Quelle: Guido Bröer
Im Jahr 2021 ist nur eine einzige Solarthermieanlage an einem Fernwärmenetz bundesweit in Betrieb gegangen. Eine seit Monaten ausstehende Förderung blockiert den Markt.
Die Kollektoranlage der Stadtwerke Mühlhausen mit 5.691 m2 Bruttokollektorfläche wurde als einzige solarthermische Anlage im vergangenen Jahr an ein Wärmenetz angeschlossen, teilte das Steinbeis Forschungszentrum für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme (Solites) mit. Im Vorjahr wurden von Fernwärmeversorgern mehr als 31.000 m2 in Betrieb genommen.
Für die große Zurückhaltung ist neben der Rohstoffknappheit besonders die Verzögerung der noch ausstehenden Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) verantwortlich. "Ein mehrfach angekündigtes Förderprogramm, das nicht kommt, blockiert den Markt, da mögliche Investoren auf dieses Förderprogramm warten", sagt Dirk Mangold, Institutsleiter des Steinbeis Forschungsinstituts Solites. Das BEW verspricht eine bessere Förderung als das aktuelle Förderprogramm.
Allerdings, so Solites, stehen aktuell mehrere große Anlagen mit etwa 38.000 m2 kurz vor der Fertigstellung, sodass sie in den kommenden Monaten mit der Wärmelieferung beginnen können. Aktuell können 45 solarthermische Großanlagen mit einer Bruttokollektorfläche von 112.325 m2 in deutschen Fernwärmenetzen eine Spitzenleistung von rund 79 MW erzeugen.
Daran zeige sich aber auch, dass das Projektgeschäft mit großer Solarthermie bundesweit noch immer am Anfang stehe. Die Projekte würden immer größer, bald gehe in Greifswald die mit über 18.000 m2 leistungsstärkste Solarthermieanlage Deutschlands in Betrieb. Die Anlage in Greifswald ist Teil einer innovativen KWK-Anlage. Eine kleinere Solarthermie-Anlage, ebenfalls Teil eines iKWK-Systems, errichten derzeit die Stadtwerke Lemgo. Die iKWK-Anlage wird dort ergänzt durch Vakuum-Röhrenkollektoren.
Aktuelle Marktsituation exemplarisch für gesamte Fernwärmebranche
Die aktuelle Marktsituation der großen Solarthermie ist nach Ansicht von Mangold symptomatisch für die Investitionszurückhaltung der gesamten Fernwärmebranche. Die Wärmeversorger warten auf die bereits von der Vorgänger-Bundesregierung angekündigten neuen Bundesförderung Effiziente Wärmenetze. Doch die Förderrichtlinie der Bundesregierung, die für Solarthermie und Großwärmepumpen attraktive Betriebskostenzuschüsse in Aussicht stellt, wartet auf die erforderliche Genehmigung der EU-Kommission.
Solarthermie- und Fernwärmeunternehmen hoffen nun, dass mit den kurz vor Weihnachten 2021 bekannt gegebenen neuen Leitlinien für Klima-, Umwelt- und Energiebeihilfen (KUEBLL) der EU-Kommission bald grünes Licht für die BEW-Förderung in Deutschland gegeben wird. "Damit wird sich der Investitionsstau auflösen und viele avisierte Solarthermieprojekte werden in die Umsetzung gehen", sagt Branchenkenner Mangold.
Bis zum Inkrafttreten der neuen BEW-Förderung soll das bisherige Förderprogramm "Wärmenetze 4.0" bestehen bleiben.
Donnerstag, 17.02.2022, 11:46 Uhr
Heidi Roider
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