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Energie & Management > Biogas - Bund will Hürden für Biomethan abbauen
Biomethanleitung. Quelle: Stadtwerke Trier
Biogas

Bund will Hürden für Biomethan abbauen

Die Bundesregierung will angesichts der Gaskrise das Potenzial heimischen Biogases stärker nutzen als bisher. Staatssekretär Patrick Graichen will dazu bestehende Hemmnisse abbauen. 
Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), hat bei einem Gespräch bei den Berliner Energietagen angekündigt, dass mehr Biomethan als Ersatz für Erdgas genutzt werden soll. Hier werde die Bundesregierung gesetzgeberisch im Rahmen einer Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) tätig werden, so Graichen am 24. August. Es sollen vor allem bestehende Hemmnisse, wie etwa Größenbegrenzungen, abgeschafft werden.

Die Energiewirtschaft begrüßt den Schritt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, dass die Branche nun schnell einen Regulierungsrahmen bekommt, der es ermöglicht, die „bislang ungenutzten Potenziale in der Erzeugung von Biomethan zu heben“, sagte Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae am 25. August. „Bis zum Jahr 2030 könnten in Deutschland nach unserer Einschätzung pro Jahr 100 Terawattstunden Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist werden. Dies entspricht etwa einem Fünftel der Erdgasmenge, die Deutschland im vergangenen Jahr an russischem Erdgas verbraucht hat.“

Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK) sowie der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) werten die Ankündigung des Staatssekretärs ebenfalls als richtiges Signal. „Zusätzlich zu einer Aufhebung der Begrenzung der jährlichen Maximalproduktion von Biogasanlagen müssen Schritte unternommen werden, die dazu führen, dass mehr Biogas zu Biomethan aufbereitet wird und eine Einspeisung des Biomethans ins Gasnetz erfolgt“, teilte DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke am 25. August auf Nachfrage der Redaktion mit. Anlagen sollen also künftig vermehrt ins Erdgasnetz einspeisen und nur dann noch Strom „erzeugen, wenn dieser – etwa zur Residuallast-Abdeckung – wirklich gebraucht wird“, so BKWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl.

Eine Anpassung der Anschlusskosten für Rohbiogas-Leitungen und eine Privilegierung von Biogas-Aufbereitungsanlagen sind für den DVGW ebenfalls wichtige Maßnahmen. Linke: „Um auch die Umrüstung kleinerer Anlagen auf die Gasaufbereitung zu unterstützen, sollte die Installation der Aufbereitungstechnik sowie die Errichtung von Sammelleitungen mit Investitionszuschüssen gefördert werden.“

Biogasanlagen sollen verstärkt ins Gasnetz einspeisen

In Deutschland werden derzeit etwa 9.400 Biogasanlagen betrieben, die Rohbiogas erzeugen. Jedoch wird lediglich ein kleiner Teil bislang zu Biomethan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist. Die Anlagen produzieren derzeit jährlich 85 Mrd. kWh Strom und Wärme an Ort und Stelle und speisen darüber hinaus 10 Mrd. kWh ins Gasnetz ein, so das Hauptstadtbüro Bioenergie. Die meisten Anlagen produzierten wegen verschiedener Beschränkungen aber nicht die technisch maximal mögliche Biogasmenge.

Ein verstärkter Umstieg auf die Biogasaufbereitung und Einspeisung ins vorhandene Gasnetz sollte laut dem DVGW parallel zum Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung erfolgen. Zum einen würden die EEG-Anlagen, die nach 20 Jahren aus der Vergütung fallen, eine Weiterbetriebsperspektive erhalten, zum anderen könnten zusätzliche Mengen an klimafreundlichem Gas bereitgestellt werden.

Auch der KWK-Branchenverband präferiert die Einspeisung ins Gasnetz und hat dazu ebenfalls Vorschläge:
  • Sofern eine Genehmigung einer Biogasanlage ansteht, soll die Baugenehmigung auch eine Wärmeleitplanung für Nahwärmenetze umfassen, damit die Verstromungsanlagen einen Gesamtwirkungsgrad von über 80 % erreichen. Zu prüfen sei auch, ob sich Holz- oder Biomasse-Vergasungsanlagen in ein Wärmekonzept einbinden lassen.
  • Alle biogenen Rest- und Abfallstoffe sollten künftig erst vergast und danach kompostiert werden, um das Potenzial für Biomethan zu erhöhen.
  • Neue Anschlüsse für Biomethan-Erzeugungsanlagen müssen innerhalb von einem Jahr vom Netzbetreiber an das Gasnetz angeschlossen werden.
Ein gelungenes Beispiel, so BKWK-Präsident Stahl, hätten die Stadtwerke Trier umgesetzt: Die Biogaspartner Bitburg GmbH hat am Flugplatz Bitburg im Jahr 2020 eine Biogas-Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Sie veredelt das Rohbiogas aus mehreren regionalen Anlagen. Die SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH hat dazu ein 45 km langes Biogasnetz aufgebaut. Mit der Einspeisung in das bereits vorhandene Erdgasnetz kann die Energie flexibel in der Region verwendet werden, zum Beispiel zum Heizen, für den Betrieb von KWK-Anlagen oder als Kraftstoff für Nutzfahrzeuge.

Der DVGW hat seine Punkte in einer Stellungnahme vom 19. August zur Kurzfristenergiesicherungsverordnung (EnSikuV) und Mittelfristenergiesicherungsverordnung (EnSimiV) veröffentlicht. Ein 10-Punkte-Programm zur verstärkten Biomethan-Einspeisung hat der BDEW erarbeitet.

