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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Vor dem Massen-Rollout
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe

Vor dem Massen-Rollout

2025 steht im Zeichen des Steuer-Rollouts und vor allem im Zeichen der Vorbereitungen. Die Skalierung wird erst 2026 stattfinden.
Anmelden. Einbauen. Profitieren. So beschreiben die Stadtwerke Münster die Schritte im Steuer-Rollout. Ein Erklärvideo, was es mit § 14a EnWG auf sich hat, liefern sie gleich dazu. Denn seit dem 1. Januar 2024 müssen Betreiber von Verbrauchseinrichtungen mit mehr als 4,2 kW, die Strom aus dem Netz beziehen, dem Netzbetreiber das Dimmen ihrer Anlagen im Fall eines drohenden Netzengpasses erlauben. Im Gegenzug erhalten die Betreiber der Wallboxen, Wärmepumpen oder Klimaanlagen eine Netzentgeltermäßigung.
Das Beispiel zeigt, dass das Steuern in der Niederspannung mittlerweile in der Kommunikation der Stadtwerke mit den Haushalten angekommen ist. Doch der Steuer-Rollout steht noch am Anfang, auch wenn, wie in jüngster Zeit, ZVEI und das Forum Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE darauf hingewiesen haben, dass die Voraussetzungen dafür mittlerweile geschaffen sind, zumindest für das Steuern von Verbrauchern: die Regulatorik, zertifizierte Steuerboxen, zertifizierte Smart Meter Gateways. Allerdings haben die Novellierungen des Messstellenbetriebsgesetzes, des Energiewirtschaftsgesetzes und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Februar 2025 noch einmal neue Anforderungen gebracht, die Zeit zur Umsetzung benötigen.
 
Die Schnittstellen funktionieren
 
Metering-Dienstleister, die vor allem kleinere Messstellenbetreiber beraten und beim Rollout begleiten, geben auch zu bedenken, dass die IT-Landschaft für das Steuern komplexer ist als nur für das Messen, nicht zuletzt weil ein sogenanntes aEMT-System − das Akronym steht für „aktiver Externer Marktteilnehmer − integriert werden muss. Wenig verwunderlich, dass die vollständige Umsetzung der Steuerkette immer noch für eine Schlagzeile gut ist.

Die Stadtwerke Münster haben mit Smartoptimo den Metering-Dienstleister im eigenen Haus. Das Joint Venture, das im Jahr 2009 zusammen mit den Stadtwerken Osnabrück gegründet wurde, hat mittlerweile allerdings über 30 Gesellschafter. Zu diesem Kreis gehört auch die Ovag Netz GmbH aus dem hessischen Friedberg, die vor wenigen Wochen bekannt gegeben hat, erstmals einen Steuerbefehl in einer Produktivumgebung ausgeführt zu haben. Der Ende-zu-Ende-Prozess habe beim Netzbetreiber seinen Ausgang und in der Steuerbox im Feld sein Ende gefunden, heißt es in einer Mitteilung von Smartoptimo. Damit habe die Ovag Netz einen Meilenstein im Steuerungsrollout erreicht.

Der Metering-Dienstleister habe Steuerboxen und Gateways mehrerer Hersteller erprobt, heißt es weiter. „Die Kombination verschiedener Systeme funktioniert. Damit ist klar: Steuerung muss nicht aus einer Hand kommen, sondern lässt sich herstellerübergreifend umsetzen“, so Simon Kreutzer, Projektleiter von Smartoptimo. Am Ende entschieden sich die Beteiligten für die Kombination aus einem Smart Meter Gateway von PPC und einer Steuerbox von Theben.

Der Nachweis sei gelungen, dass die Schnittstellen funktionieren und die Steuerbefehle über die gesamte Kette sicher transportiert werden können, betont Christian Hofmann, Head of Metering und IoT beim IT-Dienstleister Robotron. In dessen aEMT-System und dessen Gateway-Administrationssystem wurden die Signale verarbeitet, nachdem sie aus dem Stadtwerkenetz über die sogenannte BDEW-API verschickt worden waren. Daraufhin wurden sie über das Smart Meter Gateway von PPC zur Steuerbox von Theben geleitet. Die Rückmeldung, dass die Steuerung auch tatsächlich stattgefunden hat, durchlief die gesamte Kette in die andere Richtung.

