometer hinzu.
  • Etablierung von Wasserstoffanwendungen in den Sektoren: Bis 2030 sollen Wasserstoff und seine Derivate laut dem Bundeskabinett vornehmlich bei Anwendungen in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr zum Einsatz kommen. Im Stromsektor soll Wasserstoff zur Energieversorgungssicherheit beitragen − durch auf klimaneutrale Gase umrüstbare Gaskraftwerke und durch systemdienliche Elektrolyseure. Für den Wasserstoffeinsatz in der zentralen und dezentralen Wärmeversorgung werden die Rahmenbedingungen aktuell im Gebäudeenergiegesetz (GEG), in der Wärmeplanung sowie im europäischen Gasmarktpaket weiterentwickelt. 
  • Deutschland soll bis 2030 Leitanbieter für Wasserstofftechnologien werden:
    Die Bundesregierung sieht für die deutschen Unternehmen das Potenzial zur weltweiten Technologieführerschaft auf der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstofftechnologien − von der Produktion (Elektrolyseure) bis hin zu den unterschiedlichen Anwendungen (Brennstoffzellentechnologie). Mit diesem Know-how soll sich Deutschland bis 2030 zum Leitanbieter für Wasserstofftechnologien etabliert haben.
Die 34-seitige "Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS 2023)" stellt die Bundesregierung online zum Download bereit − unter anderem auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums.

Mittwoch, 26.07.2023, 15:48 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Politik - Bundesregierung schärft ihre Wasserstoffstrategie
Robert Habeck, Bettina Stark-Watzinger und Volker Wissing bei der Präsentation. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
Politik
Bundesregierung schärft ihre Wasserstoffstrategie
Das Bundeskabinett hat die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Die anvisierte Produktionsmenge von grünem Wasserstoff wurde darin noch einmal erhöht.
Von einem "ambitionierten Update" der im Jahr 2020 erstmalig beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) war im Vorfeld die Rede. Der Entwurf der Fortschreibung kursierte bereits seit dem 10. Juli in der Branche (wir berichteten). Am 26. Juli schließlich legte das Bundeskabinett seine beschlossene Fortschreibung der NWS der Öffentlichkeit vor. Vorangegangen war eine Einigung aller politischen Ressorts, inklusive der fünf Kernressorts für Wasserstoff. Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne), Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stellten vor dem Bundeskanzleramt die Strategie vor.

Mit dieser Fassung der NWS wolle man, wie Habeck vor der Presse am 26. Juli sagte, den "Rahmen für die neue Phase im Wasserstoffmarkthochlauf" abstecken. Konsequent solle der bereits eingeschlagene Weg weitergegangen werden − von der Forschung und Demonstration hin zur großskaligen Produktion. Die ursprüngliche NWS 2020 habe grundsätzlich weiter Bestand, werde nun aber mit der Fortschreibung angepasst an das gesteigerte Ambitionsniveau im Klimaschutz und die neuen Herausforderungen am Energiemarkt. Erklärtes Ziel sei dabei die zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff.
 
Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS 2023)
Zum Öffnen bitte auf das PDF klicken
Quelle: Die Bundesregierung


Mehr Pragmatismus für schnelleren Hochlauf

Mehr Klarheit und Planungssicherheit für die Wasserstoffwirtschaft im In- und Ausland solle durch das Papier geschaffen werden, wie Stark-Watzinger betonte. "Besonders wichtig war mir, dass wir den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft beschleunigen und allen Sektoren gleichermaßen Zugang zu Wasserstoff geben", erklärte die Politikerin. Dabei sei man pragmatisch und technologieoffen vorgegangen. 

Die in der NWS-Fortschreibung dargelegten Maßnahmen umfassen die gesamte Wertschöpfungskette. Vom Zeithorizont umfassen sie kurzfristig das Jahr 2023, mittelfristig die Jahre bis 2024/2025 und langfristig das Jahr 2030. Auf folgendes Zielbild hat sich die Bundesregierung geeinigt:

  • Beschleunigter Markthochlauf von Wasserstoff: Der Markthochlauf von Wasserstoff, seinen Derivaten und Wasserstoffanwendungen soll nach dem Willen der Ampelkoalition "deutlich beschleunigt" und das Ambitionsniveau entlang der gesamten Wertschöpfungskette "massiv" gesteigert werden.
  • Sicherstellung ausreichender Verfügbarkeit von Wasserstoff und seiner Derivate: Das Ziel für die heimische Elektrolysekapazität für das Jahr 2030 hebt die Bundesregierung an − von 5.000 MW auf mindestens 10.000 MW. Die Bundesregierung rechnet vor, dass bei angenommenen 4.000 Volllaststunden für 10.000 MW Elektrolyse im Jahr 2030 40 Milliarden kWh Grünstrom benötigt werden.
    Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden. Hierzu wollen die Ministerien eine gesonderte Importstrategie erarbeiten, wie es heißt. Darin sollen auch Nachhaltigkeitskriterien im Sinne der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung Berücksichtigung finden. Die Botschaft an die Partnerländer laute: Deutschland ist offen für weltweite Kooperationen und will verlässliche Lieferketten ermöglichen sowie nachhaltige Standards etablieren.
  • Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur: Auf die Schaffung der nötigen Wasserstoffinfrastruktur legt die Bundesregierung besonderen Wert. So hat das Bundeskabinett Ende Mai mit der aktuellen Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) den rechtlichen und regulatorischen Rahmen für das künftige Wasserstoff-Kernnetz für Deutschland als erste Ausbaustufe der Wasserstoffinfrastruktur beschlossen (wir berichteten). Bis 2027/2028 wird über die IPCEI (Important Project of Common European Interest)-Förderung ein Wasserstoffstartnetz mit über 1.800 Kilometer umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut; europaweit kommen mit dem "European Hydrogen Backbone" der Fernleitungsnetzbetreiber etwa 4.500 Kilometer hinzu.
  • Etablierung von Wasserstoffanwendungen in den Sektoren: Bis 2030 sollen Wasserstoff und seine Derivate laut dem Bundeskabinett vornehmlich bei Anwendungen in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr zum Einsatz kommen. Im Stromsektor soll Wasserstoff zur Energieversorgungssicherheit beitragen − durch auf klimaneutrale Gase umrüstbare Gaskraftwerke und durch systemdienliche Elektrolyseure. Für den Wasserstoffeinsatz in der zentralen und dezentralen Wärmeversorgung werden die Rahmenbedingungen aktuell im Gebäudeenergiegesetz (GEG), in der Wärmeplanung sowie im europäischen Gasmarktpaket weiterentwickelt. 
  • Deutschland soll bis 2030 Leitanbieter für Wasserstofftechnologien werden:
    Die Bundesregierung sieht für die deutschen Unternehmen das Potenzial zur weltweiten Technologieführerschaft auf der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstofftechnologien − von der Produktion (Elektrolyseure) bis hin zu den unterschiedlichen Anwendungen (Brennstoffzellentechnologie). Mit diesem Know-how soll sich Deutschland bis 2030 zum Leitanbieter für Wasserstofftechnologien etabliert haben.
Die 34-seitige "Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS 2023)" stellt die Bundesregierung online zum Download bereit − unter anderem auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums.

Mittwoch, 26.07.2023, 15:48 Uhr
Davina Spohn

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