Donnerstag, 25.08.2022, 16:22 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Biogas - Bund will Hürden für Biomethan abbauen
Biomethanleitung. Quelle: Stadtwerke Trier
Biogas
Bund will Hürden für Biomethan abbauen
Die Bundesregierung will angesichts der Gaskrise das Potenzial heimischen Biogases stärker nutzen als bisher. Staatssekretär Patrick Graichen will dazu bestehende Hemmnisse abbauen. 
Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), hat bei einem Gespräch bei den Berliner Energietagen angekündigt, dass mehr Biomethan als Ersatz für Erdgas genutzt werden soll. Hier werde die Bundesregierung gesetzgeberisch im Rahmen einer Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) tätig werden, so Graichen am 24. August. Es sollen vor allem bestehende Hemmnisse, wie etwa Größenbegrenzungen, abgeschafft werden.

Die Energiewirtschaft begrüßt den Schritt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, dass die Branche nun schnell einen Regulierungsrahmen bekommt, der es ermöglicht, die „bislang ungenutzten Potenziale in der Erzeugung von Biomethan zu heben“, sagte Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae am 25. August. „Bis zum Jahr 2030 könnten in Deutschland nach unserer Einschätzung pro Jahr 100 Terawattstunden Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist werden. Dies entspricht etwa einem Fünftel der Erdgasmenge, die Deutschland im vergangenen Jahr an russischem Erdgas verbraucht hat.“

Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK) sowie der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) werten die Ankündigung des Staatssekretärs ebenfalls als richtiges Signal. „Zusätzlich zu einer Aufhebung der Begrenzung der jährlichen Maximalproduktion von Biogasanlagen müssen Schritte unternommen werden, die dazu führen, dass mehr Biogas zu Biomethan aufbereitet wird und eine Einspeisung des Biomethans ins Gasnetz erfolgt“, teilte DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke am 25. August auf Nachfrage der Redaktion mit. Anlagen sollen also künftig vermehrt ins Erdgasnetz einspeisen und nur dann noch Strom „erzeugen, wenn dieser – etwa zur Residuallast-Abdeckung – wirklich gebraucht wird“, so BKWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl.

Eine Anpassung der Anschlusskosten für Rohbiogas-Leitungen und eine Privilegierung von Biogas-Aufbereitungsanlagen sind für den DVGW ebenfalls wichtige Maßnahmen. Linke: „Um auch die Umrüstung kleinerer Anlagen auf die Gasaufbereitung zu unterstützen, sollte die Installation der Aufbereitungstechnik sowie die Errichtung von Sammelleitungen mit Investitionszuschüssen gefördert werden.“

Biogasanlagen sollen verstärkt ins Gasnetz einspeisen

In Deutschland werden derzeit etwa 9.400 Biogasanlagen betrieben, die Rohbiogas erzeugen. Jedoch wird lediglich ein kleiner Teil bislang zu Biomethan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist. Die Anlagen produzieren derzeit jährlich 85 Mrd. kWh Strom und Wärme an Ort und Stelle und speisen darüber hinaus 10 Mrd. kWh ins Gasnetz ein, so das Hauptstadtbüro Bioenergie. Die meisten Anlagen produzierten wegen verschiedener Beschränkungen aber nicht die technisch maximal mögliche Biogasmenge.

Ein verstärkter Umstieg auf die Biogasaufbereitung und Einspeisung ins vorhandene Gasnetz sollte laut dem DVGW parallel zum Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung erfolgen. Zum einen würden die EEG-Anlagen, die nach 20 Jahren aus der Vergütung fallen, eine Weiterbetriebsperspektive erhalten, zum anderen könnten zusätzliche Mengen an klimafreundlichem Gas bereitgestellt werden.

Auch der KWK-Branchenverband präferiert die Einspeisung ins Gasnetz und hat dazu ebenfalls Vorschläge:
  • Sofern eine Genehmigung einer Biogasanlage ansteht, soll die Baugenehmigung auch eine Wärmeleitplanung für Nahwärmenetze umfassen, damit die Verstromungsanlagen einen Gesamtwirkungsgrad von über 80 % erreichen. Zu prüfen sei auch, ob sich Holz- oder Biomasse-Vergasungsanlagen in ein Wärmekonzept einbinden lassen.
  • Alle biogenen Rest- und Abfallstoffe sollten künftig erst vergast und danach kompostiert werden, um das Potenzial für Biomethan zu erhöhen.
  • Neue Anschlüsse für Biomethan-Erzeugungsanlagen müssen innerhalb von einem Jahr vom Netzbetreiber an das Gasnetz angeschlossen werden.
Ein gelungenes Beispiel, so BKWK-Präsident Stahl, hätten die Stadtwerke Trier umgesetzt: Die Biogaspartner Bitburg GmbH hat am Flugplatz Bitburg im Jahr 2020 eine Biogas-Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Sie veredelt das Rohbiogas aus mehreren regionalen Anlagen. Die SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH hat dazu ein 45 km langes Biogasnetz aufgebaut. Mit der Einspeisung in das bereits vorhandene Erdgasnetz kann die Energie flexibel in der Region verwendet werden, zum Beispiel zum Heizen, für den Betrieb von KWK-Anlagen oder als Kraftstoff für Nutzfahrzeuge.

Der DVGW hat seine Punkte in einer Stellungnahme vom 19. August zur Kurzfristenergiesicherungsverordnung (EnSikuV) und Mittelfristenergiesicherungsverordnung (EnSimiV) veröffentlicht. Ein 10-Punkte-Programm zur verstärkten Biomethan-Einspeisung hat der BDEW erarbeitet.

Donnerstag, 25.08.2022, 16:22 Uhr
Heidi Roider

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