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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Diversifizieren – nach Russland
Quelle: Fotolia / tomas
E&M Vor 20 Jahren

Diversifizieren – nach Russland

Auch vor 20 Jahren war die Erdgasversorgung ein wesentliches Thema in der Branche und der Öffentlichkeit. Russland lag damals gleich um die Ecke.
Im Jahr 2005 wurde intensiv darüber diskutiert, wie bedeutsam der direkte Zugang zu Erdgasvorkommen für die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands ist. Dabei richtete sich der Blick zum einen auf die inländischen Vorkommen, aber auch auf die partnerschaftliche Exploration in Russland, wie E&M-Redakteur Peter Focht damals berichtete.
 
Einheimische Vorkommen gelten als sicher. Zuletzt kamen knapp 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus heimischen Quellen, die zu mehr als 90 Prozent in Niedersachsen zu finden sind. Doch diese Vorkommen sind langsam am Versiegen, auch wenn mit immer mehr technischem Aufwand und Raffinesse im Untergrund nach dem wertvollen Energieträger gefahndet wird. Es werde zunehmend schwieriger, neue Gasmengen zu erschließen, stellt Gernot Kalkoffen fest. Der Chef der ExxonMobil Central Europe Holding GmbH in Hamburg ist auch Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG), dem die in Deutschland tätigen Gasförderfirmen angehören. Zu diesen Firmen zählen zum einen internationale Konzerne wie ExxonMobil, Shell und Gaz de France, aber auch deutsche Akteure wie RWE Dea, die EWE AG und Wintershall. Die Branche hoffe, die Förderung in diesem Jahr zumindest konstant halten zu können, erklärt Kalkoffen.

Zugang zu den Quellen durch Kooperationen mit Gazprom

Im Jahr 2004 waren die Fördermengen im Inland um 7,5 % zurückgegangen. Die deutschen Erdgasproduzenten holten 19,5 Mrd. m3 Erdgas aus dem einheimischen Boden. Im letzten Jahr sei es nicht gelungen, die Entnahme aus der laufenden Förderung mit der Entwicklung neuer Reserven auszugleichen, hat der WEG errechnet. „Für die Zukunft der Erdgas- und Erdölförderung in Deutschland kommt es darauf an, die Nutzungsdauer der vorhandenen Reserven auszuweiten und neue Reserven zu entwickeln“, erklärt Kalkoffen. Dies sei nur mit immensem technischem und finanziellem Aufwand erreichbar. Hauptsächlich in der deutschen Nordsee werden noch – relativ schwer zu erschließende – Gasschätze vermutet.

Bei der Erdgasproduktion im Ausland haben die deutschen Produzenten 2004 um fast 12 Prozent zugelegt. Einer der wichtigsten deutschen Akteure im ausländischen Explorations- und Produktionsgeschäft ist die Wintershall AG, die Erdgas nicht nur in Deutschland und den Niederlanden fördert, sondern ab 2008 auch als erstes deutsches Unternehmen zusammen mit der russischen Gazprom jährlich 7 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Achimov-Vorkommen in Sibirien fördern wird. Diese Aktivität versteht man bei Wintershall als Beitrag zur Energiesicherheit Deutschlands.

Der erneute Rückgang der Erdgasreserven im Inland zeige deutlich, dass Deutschland künftig vermehrt auf Importe bauen müsse, so der WEG. Weil der Erdgasbedarf in Deutschland und Europa allen Vorhersagen nach auch noch kontinuierlich ansteigen wird, drängen zunehmend auch Unternehmen upstream, also an die Quellen, die sich bislang nur als Importeure verstanden. Allen voran der Eon-Konzern. Vorstandschef Bernotat führte schon selbst Gespräche in Moskau. Der Gazprom-Aktionär Eon Ruhrgas soll seine langjährigen Geschäftsbeziehungen mit den russischen Partnern dafür einsetzen. Geld ist da. Eon hat bei der Übernahme von Ruhrgas 6 bis 8 Milliarden Euro für Investitionen bereitgelegt, die auch in Upstream-Aktivitäten investiert werden könnten. Doch nicht nur Ruhrgas-Konkurrent Wintershall weist mit Recht darauf hin, dass Ruhrgas in eine mögliche Produktionspartnerschaft mit Gazprom keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich einbringen könne. Neben Eon ist sich auch RWE der zunehmenden Importabhängigkeit beim Erdgas bewusst und führt ebenso Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Gazprom auf dem Gebiet der Produktion. Die russischen Erdgasvorkommen liegen als Ersatz für die versiegenden inländischen Vorkommen und als Reservoir für den steigenden Bedarf buchstäblich am nächsten.
 

