E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wasserstoff - Aus für das Reallabor Westküste 100
Quelle: Shutterstock / Audio und werbung
Wasserstoff

Aus für das Reallabor Westküste 100

In der Raffinerie Heide wird kein 30-MW-Elektrolyseur, wie er im Reallabor Westküste 100 vorgesehen war, gebaut. Das gab das Konsortium nun bekannt.
Vor über drei Jahren hatten sich die drei Unternehmen Raffinerie Heide, Orsted Deutschland und Hynamics Deutschland zum Joint Venture „H2 Westküste GmbH“ zusammengeschlossen. Im Rahmen des Projektes „Reallabor Westküste 100“ verfolgten sie das Ziel, auf dem Gelände des Industriebetriebs in Hemmingstedt (Schleswig-Holstein) einen 30-MW-Elektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff zu errichten. Der Strom sollte aus lokaler Windkraft kommen. Nun legte das Konsortium das Vorhaben ad acta. 

Als Gründe für die negative Investitionsentscheidung gibt das Konsortium die gestiegenen Investitionskosten und die damit einhergehenden großen wirtschaftlichen Risiken an. Nähere Zahlen will es auf Nachfrage nicht nennen. Bekannt ist: Das Bundeswirtschaftsministerium förderte das Projekt seit 2020 mit einer Gesamtsumme von 36 Millionen Euro. Etwa 1 Million Euro davon wurde bereits ausgegeben, so eine Sprecherin des Konsortiums gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) Mitte November. 

Zu dieser Entscheidung lässt sich Roland Kühl, Geschäftsführer der Raffinerie Heide, in einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen wie folgt zitieren: „Die Bundesregierung hat die Reallabore in Deutschland damit beauftragt, die Machbarkeit der Produktion von grünem Wasserstoff zu untersuchen und Chancen, Hürden und Risiken auszuloten. Genau das haben die drei Partner seit Beginn des Projekts getan“.

Von einer „vernünftigen Entscheidung“ spricht Jörg Kubitzka − „ein Projekt lebt von der Wirtschaftlichkeit und die war hier leider nicht gegeben.“ Der Geschäftsführer von Orsted in Deutschland betont: „Für Orsted steht außer Zweifel, dass Wasserstoff ein wichtiger Eckpfeiler in der Dekarbonisierung der deutschen Industrie spielen wird. Dafür müssen aber die Kosten stimmen und ein Markt geschaffen werden.“ Kühle ergänzt: „Der Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft an der Westküste Schleswig-Holsteins spielt nach wie vor eine wichtige Rolle.“ Auch nach der jetzt getroffenen Entscheidung werde man weiter mit Hochdruck an der Dekarbonisierung der Raffinerie Heide arbeiten.

Gewonnene Erfahrungen nicht umsonst

Ziel des Westküste-100-Projektes war es, die regulatorischen, wirtschaftlichen und technologischen Voraussetzungen für den Bau und die Inbetriebnahme eines Elektrolyseurs zu prüfen und nötige Weiterentwicklungen zu identifizieren. Die seit Projektstart geleistete Arbeit und die damit gewonnenen Erkenntnisse sind, so betont es das Joint Venture, unabhängig von der nun getroffenen Investitionsentscheidung. „Westküste 100 hat es ermöglicht, wertvolle Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln. Wir werden uns weiter für die Dekarbonisierung einsetzen und nutzen das erarbeitete Wissen bereits für zukünftige Projekte“, erklärte Antoine Aslanides, Geschäftsführer der Hynamics Deutschland.

Nachdem keine positive Investitionsentscheidung getroffen wurde, werden die Joint-Venture-Partner jetzt in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Projektträger Jülich die Abwicklung der H2 Westküste GmbH vorbereiten.

Das Bundesland Schleswig-Holstein will bis 2040 klimaneutrales Industrieland werden. Hierfür sollen insbesondere die lokale Windkraft und grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen. Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) kommentierte das Aus des 30-MW-Elektrolyse-Projektes gegenüber dem NDR mit den Worten: „Heute ist ein kleinerer Baustein eines Projektes in Heide abgesagt worden“. Der Politiker verwies auf das Projekt „Hyscale 100“, das unabhängig von Westküste 100 weiterlaufe.

Bei diesem Projekt geht es um die großtechnische Produktion von Wasserstoff durch einen 100-MW-Elektrolyseur am gleichen Standort. Die Landesregierung stehe voll dahinter, so Goldschmidt. Hyscale 100 ist mehr als dreimal so groß wie Westküste 100 und gelte als Projekt für die ganze Region. Jedoch: Auch Hyscale 100 befindet sich noch in der Planungsphase. 

Kein grüner Wasserstoff für regionalen Energieversorger

Auf den grünen Wasserstoff aus dem Westküste-100-Projekt haben die Stadtwerke Heide gehofft. Ihr Teilprojekt „Grüner Heizen“ ist unmittelbar von dem Aus betroffen. Im Rahmen des Projektes wollten die Stadtwerke den grünen Wasserstoff in das lokale Heizsystem integrieren. Gegenüber dem NDR kritisierte Andreas Hein, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, das Fehlen geeigneter gesetzlicher Rahmenbedingungen zur Realisierung solcher Projekte.

Zudem sei im Rahmen des Vorhabens auch eine Wasserstoffleitung gebaut worden, die nun vermutlich wieder für den Transport von Erdgas genutzt werden solle, wie Hein gegenüber dem NDR weiter ausführte. Eine abschließende Einschätzung des Teilprojektes wollen die Stadtwerke zu diesem Zeitpunkt auf Nachfrage nicht abgeben.

