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Energie & Management > Europaeische Union - Gutes Zeugnis für das ETS
Bild: Shutterstock, AB Visual Arts
Europaeische Union

Gutes Zeugnis für das ETS

Der europäische Emissionshandel hat die in ihn gesetzten Erwartungen auch in der dritten Handelsperiode (2012-2020) weitgehend erfüllt.
Die positive Bilanz geht aus dem jüngsten ETS-Bericht hervor, der am 15. April vorgestellt wurde. Obwohl das ETS mit einem großen Überhang an Zertifikaten aus der zweiten Phase kam, die Preise überwiegend niedrig waren und das Angebot wiederholt nachgesteuert werden musste, wurden die anvisierten Umweltziele mehr als erreicht.

Die vom ETS erfassten Anlagen stießen im letzten Jahr 1.368 Mio. Tonnen (Mt) CO2 aus, das waren 10,6 % weniger als im Vorjahr und 42,1 % weniger als 2005. Sie unterschritten die zulässige Obergrenze (Cap=1.816 Mt) um 448 Mt. Über die gesamte dritte Handelsperiode sanken die Emissionen im ETS um 75 Mt (3,9 %) pro Jahr, doppelt so schnell wie das Cap, das um 36 Mt (1,7 %) pa abgesenkt wurde.

Zwischen den einzelnen Sektoren gab es erhebliche Unterschiede. Die Emissionen der Kraftwerke sanken mit 5,6 % pa am stärksten und betrugen 2020 nur 60 % des Niveaus von 2005. In der Industrie gingen die Emissionen deutlich weniger zurück, in der Metallindustrie auf 80 %, in der Zementindustrie lagen sie sogar über dem Niveau von 2005.

Die Emissionsintensität änderte sich seit 2013 in der Industrie nur wenig, in der Energiewirtschaft gab es einen kontinuierlichen Abwärtstrend von 380 Gramm CO2 pro kWh auf 220 Gramm/kWh.

Umweltziele „kosten-effektiv und wirtschaftlich effizient“ erreicht

Ökonomisch habe das ETS die Erwartungen jedenfalls teilweise erfüllt, schreiben die Autoren, in dem Sinn, dass die anvisierten Umweltziele „kosteneffektiv und wirtschaftlich effizient“ erreicht wurden. Der Rückgang der Emissionen in der Elektrizitätswirtschaft gehe zwar vor allem auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurück. Dieser Effekt sei durch den Nachfragerückgang im letzten Jahr noch einmal verstärkt worden.

Die in den letzten Jahren gestiegenen Preise im ETS hätten jedoch dazu geführt, dass Kohle in zunehmendem Maß durch Gas als Brennstoff verdrängt wurde. In Deutschland etwa ging die Stromerzeugung aus Braunkohle im letzten Jahr um 19 %, aus Steinkohle sogar um 22 % zurück. Gas legte dagegen um 33 % zu.

Einen wichtigen Beitrag leisten nach dem Bericht die Einnahmen aus der Versteigerung von Emissionsrechten (Zertifikaten). Die Mitgliedsstaaten sollen mindestens die Hälfte dieser Einnahmen für den Klimaschutz einsetzen. 2020 stiegen die Einnahmen kräftig von 14,6 auf 19,2 Mrd. Euro. Allerdings vor allem aufgrund der letzten Versteigerung der verbleibenden britischen Zertifikate für 2019 und 2020. Die Einnahmen der verbleibenden Mitgliedsstaaten stiegen aber immer noch um 13 %. Insgesamt nahmen sie in der dritten Handelsperiode 69 Mrd. Euro ein. Davon wurden 80 % für den Klimaschutz verwendet.

Die Autoren gehen davon aus, dass in der 4. Handelsperiode (2021-2030) noch mehr Geld aus dem ETS für den Klimaschutz zur Verfügung steht. Dafür sprächen die steigenden Preise für Zertifikate und die Aufstockung des Modernisierungsfonds der EU auf 450 Mio. Zertifikate. Davon werde vor allem die Industrie profitieren, deren Wettbewerbsfähigkeit durch steigende direkte und indirekte Kosten bedroht werde.