Freitag, 18.04.2025, 16:53 Uhr
Peter Focht
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E&M Vor 20 Jahren
Diversifizieren – nach Russland
Auch vor 20 Jahren war die Erdgasversorgung ein wesentliches Thema in der Branche und der Öffentlichkeit. Russland lag damals gleich um die Ecke.
Im Jahr 2005 wurde intensiv darüber diskutiert, wie bedeutsam der direkte Zugang zu Erdgasvorkommen für die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands ist. Dabei richtete sich der Blick zum einen auf die inländischen Vorkommen, aber auch auf die partnerschaftliche Exploration in Russland, wie E&M-Redakteur Peter Focht damals berichtete.
 
Einheimische Vorkommen gelten als sicher. Zuletzt kamen knapp 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus heimischen Quellen, die zu mehr als 90 Prozent in Niedersachsen zu finden sind. Doch diese Vorkommen sind langsam am Versiegen, auch wenn mit immer mehr technischem Aufwand und Raffinesse im Untergrund nach dem wertvollen Energieträger gefahndet wird. Es werde zunehmend schwieriger, neue Gasmengen zu erschließen, stellt Gernot Kalkoffen fest. Der Chef der ExxonMobil Central Europe Holding GmbH in Hamburg ist auch Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG), dem die in Deutschland tätigen Gasförderfirmen angehören. Zu diesen Firmen zählen zum einen internationale Konzerne wie ExxonMobil, Shell und Gaz de France, aber auch deutsche Akteure wie RWE Dea, die EWE AG und Wintershall. Die Branche hoffe, die Förderung in diesem Jahr zumindest konstant halten zu können, erklärt Kalkoffen.

Zugang zu den Quellen durch Kooperationen mit Gazprom

Im Jahr 2004 waren die Fördermengen im Inland um 7,5 % zurückgegangen. Die deutschen Erdgasproduzenten holten 19,5 Mrd. m3 Erdgas aus dem einheimischen Boden. Im letzten Jahr sei es nicht gelungen, die Entnahme aus der laufenden Förderung mit der Entwicklung neuer Reserven auszugleichen, hat der WEG errechnet. „Für die Zukunft der Erdgas- und Erdölförderung in Deutschland kommt es darauf an, die Nutzungsdauer der vorhandenen Reserven auszuweiten und neue Reserven zu entwickeln“, erklärt Kalkoffen. Dies sei nur mit immensem technischem und finanziellem Aufwand erreichbar. Hauptsächlich in der deutschen Nordsee werden noch – relativ schwer zu erschließende – Gasschätze vermutet.

Bei der Erdgasproduktion im Ausland haben die deutschen Produzenten 2004 um fast 12 Prozent zugelegt. Einer der wichtigsten deutschen Akteure im ausländischen Explorations- und Produktionsgeschäft ist die Wintershall AG, die Erdgas nicht nur in Deutschland und den Niederlanden fördert, sondern ab 2008 auch als erstes deutsches Unternehmen zusammen mit der russischen Gazprom jährlich 7 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Achimov-Vorkommen in Sibirien fördern wird. Diese Aktivität versteht man bei Wintershall als Beitrag zur Energiesicherheit Deutschlands.

Der erneute Rückgang der Erdgasreserven im Inland zeige deutlich, dass Deutschland künftig vermehrt auf Importe bauen müsse, so der WEG. Weil der Erdgasbedarf in Deutschland und Europa allen Vorhersagen nach auch noch kontinuierlich ansteigen wird, drängen zunehmend auch Unternehmen upstream, also an die Quellen, die sich bislang nur als Importeure verstanden. Allen voran der Eon-Konzern. Vorstandschef Bernotat führte schon selbst Gespräche in Moskau. Der Gazprom-Aktionär Eon Ruhrgas soll seine langjährigen Geschäftsbeziehungen mit den russischen Partnern dafür einsetzen. Geld ist da. Eon hat bei der Übernahme von Ruhrgas 6 bis 8 Milliarden Euro für Investitionen bereitgelegt, die auch in Upstream-Aktivitäten investiert werden könnten. Doch nicht nur Ruhrgas-Konkurrent Wintershall weist mit Recht darauf hin, dass Ruhrgas in eine mögliche Produktionspartnerschaft mit Gazprom keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich einbringen könne. Neben Eon ist sich auch RWE der zunehmenden Importabhängigkeit beim Erdgas bewusst und führt ebenso Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Gazprom auf dem Gebiet der Produktion. Die russischen Erdgasvorkommen liegen als Ersatz für die versiegenden inländischen Vorkommen und als Reservoir für den steigenden Bedarf buchstäblich am nächsten.
 

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Peter Focht

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