„Wir können die Kette komplett abbilden − jetzt geht es um die Skalierung“, sind sich Simon Kreutzer und David Tetz von der Ovag Netz einig. Für sie sei jetzt entscheidend, dass sie rechtzeitig für die Umsetzung von § 14a EnWG bereitstehen und ihren Kunden die Steuerung ihrer Anlagen ermöglichen.

Die Ovag Netz plant laut Smartoptimo, im laufenden Jahr weitere Steuerboxen auszurollen. Im kommenden Jahr soll die Menge dann 3.000 Stück erreichen. Grundlage dafür sei insbesondere die Automatisierung der Prozesse − vor allem die Abbildung in den ERP-Systemen. So werde der Rollout in größerem Maßstab möglich. „Unser Ziel ist ein stabiler Massen-Rollout ab 2026“, erklärt Projektleiter David Tetz von der Ovag.

Mit im Boot bei der ersten Steuerkette war außerdem noch die Horizonte-Group, die im Juli mit Theben einen Rahmenvertrag für die Rolle als Meter Asset Provider (MAP) unterzeichnet hatte. Bereits im Frühjahr 2025 hatte Horizonte angekündigt, dem wettbewerblichen Messstellenbetreiber Spotmyenergy 50 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld soll in den kommenden beiden Jahren in die Beschaffung moderner Messeinrichtungen, Smart Meter Gateways und Steuerboxen fließen.

Eine ganze Reihe von Meldungen in diesem Jahr zeigen, dass 2025 grundsätzlich noch als Jahr der Vorbereitung gilt, wie es auch der Chef des Smart-Meter-Gateway-Administrators Gwadriga, Michal Sobotka, Anfang des Jahres im Gespräch mit E&M formuliert hatte.

Zu dieser Zeit hatte beispielsweise der IT-Dienstleister Kisters erklärt, die Ad-hoc-Steuerung von Netzbereichen, inklusive der Rückmeldung des Steuererfolgs vom Messstellen- an den Netzbetreiber, umgesetzt zu haben. Das Unternehmen mit Sitz in Aachen hatte unter anderem gemeinsam mit den Stadtwerken Trier die komplette Steuerungskette zu § 14a EnWG erfolgreich getestet.

Erfolgreiche Tests mit Bestandssystemen

Der Smart-Grid-Dienstleister Envelio hatte kurz darauf verlautbart, gemeinsam mit dem IT-Anbieter Robotron die gesamte Prozesskette für die Steuerung nach § 14a EnWG abdecken zu können. Die Partner hätten die Fähigkeiten ihrer Lösung bereits im Netzgebiet der Enervie, an der die Städte Hagen und Lüdenscheid maßgeblich beteiligt sind, erfolgreich demonstriert.

Auch Robotron, PPC und Solar Manager hatten im vergangenen Frühjahr das Steuern in der Niederspannung erfolgreich getestet − und dabei Bestandssysteme genutzt, wie sie betonten. Das Projekt zeige, dass die regulatorischen Anforderungen bereits jetzt erfüllt seien und marktfähige Lösungen schon bereitstünden, erklärte Karen Schmid. „Wer Steuerung umsetzen will, kann also heute loslegen“, so die Teamleiterin CLS-Produkte bei PPC. CLS steht für Controllable Local Systems.

Die Partner haben dabei einen Ansatz des Steuerns gewählt, der von der Bundesnetzagentur in ihrer Festlegung ausdrücklich als Alternative zur direkten Steuerung einzelner Anlagen beschrieben wurde, nämlich das „Steuern“ eines Netzanschlusses. Hier wird ein Wert für den maximalen Leistungsbezug des Netzanschlusses vorgegeben. Hinter dem Netzanschluss kann dann ein Heim-Energiemanagementsystem die einzelnen Verbrauchseinheiten je nach Präferenz des Kunden ausbalancieren.

Während auf der Verbrauchsseite das Steuern derzeit intensiv vorbereitet wird, ist die Regulatorik auf der Erzeugerseite noch nicht vollständig. Hier wartet die Branche auf eine Ermächtigung der Bundesnetzagentur, eine Festlegung zu treffen. Denn § 9 EEG bezieht sich zwar auf die Steuerung von Erzeugungsanlagen ab 7 kW. Bislang ist allerdings nicht klar geregelt, wann eine Erzeugungsanlage gesteuert wird. 

