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Energie & Management > Österreich - 1,9 Mrd. Euro für Heizkesseltausch
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

1,9 Mrd. Euro für Heizkesseltausch

Mit einer neuen Kampagne will Österreichs Regierung den Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch klimaverträglichere Anlagen fördern. Besonders profitieren sollen Einkommensschwache.
 
Rund 590 Mio. Euro stellt das österreichische Energieministerium (BMK) 2022 für den Ersatz von Öl-, Erdgas- und Kohleheizungen durch klimaverträglichere Anlagen bereit. Dies erfolgt im Zuge der neuen Kampagne „Sauber Heizen“, für die bis einschließlich 2025 insgesamt rund 1,9 Mrd. Euro budgetiert sind, berichtete Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am 28. Oktober in Wien.

Pro Kesseltausch bezahlt der Bund eine Förderung von bis zu 7.500 Euro, im Rahmen bisheriger Bundesprogramme waren es bis zu 5.000 Euro. Besonders unterstützen will Gewessler im Zusammenwirken mit den Bundesländern einkommensschwache Haushalte. Liegt deren Einkommen im untersten Zehntel, werde der Kesseltausch ab 1. Januar kommenden Jahres „mit bis zu 100 % gefördert“. Ferner erhalte der jeweilige Haushalt Unterstützung mittels Energieberatungen, kündigte die Ministerin an. Um über die Kampagne und die Details der Förderabwicklung zu informieren, richtete das BMK die Website www.kesseltausch.at ein. Förderanträge stellen können bei Einfamilienhäusern üblicherweise die Hauseigentümer, bei mehrgeschoßigen Wohnbauten die Hausverwaltungen.

Gewessler zufolge heizen zurzeit noch etwa 600.000 Haushalte mit Erdöl und weitere 900.000 mit Erdgas. Dem gegenüber liegt die Zahl der Kohleheizungen laut Schätzungen bei nur mehr etwa 18.000. Im Arbeitsprogramm der Bundesregierung aus konservativer ÖVP und Grünen ist vorgesehen, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen. Zu diesem Zweck soll auch der gesamte Raumwärmebedarf weitestgehend CO2-frei gedeckt werden. Derzeit entfallen laut BMK rund 10 % der gesamten österreichischen CO2-Emissionen auf Heizung und Warmwasserbereitung.

​Einbau von Ölheizungen in Neubauten schon verboten

Um diesen Wert so rasch wie möglich zu verringern, ist bereits seit 1. Januar 2020 der Einbau von Ölheizungen in Neubauten verboten. Ab 2022 dürfen alte Ölheizungen nur noch durch „klimafreundliche“ Anlagen ersetzt werden. Gegenwärtig verhandeln der Bund und die neun Bundesländer über das „Erneuerbare-Wärme-Gesetz“ (EWG). Die Gespräche seien weit fortgeschritten, sie hoffe auf deren „baldigen Abschluss“, versicherte Gewessler auf Anfrage der Redaktion. Ein Sprecher des BMK teilte der Redaktion ergänzend mit, die Basis für das EWG bilde die „Erneuerbare-Wärme-Strategie“, die regierungsintern sowie mit den Bundesländern weitgehend abgestimmt sei: „Das ist fast noch wichtiger als das EWG selbst.“

Parallel zur Strategie würden Gesetzesentwürfe erstellt, um das EWG raschestmöglich unter Dach und Fach zu bringen. Laut dem BMK ist vorgesehen, ab 2025 Ölheizungen, die ein „gewisses Alter“ erreicht haben, sukzessive zu ersetzen. Ebenfalls ab 2025 soll der Einbau von Gasheizungen in Neubauten nicht mehr zulässig sein. Bis 2035 ist die Stilllegung sämtlicher Ölheizungen geplant, bis 2040 die „Dekarbonisierung“ der gesamten Wärmeversorgung.

Notwendig wären dafür allerdings Mittel, die über jene von „Sauber heizen“ erheblich hinausgehen dürften: Mit den für 2022 vorgesehenen 590 Mio. Euro könnten bei Ausschöpfung der Maximalförderung von 7.500 Euro rund 78.700 Öl- und Gasheizungen umgestellt werden, mit den bis 2025 geplanten 1,9 Mrd. Euro wären es etwa 253.000. Um sämtliche Öl- und Gasheizungen zu ersetzen, wären daher rund 11,2 Mrd. Euro erforderlich.

Grüne Gase weiter ausgeschlossen

Beim Ersatz der Öl- und Gasheizungen forciert das BMK Gewessler zufolge vor allem den Ausbau der Fernwärme sowie den Einsatz von Wärmepumpen bis zu Großanlagen und die Nutzung von Biomasseheizungen, etwa Pelletöfen. Auf den Hinweis der Redaktion, dass die Fernwärmeversorgung insbesondere in Wien weitgehend auf Erdgas beruht, beschied Gewessler, sie gehe davon aus, das Erdgas durch eine Kombination von Biomasse, Großwärmepumpen und – wo vorhanden – Geothermie ersetzen zu können. Die Pläne der Stadt Wien gingen jedenfalls in diese Richtung. „Grüne Gase“ inklusive synthetisch erzeugten Wasserstoffs in die Gasnetze einzuspeisen und damit die technisch aufwendige Umstellung von Gas auf Fernwärme zu vermeiden, schloss Gewessler weiterhin aus: „Grüne Gase sind sehr wertvoll. Wir sollten sie daher nur dort verwenden, wo es keine Alternative gibt, also etwa in der Stahlindustrie und anderen Industriezweigen.“

Donnerstag, 28.10.2021, 15:17 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - 1,9 Mrd. Euro für Heizkesseltausch
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Österreich
1,9 Mrd. Euro für Heizkesseltausch
Mit einer neuen Kampagne will Österreichs Regierung den Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch klimaverträglichere Anlagen fördern. Besonders profitieren sollen Einkommensschwache.
 
