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Energie & Management > Stromnetz - Booster sollen für bessere Netzauslastung sorgen
Florian Martin und Georg Praehauser (Tennet) sowie Roman Loosen und Markus Meyer (Fluence) bei der Vertragsunterzeichnung. Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
Stromnetz

Booster sollen für bessere Netzauslastung sorgen

Tennet baut zwei Netzbooster im bayerischen Ottenhofen und in Audorf (Schleswig-Holstein). Das Pärchen soll helfen, die Nord-Süd-Leitungen besser auszulasten.
Anlässlich der Vertragsunterzeichnung mit dem Speicherhersteller Fluence Energy am 11. Juli in Erlangen hob Georg Praehauser, Direktor für Wechselstromprojekte bei Tennet, die Bedeutung der Boosterprojekte für die Energiewende hervor. Das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2030 auf 80 Prozent zu verdoppeln, stelle eine enorme Herausforderung für die Stromnetze dar. Hinzu komme die gleichzeitig angestrebte Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie, die in den kommenden Jahren zu einer Verdopplung des Stromverbrauchs führen werde.

Schon jetzt, so Praehauser, gebe es aber schon Probleme bei der Ãœbertragung der hohen Mengen Windkraftstrom, die im Norden produziert und im Süden der Republik gebraucht werden. Die knappen Transportkapazitäten führen nicht selten dazu, dass Windturbinen abgeregelt und Kohlekraftwerke im Süden angeworfen werden müssen. Diese Maßnahmen, die man unter dem Begriff Redispatch zusammenfasst, sollen verhindern, dass die Netze überlastet werden. Die Kosten dafür liegen bei mehr als 1 Milliarde Euro jährlich und werden auf die Verbraucher umgelegt.

Speicher schafft Zeit für Gegenmaßnahmen

Um im Überlastungsfall Zeit für die genannten Austarierungsmaßnahmen zu haben, werden die Netze normalerweise nicht voll ausgelastet, sondern es bleiben Not-Kapazitäten frei. An diesem Punkt kommen die Netzbooster ins Spiel. Sie können, an strategisch günstigen Netzknoten installiert, im Fall des Falles in Millisekunden reagieren und Strom abgeben beziehungsweise im Lademodus aus dem Netz ziehen. Das Freihalten von Kapazitäten kann entfallen: Bis die konservativen Maßnahmen greifen, übernehmen die Booster die Stabilisierung.

"Durch die Booster ist auch weniger Netzausbau nötig", hob Praehauser hervor. Ihr Bau sei ein wichtiger Schritt, die klimapolitischen Ziele zu unterstützen und bei der Versorgung unabhängiger zu werden. Der Netzausbau sei ein essenzielles Element der Energiewende, betonte auch Florian Martin, Leiter Asset-Management bei Tennet. Durch das Netzbooster-Konzept und andere innovative Lösungen ließen sich aber auch die bestehenden Netze besser auslasten.

Roman Loosen, Chief Business Operations and Transformation Officer von Fluence, verwies darauf, dass die Booster in nur 150 Millisekunden Energie zur Verfügung stellen oder aus dem Netz nehmen können. "Netzbooster können schneller, kostengünstiger und flexibler als traditionelle Netzinfrastrukturmaßnahmen eingesetzt werden", betonte er. Geschäftsführer Markus Meyer hob die bisherige Zusammenarbeit der Teams von Tennet und Fluence bei dem Projekt hervor.
 
Besteht aus vielen Cubes: Ultrastack-Booster von Fluence 
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky

Die Netzbooster basieren auf der Ultrastack-Technologie von Fluence. Sie bestehen aus je 210 Speicherwürfeln, den sogenannten Cubes, wiegen rund 3 Tonnen und haben eine Kapazität von 750 kWh. Hergestellt werden sie in Asien. Durch die modulare Bauweise und die Vorfertigung der Cubes lässt sich ein Booster relativ schnell realisieren. Die Anlagen in Ottenhofen und Audorf können eine Leistung von 100 MW für rund eine Stunde zur Verfügung stellen beziehungsweise aufnehmen. Die Booster sollen bereits 2025 in Betrieb gehen.

Noch viele andere Projekte geplant

Das Konzept wird in den kommenden Jahren noch anderweitig zum Einsatz kommen, ist es doch wesentlich schneller und preisgünstiger zu realisieren als neue Stromleitungen. Im aktuellen zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplan 2037/2045 gehen die Ãœbertragungsnetzbetreiber in einem Szenario von 54.500 MW an großen Batteriespeichersystemen aus. Bei Tennet heißt es, der erfolgreiche Einsatz der beiden Netzbooster werde den Weg für weitere Großprojekte dieser Art ebnen.

Der baden-württembergische Ãœbertragungsnetzbetreiber Transnet BW etwa plant bereits in Kupferzell im Nordosten Baden-Württembergs einen großen Booster, der ebenfalls mit der Ultrastack-Technik von Fluence aufgebaut werden soll.