 
Quelle: Smartoptimo

 

Samstag, 1.11.2025, 10:03 Uhr
Fritz Wilhelm
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Quelle: E&M
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2025 steht im Zeichen des Steuer-Rollouts und vor allem im Zeichen der Vorbereitungen. Die Skalierung wird erst 2026 stattfinden.
Anmelden. Einbauen. Profitieren. So beschreiben die Stadtwerke Münster die Schritte im Steuer-Rollout. Ein Erklärvideo, was es mit § 14a EnWG auf sich hat, liefern sie gleich dazu. Denn seit dem 1. Januar 2024 müssen Betreiber von Verbrauchseinrichtungen mit mehr als 4,2 kW, die Strom aus dem Netz beziehen, dem Netzbetreiber das Dimmen ihrer Anlagen im Fall eines drohenden Netzengpasses erlauben. Im Gegenzug erhalten die Betreiber der Wallboxen, Wärmepumpen oder Klimaanlagen eine Netzentgeltermäßigung.
Das Beispiel zeigt, dass das Steuern in der Niederspannung mittlerweile in der Kommunikation der Stadtwerke mit den Haushalten angekommen ist. Doch der Steuer-Rollout steht noch am Anfang, auch wenn, wie in jüngster Zeit, ZVEI und das Forum Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE darauf hingewiesen haben, dass die Voraussetzungen dafür mittlerweile geschaffen sind, zumindest für das Steuern von Verbrauchern: die Regulatorik, zertifizierte Steuerboxen, zertifizierte Smart Meter Gateways. Allerdings haben die Novellierungen des Messstellenbetriebsgesetzes, des Energiewirtschaftsgesetzes und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Februar 2025 noch einmal neue Anforderungen gebracht, die Zeit zur Umsetzung benötigen.
 
Die Schnittstellen funktionieren
 
Metering-Dienstleister, die vor allem kleinere Messstellenbetreiber beraten und beim Rollout begleiten, geben auch zu bedenken, dass die IT-Landschaft für das Steuern komplexer ist als nur für das Messen, nicht zuletzt weil ein sogenanntes aEMT-System − das Akronym steht für „aktiver Externer Marktteilnehmer − integriert werden muss. Wenig verwunderlich, dass die vollständige Umsetzung der Steuerkette immer noch für eine Schlagzeile gut ist.

Die Stadtwerke Münster haben mit Smartoptimo den Metering-Dienstleister im eigenen Haus. Das Joint Venture, das im Jahr 2009 zusammen mit den Stadtwerken Osnabrück gegründet wurde, hat mittlerweile allerdings über 30 Gesellschafter. Zu diesem Kreis gehört auch die Ovag Netz GmbH aus dem hessischen Friedberg, die vor wenigen Wochen bekannt gegeben hat, erstmals einen Steuerbefehl in einer Produktivumgebung ausgeführt zu haben. Der Ende-zu-Ende-Prozess habe beim Netzbetreiber seinen Ausgang und in der Steuerbox im Feld sein Ende gefunden, heißt es in einer Mitteilung von Smartoptimo. Damit habe die Ovag Netz einen Meilenstein im Steuerungsrollout erreicht.

Der Metering-Dienstleister habe Steuerboxen und Gateways mehrerer Hersteller erprobt, heißt es weiter. „Die Kombination verschiedener Systeme funktioniert. Damit ist klar: Steuerung muss nicht aus einer Hand kommen, sondern lässt sich herstellerübergreifend umsetzen“, so Simon Kreutzer, Projektleiter von Smartoptimo. Am Ende entschieden sich die Beteiligten für die Kombination aus einem Smart Meter Gateway von PPC und einer Steuerbox von Theben.

Der Nachweis sei gelungen, dass die Schnittstellen funktionieren und die Steuerbefehle über die gesamte Kette sicher transportiert werden können, betont Christian Hofmann, Head of Metering und IoT beim IT-Dienstleister Robotron. In dessen aEMT-System und dessen Gateway-Administrationssystem wurden die Signale verarbeitet, nachdem sie aus dem Stadtwerkenetz über die sogenannte BDEW-API verschickt worden waren. Daraufhin wurden sie über das Smart Meter Gateway von PPC zur Steuerbox von Theben geleitet. Die Rückmeldung, dass die Steuerung auch tatsächlich stattgefunden hat, durchlief die gesamte Kette in die andere Richtung.