Die Industrie erhielt seit der Einführung des ETS (2006) 966 Millionen Gratiszertifikate mehr als ihre tatsächlichen Emissionen ausmachten. Dieser Überschuss ist inzwischen in ein Defizit übergegangen, weil nur noch die modernsten Anlagen alle Zertifikate umsonst erhalten. Seit 2014 musste die Industrie 15 Mio. Zertifikate mehr einreichen, als sie gratis erhielt.

​Zertifikate werden knapper

Das Angebot an Zertifikaten ist in der 3. Handelsperiode knapper geworden. Zu Beginn herrschte wegen des Konjunktureinbruchs aus der Finanzkrise und durch den Zustrom internationaler Zertifikate ein Überschuss. 2013 befanden sich mehr als 2,1 Mrd. Zertifikate im Umlauf, die Emissionen im ersten Jahr der 3. Handelsperiode beliefen sich aber nur auf 1,9 Mrd. Tonnen. Im letzten Jahr standen Emissionen von 1,37 Mrd. Tonnen noch 1,48 Mrd. Zertifikate gegenüber.

Die Autoren des Berichtes gehen davon aus, dass sich das Angebot in der vierten Handelsperiode weiter verknappen wird. Sie erwarten, dass das Cap für die Emissionen der Industrie und der Energiewirtschaft im Rahmen des von Brüssel verkündeten Klimapaktes schneller gesenkt wird als bisher vorgesehen. Die Modalitäten dafür sind zwar noch unklar. In der Kommission wird aber darüber nachgedacht, mehr Sektoren und Anlagen als bisher in das ETS einzubeziehen.

Die Preise für Zertifikate würden deswegen weiter steigen, vermuten die Autoren. 2030 müsse mit 80 Euro oder mehr pro Tonne CO2 gerechnet werden.

Der ETS-Bericht wird jedes Jahr von der Brüsseler Denkfabrik ERCST, Bloomberg NEF, dem Wegener Center der Uni Graz und der Unternehmensberatung Ecoact erstellt und kann im Internet heruntergeladen werden.

Freitag, 16.04.2021, 08:44 Uhr
Tom Weingärtner
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Gutes Zeugnis für das ETS
Der europäische Emissionshandel hat die in ihn gesetzten Erwartungen auch in der dritten Handelsperiode (2012-2020) weitgehend erfüllt.
Die positive Bilanz geht aus dem jüngsten ETS-Bericht hervor, der am 15. April vorgestellt wurde. Obwohl das ETS mit einem großen Überhang an Zertifikaten aus der zweiten Phase kam, die Preise überwiegend niedrig waren und das Angebot wiederholt nachgesteuert werden musste, wurden die anvisierten Umweltziele mehr als erreicht.

Die vom ETS erfassten Anlagen stießen im letzten Jahr 1.368 Mio. Tonnen (Mt) CO2 aus, das waren 10,6 % weniger als im Vorjahr und 42,1 % weniger als 2005. Sie unterschritten die zulässige Obergrenze (Cap=1.816 Mt) um 448 Mt. Über die gesamte dritte Handelsperiode sanken die Emissionen im ETS um 75 Mt (3,9 %) pro Jahr, doppelt so schnell wie das Cap, das um 36 Mt (1,7 %) pa abgesenkt wurde.

Zwischen den einzelnen Sektoren gab es erhebliche Unterschiede. Die Emissionen der Kraftwerke sanken mit 5,6 % pa am stärksten und betrugen 2020 nur 60 % des Niveaus von 2005. In der Industrie gingen die Emissionen deutlich weniger zurück, in der Metallindustrie auf 80 %, in der Zementindustrie lagen sie sogar über dem Niveau von 2005.

Die Emissionsintensität änderte sich seit 2013 in der Industrie nur wenig, in der Energiewirtschaft gab es einen kontinuierlichen Abwärtstrend von 380 Gramm CO2 pro kWh auf 220 Gramm/kWh.