Montag, 20.11.2023, 16:22 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Aus für das Reallabor Westküste 100
Quelle: Shutterstock / Audio und werbung
Wasserstoff
Aus für das Reallabor Westküste 100
In der Raffinerie Heide wird kein 30-MW-Elektrolyseur, wie er im Reallabor Westküste 100 vorgesehen war, gebaut. Das gab das Konsortium nun bekannt.
Vor über drei Jahren hatten sich die drei Unternehmen Raffinerie Heide, Orsted Deutschland und Hynamics Deutschland zum Joint Venture „H2 Westküste GmbH“ zusammengeschlossen. Im Rahmen des Projektes „Reallabor Westküste 100“ verfolgten sie das Ziel, auf dem Gelände des Industriebetriebs in Hemmingstedt (Schleswig-Holstein) einen 30-MW-Elektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff zu errichten. Der Strom sollte aus lokaler Windkraft kommen. Nun legte das Konsortium das Vorhaben ad acta. 

Als Gründe für die negative Investitionsentscheidung gibt das Konsortium die gestiegenen Investitionskosten und die damit einhergehenden großen wirtschaftlichen Risiken an. Nähere Zahlen will es auf Nachfrage nicht nennen. Bekannt ist: Das Bundeswirtschaftsministerium förderte das Projekt seit 2020 mit einer Gesamtsumme von 36 Millionen Euro. Etwa 1 Million Euro davon wurde bereits ausgegeben, so eine Sprecherin des Konsortiums gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) Mitte November. 

Zu dieser Entscheidung lässt sich Roland Kühl, Geschäftsführer der Raffinerie Heide, in einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen wie folgt zitieren: „Die Bundesregierung hat die Reallabore in Deutschland damit beauftragt, die Machbarkeit der Produktion von grünem Wasserstoff zu untersuchen und Chancen, Hürden und Risiken auszuloten. Genau das haben die drei Partner seit Beginn des Projekts getan“.

Von einer „vernünftigen Entscheidung“ spricht Jörg Kubitzka − „ein Projekt lebt von der Wirtschaftlichkeit und die war hier leider nicht gegeben.“ Der Geschäftsführer von Orsted in Deutschland betont: „Für Orsted steht außer Zweifel, dass Wasserstoff ein wichtiger Eckpfeiler in der Dekarbonisierung der deutschen Industrie spielen wird. Dafür müssen aber die Kosten stimmen und ein Markt geschaffen werden.“ Kühle ergänzt: „Der Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft an der Westküste Schleswig-Holsteins spielt nach wie vor eine wichtige Rolle.“ Auch nach der jetzt getroffenen Entscheidung werde man weiter mit Hochdruck an der Dekarbonisierung der Raffinerie Heide arbeiten.

Gewonnene Erfahrungen nicht umsonst

Ziel des Westküste-100-Projektes war es, die regulatorischen, wirtschaftlichen und technologischen Voraussetzungen für den Bau und die Inbetriebnahme eines Elektrolyseurs zu prüfen und nötige Weiterentwicklungen zu identifizieren. Die seit Projektstart geleistete Arbeit und die damit gewonnenen Erkenntnisse sind, so betont es das Joint Venture, unabhängig von der nun getroffenen Investitionsentscheidung. „Westküste 100 hat es ermöglicht, wertvolle Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln. Wir werden uns weiter für die Dekarbonisierung einsetzen und nutzen das erarbeitete Wissen bereits für zukünftige Projekte“, erklärte Antoine Aslanides, Geschäftsführer der Hynamics Deutschland.

Nachdem keine positive Investitionsentscheidung getroffen wurde, werden die Joint-Venture-Partner jetzt in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Projektträger Jülich die Abwicklung der H2 Westküste GmbH vorbereiten.

Das Bundesland Schleswig-Holstein will bis 2040 klimaneutrales Industrieland werden. Hierfür sollen insbesondere die lokale Windkraft und grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen. Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) kommentierte das Aus des 30-MW-Elektrolyse-Projektes gegenüber dem NDR mit den Worten: „Heute ist ein kleinerer Baustein eines Projektes in Heide abgesagt worden“. Der Politiker verwies auf das Projekt „Hyscale 100“, das unabhängig von Westküste 100 weiterlaufe.

Bei diesem Projekt geht es um die großtechnische Produktion von Wasserstoff durch einen 100-MW-Elektrolyseur am gleichen Standort. Die Landesregierung stehe voll dahinter, so Goldschmidt. Hyscale 100 ist mehr als dreimal so groß wie Westküste 100 und gelte als Projekt für die ganze Region. Jedoch: Auch Hyscale 100 befindet sich noch in der Planungsphase. 

Kein grüner Wasserstoff für regionalen Energieversorger

Auf den grünen Wasserstoff aus dem Westküste-100-Projekt haben die Stadtwerke Heide gehofft. Ihr Teilprojekt „Grüner Heizen“ ist unmittelbar von dem Aus betroffen. Im Rahmen des Projektes wollten die Stadtwerke den grünen Wasserstoff in das lokale Heizsystem integrieren. Gegenüber dem NDR kritisierte Andreas Hein, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, das Fehlen geeigneter gesetzlicher Rahmenbedingungen zur Realisierung solcher Projekte.

Zudem sei im Rahmen des Vorhabens auch eine Wasserstoffleitung gebaut worden, die nun vermutlich wieder für den Transport von Erdgas genutzt werden solle, wie Hein gegenüber dem NDR weiter ausführte. Eine abschließende Einschätzung des Teilprojektes wollen die Stadtwerke zu diesem Zeitpunkt auf Nachfrage nicht abgeben.

Montag, 20.11.2023, 16:22 Uhr
Davina Spohn

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.