Mitarbeiter von Air Liquide zeigen die Stacks des 20-MW-Elektrolyseurs in Oberhausen. Quelle: Air Liquide
Im Ruhrgebiet hat Landesministerpräsident Hendrik Wüst mit den Projektbeteiligten Air Liquide und Siemens Energy einen 20-MW-Elektrolyseur offiziell in Betrieb genommen.
Die Elektrolyseanlage ist laut dem französischen Industriegasproduzenen Air Liquide die größte Produktionsanlage für klimaneutralen Wasserstoff in Deutschland, die an eine bestehende Infrastruktur angeschlossen ist. Sie soll künftig mit einer Produktionskapazität von bis zu 2.900
Tonnen erneuerbaren Wasserstoff pro Jahr erzeugen. Den Schlüsselindustrien im Ruhrgebiet wie Stahl, Chemie und Raffinerie soll die Versorgung mit diesem als Rückgrat dienen. Auch im Mobilsektor soll der erzeugte Wasserstoff zum Einsatz kommen. Etwa beliefert die Anlage ab September die von der Duisburger Verkehrsgesellschaft geplante Brennstoffzellenbus-Flotte. Auch der Stahlkonzern
Thyssenkrupp wird den Wasserstoff beziehen (wir berichten jeweils).
Der 20-MW-Elektrolyseurs − auch „Trailblazer“ genannt −, soll durch seine Lage in Oberhausen, im industriellen
Herzen des Ruhrgebiets, die Wasserstoffversorgung der Großkunden erleichtern. Der Name „Trailblazer“ ist laut Air Liquide gleichbedeutend mit „Wegbereiter“. Der grüne Strom zum Betrieb der Anlage wird, wie das Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt berichtete, aus in Deutschland verteilten Onshore-Windkraftanlagen des norwegischen Energiekonzerns Statkraft kommen.
Zudem ist die Anlage an die bestehende Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide angebunden. „Die Integration in eine bestehende Wasserstoffinfrastruktur wird die Dekarbonisierung von Schlüsselindustrien in Nordrhein-Westfalen beschleunigen und eine kohlenstoffarme Mobilität in dieser dicht besiedelten Region fördern“, zeigte sich Gilles Le Van bei der offiziellen Inbetriebnahme der Anlage überzeugt. Laut dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Air Liquid Deutschland zeige das Projekt, was erreicht werden könne, wenn Behörden und Unternehmen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Elektrolyseur mit flexibler FahrweiseLandesminister Hendrik Wüst (CDU) sieht den Trailblazer als „wichtiges Zeichen für unseren Industriestandort“ und als „Meilenstein für den Klimaschutz in Nordrhein-Westfalen“. Wüst: „Als Landesregierung unterstützen und begleiten wir mit gezielten Maßnahmen den Aufbau einer leistungsfähigen und innovativen Wasserstoffwirtschaft. Sie ist eine zentrale Voraussetzung, damit wir die erste klimaneutrale Industrieregion in Europa werden können.“
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Von links: Francois Venet (Air Liquide), Hendrik Wüst (Landesministerium NRW) und Gilles Le Van (Air Liquide) bei der offiziellen Inbetriebnahme des Elektrolyseurs in Oberhausen Quelle: Air Liquide |
Es handelt sich um einen PEM-Elektrolyseur. PEM steht für Polymer-Elektrolyt-Membran. Über diese Membran wird Wasser mithilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Aufgrund ihrer flexiblen Fahrweise gilt die PEM-Elektrolyse als besonders geeignet für den dynamischen Betrieb mit Strom aus volatilen Energiequellen. Die Stacks der Oberhausener Elektrolyse-Anlage wurden in einem Joint Venture von Siemens Energy und Air Liquide hergestellt.
Der Trailblazer ist das erste Wasserstoffprojekt, das im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie den deutschlandweit ersten Förderbescheid des Bundeswirtschaftsministeriums erhalten hatte. Das Fördervolumen von 10,9
Millionen Euro begründete die Parlamentarische Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker im Juli 2021 mit dem „Vorzeigecharakter“ des Projektes. Hier werde gezeigt, wie mit grünem Wasserstoff aus erneuerbarem Strom die nachhaltige Transformation der Industrie und bestimmter Verkehrsbereiche aussehen kann (wir berichteten). Insgesamt kostete der Elektrolyseur rund 45
Millionen Euro
Aktuell hat die Anlage eine Leistung von 20
MW. In einer zweiten Phase plant Air Liquide, die Kapazität auf 30
MW zu erhöhen. Auch weitere Elektrolyseure befinden sich in der Projektpipeline des Unternehmens − etwa im nordrhein-westfälischen Marl (120
MW). In der Normandie errichtet Air Liquide nach eigenen Angaben zudem derzeit einen 200-MW-Elektrolyseur.
Montag, 26.08.2024, 15:18 Uhr
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