Umweltziele „kosten-effektiv und wirtschaftlich effizient“ erreicht

Ökonomisch habe das ETS die Erwartungen jedenfalls teilweise erfüllt, schreiben die Autoren, in dem Sinn, dass die anvisierten Umweltziele „kosteneffektiv und wirtschaftlich effizient“ erreicht wurden. Der Rückgang der Emissionen in der Elektrizitätswirtschaft gehe zwar vor allem auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurück. Dieser Effekt sei durch den Nachfragerückgang im letzten Jahr noch einmal verstärkt worden.

Die in den letzten Jahren gestiegenen Preise im ETS hätten jedoch dazu geführt, dass Kohle in zunehmendem Maß durch Gas als Brennstoff verdrängt wurde. In Deutschland etwa ging die Stromerzeugung aus Braunkohle im letzten Jahr um 19 %, aus Steinkohle sogar um 22 % zurück. Gas legte dagegen um 33 % zu.

Einen wichtigen Beitrag leisten nach dem Bericht die Einnahmen aus der Versteigerung von Emissionsrechten (Zertifikaten). Die Mitgliedsstaaten sollen mindestens die Hälfte dieser Einnahmen für den Klimaschutz einsetzen. 2020 stiegen die Einnahmen kräftig von 14,6 auf 19,2 Mrd. Euro. Allerdings vor allem aufgrund der letzten Versteigerung der verbleibenden britischen Zertifikate für 2019 und 2020. Die Einnahmen der verbleibenden Mitgliedsstaaten stiegen aber immer noch um 13 %. Insgesamt nahmen sie in der dritten Handelsperiode 69 Mrd. Euro ein. Davon wurden 80 % für den Klimaschutz verwendet.

Die Autoren gehen davon aus, dass in der 4. Handelsperiode (2021-2030) noch mehr Geld aus dem ETS für den Klimaschutz zur Verfügung steht. Dafür sprächen die steigenden Preise für Zertifikate und die Aufstockung des Modernisierungsfonds der EU auf 450 Mio. Zertifikate. Davon werde vor allem die Industrie profitieren, deren Wettbewerbsfähigkeit durch steigende direkte und indirekte Kosten bedroht werde.

Die Industrie erhielt seit der Einführung des ETS (2006) 966 Millionen Gratiszertifikate mehr als ihre tatsächlichen Emissionen ausmachten. Dieser Überschuss ist inzwischen in ein Defizit übergegangen, weil nur noch die modernsten Anlagen alle Zertifikate umsonst erhalten. Seit 2014 musste die Industrie 15 Mio. Zertifikate mehr einreichen, als sie gratis erhielt.

​Zertifikate werden knapper

Das Angebot an Zertifikaten ist in der 3. Handelsperiode knapper geworden. Zu Beginn herrschte wegen des Konjunktureinbruchs aus der Finanzkrise und durch den Zustrom internationaler Zertifikate ein Überschuss. 2013 befanden sich mehr als 2,1 Mrd. Zertifikate im Umlauf, die Emissionen im ersten Jahr der 3. Handelsperiode beliefen sich aber nur auf 1,9 Mrd. Tonnen. Im letzten Jahr standen Emissionen von 1,37 Mrd. Tonnen noch 1,48 Mrd. Zertifikate gegenüber.

Die Autoren des Berichtes gehen davon aus, dass sich das Angebot in der vierten Handelsperiode weiter verknappen wird. Sie erwarten, dass das Cap für die Emissionen der Industrie und der Energiewirtschaft im Rahmen des von Brüssel verkündeten Klimapaktes schneller gesenkt wird als bisher vorgesehen. Die Modalitäten dafür sind zwar noch unklar. In der Kommission wird aber darüber nachgedacht, mehr Sektoren und Anlagen als bisher in das ETS einzubeziehen.

Die Preise für Zertifikate würden deswegen weiter steigen, vermuten die Autoren. 2030 müsse mit 80 Euro oder mehr pro Tonne CO2 gerechnet werden.

Der ETS-Bericht wird jedes Jahr von der Brüsseler Denkfabrik ERCST, Bloomberg NEF, dem Wegener Center der Uni Graz und der Unternehmensberatung Ecoact erstellt und kann im Internet heruntergeladen werden.

Freitag, 16.04.2021, 08:44 Uhr
Tom Weingärtner

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