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Die Mainova untermauert erneut ihre EU-Klage mit anderen Stadtwerken gegen Eon und RWE. Insbesondere bei der Direktvermarktung sieht sie ein Wettbewerbsproblem.
Eigentlich ging es bei der virtuellen
Pressekonferenz am 31. März um die Bilanzzahlen des Energieversorgers aus Frankfurt am Main. Dass es allein dabei nicht bleiben würde, ließ bereits die Vorab-Presseinformation in einem halbseitigen Abschnitt zum umstrittenen RWE-Eon-Deal vermuten.
"Mit der Fusion erreicht RWE und Eon in ihren jeweiligen Wertschöpfungsstufen eine marktdominierende Stellung" − mit diesen noch eher nüchternen Worten wurde Constantin Alsheimer, der Vorstandvorsitzender der Mainova, in der Unternehmensmitteilung zitiert. Auf der Pressekonferenz füllte Alsheimer diesen Satz dann mit Leben.
"Wir sehen uns konfrontiert mit einem neuen Wettbewerber, der in seiner Dimension und Größe so in Deutschland noch nicht vorhanden war", erklärte Alsheimer. Mithilfe einer Grafik visualisierte er die Marktmacht von Eon. "Sie sehen, dass dieser Spieler auf zwei Drittel der bundesdeutschen Fläche Grundversorger ist und dort die meisten Kunden hat".
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Marktgebiet von Eon in Rot dargestellt Grafik: Mainova AG |
Die Tatsache, dass es bei den Unternehmen eine Trennung gäbe zwischen Netz und Vertrieb einerseits (Eon) und der Erzeugung andererseits (RWE), lasse Alsheimer nicht gelten. "Das ist in Wirklichkeit anders", betonte er. Denn:
Die RWE verfüge über 16 % der Anteile an der neuen Eon, die ihre Marktdominanz über Gebühr betone.
Eine zu starke Marktmacht befürchtet Alsheimer im Energiemarkt der Zukunft: der Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen, die nicht mehr durch die EEG-Umlage vergütet werden, sondern über langfristige Stromlieferverträge (sogenannte PPA − Power Purchase Agreement).
"Wer diese grünen Elektronen im Markt anbieten kann, der gewinnt den Kunden". An wen der größte Stromerzeuger in Deutschland, also RWE, sie vermarkten werde, sei angesichts der 16-%-Beteiligung von RWE an Eon klar, so Alsheimer.
Im Marktgebiet der beiden Unternehmen gäbe es neben der größten Kundenzahl die meisten Skalierungseffekte sowie viele grüne Kraftwerke, die für das Zukunftsgeschäft der direkten Vermarktung an den Kunden prädestiniert seien.
"Wir glauben, dass dies die dezentrale Energiewende ein Stück weit konterkariert und eher schädlich für den Markt ist", so Alsheimer. "Wir wissen nicht, wofür diese Fusion wirklich gut ist, insbesondere da die dezentrale Energiewende anders strukturiert ist". Daher klage die Mainova zusammen mit anderen Stadtwerken gegen "diese Konstruktion".
Zu den Klägern gehören
Eins Energie (Chemnitz), Enercity (Hannover), GGEW (Bensheim), EVH (Halle), Teag (Erfurt) sowie der Energieverbund Dresden, die Leipziger Stadtwerke und die Stadtwerke Frankfurt, die Stadtwerke Hameln sowie die Naturstrom AG.
März 2018 − RWE und Eon geben ihren Deal bekannt. Kern des Geschäfts ist die Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy, deren Vertriebs- und Netzgeschäft von Eon übernommen werden. Im Gegenzug bekommt RWE das erneuerbare Erzeugungsgeschäft von Eon und zudem Anteile an dem Versorger.
Juli 2019 − Verschiedene Unternehmen kündigen an, eine mögliche Zustimmung der EU-Kommission gerichtlich prüfen zu lassen.
September 2019 − Brüssel gibt das finale Go für das Geschäft von RWE und Eon
Mai 2020 − Elf Unternehmen reichen die erste Klage ein. Sie stören sich an der Entscheidung der EU-Kommission, "die Fusion ohne nennenswerte Auflagen freigegeben zu haben". Sie kritisieren vor allem die Übernahme der Eon-Erzeugungsleistung in das RWE-Kraftwerksportfolio
Februar 2021 − Die elf Unternehmen reichen die zweite Klage beim Europäischen Gericht (EuG) ein. Diese greift vor allem die Übernahme des Vertriebs und des Netzes von RWE durch den Eon-Konzern auf
Donnerstag, 1.04.2021, 09:52 Uhr
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