Rund 590 Mio. Euro stellt das österreichische Energieministerium (BMK) 2022 für den Ersatz von Öl-, Erdgas- und Kohleheizungen durch klimaverträglichere Anlagen bereit. Dies erfolgt im Zuge der neuen Kampagne „Sauber Heizen“, für die bis einschließlich 2025 insgesamt rund 1,9 Mrd. Euro budgetiert sind, berichtete Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am 28. Oktober in Wien.

Pro Kesseltausch bezahlt der Bund eine Förderung von bis zu 7.500 Euro, im Rahmen bisheriger Bundesprogramme waren es bis zu 5.000 Euro. Besonders unterstützen will Gewessler im Zusammenwirken mit den Bundesländern einkommensschwache Haushalte. Liegt deren Einkommen im untersten Zehntel, werde der Kesseltausch ab 1. Januar kommenden Jahres „mit bis zu 100 % gefördert“. Ferner erhalte der jeweilige Haushalt Unterstützung mittels Energieberatungen, kündigte die Ministerin an. Um über die Kampagne und die Details der Förderabwicklung zu informieren, richtete das BMK die Website www.kesseltausch.at ein. Förderanträge stellen können bei Einfamilienhäusern üblicherweise die Hauseigentümer, bei mehrgeschoßigen Wohnbauten die Hausverwaltungen.

Gewessler zufolge heizen zurzeit noch etwa 600.000 Haushalte mit Erdöl und weitere 900.000 mit Erdgas. Dem gegenüber liegt die Zahl der Kohleheizungen laut Schätzungen bei nur mehr etwa 18.000. Im Arbeitsprogramm der Bundesregierung aus konservativer ÖVP und Grünen ist vorgesehen, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen. Zu diesem Zweck soll auch der gesamte Raumwärmebedarf weitestgehend CO2-frei gedeckt werden. Derzeit entfallen laut BMK rund 10 % der gesamten österreichischen CO2-Emissionen auf Heizung und Warmwasserbereitung.

​Einbau von Ölheizungen in Neubauten schon verboten

Um diesen Wert so rasch wie möglich zu verringern, ist bereits seit 1. Januar 2020 der Einbau von Ölheizungen in Neubauten verboten. Ab 2022 dürfen alte Ölheizungen nur noch durch „klimafreundliche“ Anlagen ersetzt werden. Gegenwärtig verhandeln der Bund und die neun Bundesländer über das „Erneuerbare-Wärme-Gesetz“ (EWG). Die Gespräche seien weit fortgeschritten, sie hoffe auf deren „baldigen Abschluss“, versicherte Gewessler auf Anfrage der Redaktion. Ein Sprecher des BMK teilte der Redaktion ergänzend mit, die Basis für das EWG bilde die „Erneuerbare-Wärme-Strategie“, die regierungsintern sowie mit den Bundesländern weitgehend abgestimmt sei: „Das ist fast noch wichtiger als das EWG selbst.“

Parallel zur Strategie würden Gesetzesentwürfe erstellt, um das EWG raschestmöglich unter Dach und Fach zu bringen. Laut dem BMK ist vorgesehen, ab 2025 Ölheizungen, die ein „gewisses Alter“ erreicht haben, sukzessive zu ersetzen. Ebenfalls ab 2025 soll der Einbau von Gasheizungen in Neubauten nicht mehr zulässig sein. Bis 2035 ist die Stilllegung sämtlicher Ölheizungen geplant, bis 2040 die „Dekarbonisierung“ der gesamten Wärmeversorgung.

Notwendig wären dafür allerdings Mittel, die über jene von „Sauber heizen“ erheblich hinausgehen dürften: Mit den für 2022 vorgesehenen 590 Mio. Euro könnten bei Ausschöpfung der Maximalförderung von 7.500 Euro rund 78.700 Öl- und Gasheizungen umgestellt werden, mit den bis 2025 geplanten 1,9 Mrd. Euro wären es etwa 253.000. Um sämtliche Öl- und Gasheizungen zu ersetzen, wären daher rund 11,2 Mrd. Euro erforderlich.

Grüne Gase weiter ausgeschlossen

Beim Ersatz der Öl- und Gasheizungen forciert das BMK Gewessler zufolge vor allem den Ausbau der Fernwärme sowie den Einsatz von Wärmepumpen bis zu Großanlagen und die Nutzung von Biomasseheizungen, etwa Pelletöfen. Auf den Hinweis der Redaktion, dass die Fernwärmeversorgung insbesondere in Wien weitgehend auf Erdgas beruht, beschied Gewessler, sie gehe davon aus, das Erdgas durch eine Kombination von Biomasse, Großwärmepumpen und – wo vorhanden – Geothermie ersetzen zu können. Die Pläne der Stadt Wien gingen jedenfalls in diese Richtung. „Grüne Gase“ inklusive synthetisch erzeugten Wasserstoffs in die Gasnetze einzuspeisen und damit die technisch aufwendige Umstellung von Gas auf Fernwärme zu vermeiden, schloss Gewessler weiterhin aus: „Grüne Gase sind sehr wertvoll. Wir sollten sie daher nur dort verwenden, wo es keine Alternative gibt, also etwa in der Stahlindustrie und anderen Industriezweigen.“

Donnerstag, 28.10.2021, 15:17 Uhr
Klaus Fischer

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