Dienstag, 11.07.2023, 16:02 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Stromnetz - Booster sollen für bessere Netzauslastung sorgen
Florian Martin und Georg Praehauser (Tennet) sowie Roman Loosen und Markus Meyer (Fluence) bei der Vertragsunterzeichnung. Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
Stromnetz
Booster sollen für bessere Netzauslastung sorgen
Tennet baut zwei Netzbooster im bayerischen Ottenhofen und in Audorf (Schleswig-Holstein). Das Pärchen soll helfen, die Nord-Süd-Leitungen besser auszulasten.
Anlässlich der Vertragsunterzeichnung mit dem Speicherhersteller Fluence Energy am 11. Juli in Erlangen hob Georg Praehauser, Direktor für Wechselstromprojekte bei Tennet, die Bedeutung der Boosterprojekte für die Energiewende hervor. Das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2030 auf 80 Prozent zu verdoppeln, stelle eine enorme Herausforderung für die Stromnetze dar. Hinzu komme die gleichzeitig angestrebte Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie, die in den kommenden Jahren zu einer Verdopplung des Stromverbrauchs führen werde.

Schon jetzt, so Praehauser, gebe es aber schon Probleme bei der Ãœbertragung der hohen Mengen Windkraftstrom, die im Norden produziert und im Süden der Republik gebraucht werden. Die knappen Transportkapazitäten führen nicht selten dazu, dass Windturbinen abgeregelt und Kohlekraftwerke im Süden angeworfen werden müssen. Diese Maßnahmen, die man unter dem Begriff Redispatch zusammenfasst, sollen verhindern, dass die Netze überlastet werden. Die Kosten dafür liegen bei mehr als 1 Milliarde Euro jährlich und werden auf die Verbraucher umgelegt.

Speicher schafft Zeit für Gegenmaßnahmen

Um im Überlastungsfall Zeit für die genannten Austarierungsmaßnahmen zu haben, werden die Netze normalerweise nicht voll ausgelastet, sondern es bleiben Not-Kapazitäten frei. An diesem Punkt kommen die Netzbooster ins Spiel. Sie können, an strategisch günstigen Netzknoten installiert, im Fall des Falles in Millisekunden reagieren und Strom abgeben beziehungsweise im Lademodus aus dem Netz ziehen. Das Freihalten von Kapazitäten kann entfallen: Bis die konservativen Maßnahmen greifen, übernehmen die Booster die Stabilisierung.

"Durch die Booster ist auch weniger Netzausbau nötig", hob Praehauser hervor. Ihr Bau sei ein wichtiger Schritt, die klimapolitischen Ziele zu unterstützen und bei der Versorgung unabhängiger zu werden. Der Netzausbau sei ein essenzielles Element der Energiewende, betonte auch Florian Martin, Leiter Asset-Management bei Tennet. Durch das Netzbooster-Konzept und andere innovative Lösungen ließen sich aber auch die bestehenden Netze besser auslasten.

Roman Loosen, Chief Business Operations and Transformation Officer von Fluence, verwies darauf, dass die Booster in nur 150 Millisekunden Energie zur Verfügung stellen oder aus dem Netz nehmen können. "Netzbooster können schneller, kostengünstiger und flexibler als traditionelle Netzinfrastrukturmaßnahmen eingesetzt werden", betonte er. Geschäftsführer Markus Meyer hob die bisherige Zusammenarbeit der Teams von Tennet und Fluence bei dem Projekt hervor.
 
Besteht aus vielen Cubes: Ultrastack-Booster von Fluence 
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky

Die Netzbooster basieren auf der Ultrastack-Technologie von Fluence. Sie bestehen aus je 210 Speicherwürfeln, den sogenannten Cubes, wiegen rund 3 Tonnen und haben eine Kapazität von 750 kWh. Hergestellt werden sie in Asien. Durch die modulare Bauweise und die Vorfertigung der Cubes lässt sich ein Booster relativ schnell realisieren. Die Anlagen in Ottenhofen und Audorf können eine Leistung von 100 MW für rund eine Stunde zur Verfügung stellen beziehungsweise aufnehmen. Die Booster sollen bereits 2025 in Betrieb gehen.

Noch viele andere Projekte geplant

Das Konzept wird in den kommenden Jahren noch anderweitig zum Einsatz kommen, ist es doch wesentlich schneller und preisgünstiger zu realisieren als neue Stromleitungen. Im aktuellen zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplan 2037/2045 gehen die Ãœbertragungsnetzbetreiber in einem Szenario von 54.500 MW an großen Batteriespeichersystemen aus. Bei Tennet heißt es, der erfolgreiche Einsatz der beiden Netzbooster werde den Weg für weitere Großprojekte dieser Art ebnen.

Der baden-württembergische Ãœbertragungsnetzbetreiber Transnet BW etwa plant bereits in Kupferzell im Nordosten Baden-Württembergs einen großen Booster, der ebenfalls mit der Ultrastack-Technik von Fluence aufgebaut werden soll.

Dienstag, 11.07.2023, 16:02 Uhr
Günter Drewnitzky

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