„Wir können die Kette komplett abbilden − jetzt geht es um die Skalierung“, sind sich Simon Kreutzer und David Tetz von der Ovag Netz einig. Für sie sei jetzt entscheidend, dass sie rechtzeitig für die Umsetzung von § 14a EnWG bereitstehen und ihren Kunden die Steuerung ihrer Anlagen ermöglichen.

Die Ovag Netz plant laut Smartoptimo, im laufenden Jahr weitere Steuerboxen auszurollen. Im kommenden Jahr soll die Menge dann 3.000 Stück erreichen. Grundlage dafür sei insbesondere die Automatisierung der Prozesse − vor allem die Abbildung in den ERP-Systemen. So werde der Rollout in größerem Maßstab möglich. „Unser Ziel ist ein stabiler Massen-Rollout ab 2026“, erklärt Projektleiter David Tetz von der Ovag.

Mit im Boot bei der ersten Steuerkette war außerdem noch die Horizonte-Group, die im Juli mit Theben einen Rahmenvertrag für die Rolle als Meter Asset Provider (MAP) unterzeichnet hatte. Bereits im Frühjahr 2025 hatte Horizonte angekündigt, dem wettbewerblichen Messstellenbetreiber Spotmyenergy 50 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld soll in den kommenden beiden Jahren in die Beschaffung moderner Messeinrichtungen, Smart Meter Gateways und Steuerboxen fließen.

Eine ganze Reihe von Meldungen in diesem Jahr zeigen, dass 2025 grundsätzlich noch als Jahr der Vorbereitung gilt, wie es auch der Chef des Smart-Meter-Gateway-Administrators Gwadriga, Michal Sobotka, Anfang des Jahres im Gespräch mit E&M formuliert hatte.

Zu dieser Zeit hatte beispielsweise der IT-Dienstleister Kisters erklärt, die Ad-hoc-Steuerung von Netzbereichen, inklusive der Rückmeldung des Steuererfolgs vom Messstellen- an den Netzbetreiber, umgesetzt zu haben. Das Unternehmen mit Sitz in Aachen hatte unter anderem gemeinsam mit den Stadtwerken Trier die komplette Steuerungskette zu § 14a EnWG erfolgreich getestet.

Erfolgreiche Tests mit Bestandssystemen

Der Smart-Grid-Dienstleister Envelio hatte kurz darauf verlautbart, gemeinsam mit dem IT-Anbieter Robotron die gesamte Prozesskette für die Steuerung nach § 14a EnWG abdecken zu können. Die Partner hätten die Fähigkeiten ihrer Lösung bereits im Netzgebiet der Enervie, an der die Städte Hagen und Lüdenscheid maßgeblich beteiligt sind, erfolgreich demonstriert.

Auch Robotron, PPC und Solar Manager hatten im vergangenen Frühjahr das Steuern in der Niederspannung erfolgreich getestet − und dabei Bestandssysteme genutzt, wie sie betonten. Das Projekt zeige, dass die regulatorischen Anforderungen bereits jetzt erfüllt seien und marktfähige Lösungen schon bereitstünden, erklärte Karen Schmid. „Wer Steuerung umsetzen will, kann also heute loslegen“, so die Teamleiterin CLS-Produkte bei PPC. CLS steht für Controllable Local Systems.

Die Partner haben dabei einen Ansatz des Steuerns gewählt, der von der Bundesnetzagentur in ihrer Festlegung ausdrücklich als Alternative zur direkten Steuerung einzelner Anlagen beschrieben wurde, nämlich das „Steuern“ eines Netzanschlusses. Hier wird ein Wert für den maximalen Leistungsbezug des Netzanschlusses vorgegeben. Hinter dem Netzanschluss kann dann ein Heim-Energiemanagementsystem die einzelnen Verbrauchseinheiten je nach Präferenz des Kunden ausbalancieren.

Während auf der Verbrauchsseite das Steuern derzeit intensiv vorbereitet wird, ist die Regulatorik auf der Erzeugerseite noch nicht vollständig. Hier wartet die Branche auf eine Ermächtigung der Bundesnetzagentur, eine Festlegung zu treffen. Denn § 9 EEG bezieht sich zwar auf die Steuerung von Erzeugungsanlagen ab 7 kW. Bislang ist allerdings nicht klar geregelt, wann eine Erzeugungsanlage gesteuert wird. 

 
Quelle: Smartoptimo

 

Samstag, 1.11.2025, 10:03 Uhr
Fritz Wilhelm

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