Die Europäische Stromnetzagentur Acer hat ihren Marktüberwachungsbericht 2024 vorgelegt. Darin stellt sie Fortschritte im europaweiten Stromaustausch fest und benennt Barrieren.
Der Marktüberwachungsbericht 2024 der Acer, vom 14.
November bewertet die Fortschritte bei der Integration des EU-Stromgroßhandelsmarktes. Acer ist seit 2009 die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden der Europäischen Union mit Sitz in Ljubljana (Slowenien). „Da Europa in eine saubere Energiezukunft mit mehr erneuerbaren Energien und weniger Importabhängigkeit übergeht, werden fossile Brennstoffgeneratoren schrittweise abgeschaltet“, konstatiert der Bericht.
Dadurch gehen flexible fossile Leistungen zurück, während sich die Einführung neuer sauberer Flexibilitätsalternativen verzögert, so die Agentur. Dazu gehören Speicherung, zonenübergreifende Kapazitäten und Nachfrage-Reaktion. Die Verzögerung dieser Alternativen führt Acer auf anhaltende Hindernisse und die langsame Umsetzung von Methoden für den Marktbetrieb zurück. Die eingeschränkte Systemflexibilität führte zu hohen Day-Ahead-Preisen und häufigen Fällen niedriger oder negativer Preise. Dies wiederum erschwere den Marktbetrieb und Investitionen, mahnt der Bericht.
Mehr erneuerbarer Strom im NetzIm Jahr 2023 erhöhte erneuerbare Energie ihren Anteil an der Gesamterzeugung und markierte damit einen bedeutenden Fortschritt in Richtung einer nachhaltigeren und erschwinglicheren Energiezukunft. So lag der Anteil erneuerbarer Energie im europäischen Stromnetz in der Hälfte der Verbrauchsstunden bei 40
Prozent. „Der Anstieg der nicht-reaktiven Erzeugung, die ihre Leistung nicht an kurzfristige Nachfrageänderungen anpasst, hat jedoch zu Herausforderungen wie niedrigen oder negativen Strompreisen und Preisspitzen in Europa geführt“, konstatiert Acer zugleich.
Gleichzeitig blieben die durchschnittlichen Day-Ahead-Preise aufgrund fossiler Brennstoffe doppelt so hoch wie vor der Krise von 2020, was die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigte. Begrenzte Marktflexibilität führt zu niedrigen Preisen in Zeiten mit Überschuss an erneuerbarer Energie, was die Rentabilität erneuerbarer Energien beeinträchtigt. Die Nachfrage-Reaktion, bei der die Verbraucher ihre Verbrauchsmuster anpassen, werde zu langsam eingeführt, kritisiert die Agentur.
Marktintegration schreitet voranDie Day-Ahead- und Intraday-Märkte sind in der EU nun vollständig gekoppelt, was eine Marktintegration in allen Mitgliedstaaten gewährleistet. Die paneuropäischen Termin- und Ausgleichsmärkte können von einer weiteren Integration am meisten profitieren. Die Intraday-Volumina haben sich demnach von 12
Prozent der Strommenge 2020 auf 44
Prozent im Jahr 2023 fast vervierfacht. „Die Integration des Ausgleichsmarktes zeigte im Jahr 2023 nur begrenzte Fortschritte, da Stromübertragungsnetzbetreiber den Beitritt zu EU-Ausgleichsplattformen verzögern“, kritisiert Acer.
Ein paneuropäischer Stromausgleichsmarkt würde die Aktivierung von Ausgleichsdiensten für die europäischen Verbraucher günstiger machen. Picasso, Mari und Terre sind die Projekte von Übertragungsnetzbetreibern, die die drei europäischen Stromausgleichsplattformen aufbauen. Trotz unterstützender Vorschriften und jüngster Änderungen der Regeln für die Plattformen bleibt die Integration der Ausgleichsmärkte begrenzt, bedauert die Agentur.
Maßnahmen von Acer - Anreize für intelligente Investitionen in die Netzinfrastruktur, um die Variabilität erneuerbarer Energien zu steuern, in einem Infrastrukturentwicklungsbericht im Dezember 2024
- Modernisierung von Übertragungsleitungen und die Einführung innovativer Netztechnologien - Anfang 2025 wird eine Liste mit No-Regret-Maßnahmen veröffentlicht
- Für eine transparente und effiziente Netzpreisgestaltung wird die Agentur im Stromtarifbericht von 2025 die Netztarifansätze überprüfen
- Bis März 2025 legt Acer der EU-Kommission einen Vorschlag für einen Netzkodex zur Nachfrage-Flexibilität vor
Förderung über CfD und PPA notwendig„Die Mobilisierung der notwendigen Investitionen zur Umstellung des EU-Stromsektors auf Netto-Null wird daher wahrscheinlich auch ein gewisses Maß an staatlicher Unterstützung erfordern“, so Acer. Diese könne in Form staatlicher Garantien für Kredite in langfristigen Verträgen (wie Futures oder Stromabnahmeverträgen - PPA) oder in Form von direkten Verträgen mit der öffentlichen Einrichtung (wie Differenzverträgen - CfD) erfolgen. Förderprogramme müssten so konzipiert sein, dass sie den Markt nicht verzerren und stets einen fairen Wettbewerb mit kommerziellen Alternativen gewährleisten, fordert Acer.
Der europäische PPA-Markt verzeichnete im Jahr 2023 ein deutliches Wachstum mit 16.200
MW Vertragsvolumen und insgesamt 272 unterzeichneten Verträgen. Dies war ein Anstieg des Vertragsvolumens um 41
Prozent und der unterzeichneten Verträge um 65
Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so der Bericht. Mehr als die Hälfte der vertraglich vereinbarten Kapazitäten entfielen auf Deutschland und Spanien. Dabei dominierten erstmals Solaranlagen vor Windkraft mit zwei Drittel. Hindernisse für PPA sieht Acer in Kreditzugang, regulatorischer Unsicherheit und administrativen Verzögerungen.
Der
Acer Bericht 2024 steht in englischer Sprache als PDF zum Download bereit.
Freitag, 15.11.2024, 11:59 Uhr
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