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Energie & Management > Geothermie - Schwerin heizt mit Wärme aus 1.300 Metern Tiefe
Thermaltechnikraum des Geothermieheizwerks in Schwerin-Lankow. Quelle: SW Schwerin
Geothermie

Schwerin heizt mit Wärme aus 1.300 Metern Tiefe

Seit einem Jahr liefert die Geothermie-Anlage Lankow grüne Fernwärme für rund 30.000 Haushalte in Schwerin. Die Stadtwerke sehen das Projekt als Modell für Norddeutschland.
Im Stadtteil Lankow betreiben die Stadtwerke Schwerin (SWS) seit Oktober 2024 die erste Geothermie-Anlage der Landeshauptstadt. Das Heizwerk nutzt mitteltiefe Geothermie aus 1.300 Metern Tiefe, um klimafreundliche Fernwärme zu erzeugen. Nach Angaben der Stadtwerke deckt die Anlage etwa 15 Prozent des städtischen Wärmebedarfs ab und spart jährlich rund 7.500 Tonnen CO2 ein.

Die SWS hatten das Vorhaben über Jahre vorbereitet. In den 2010er-Jahren suchten Geologen mithilfe seismischer Untersuchungen nach geeigneten Schichten im Untergrund. Fündig wurden sie in einer ergiebigen Sandsteinformation, in der 56 Grad Celsius warmes Thermalwasser zirkuliert. Dieses wird über eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt und gibt seine Wärme über Wärmetauscher an das Fernwärmenetz ab, bevor es wieder in die Tiefe zurückgeführt wird.

Weil die Temperatur für die direkte Einspeisung zu niedrig ist, erhöhen vier in Reihe geschaltete Wasser-Wasser-Wärmepumpen sie auf bis zu 82 Grad Celsius. Ihre Gesamtleistung liegt bei 7,35 MW. Im Winter wird die Vorlauftemperatur durch Erdgasbrenner auf bis zu 130 Grad Celsius angehoben. Damit bleibt die Versorgung auch an kalten Tagen stabil.

Viel Sand im Thermalwasser

Trotz günstiger geologischer Bedingungen brachte das Projekt technische Herausforderungen mit sich. Der lockere Sandstein führte zu unerwartet hohen Sandfrachten im geförderten Wasser, die den Einsatz zusätzlicher Filtertechnik nötig machten. Ein Abnehmer für das abgetrennte Material wird noch gesucht.

Die Schweriner Fernwärmeversorgung gilt bereits heute als besonders effizient. Externe Gutachter bescheinigen ihr einen Primärenergiefaktor von 0,29 − deutlich besser als der bundesweite Durchschnitt von 0,7. Der Wert ist im Gebäudeenergiegesetz (GEG) relevant, da er für die Energiebilanz von Neubauten und Sanierungen entscheidend ist. Kundinnen und Kunden der SWS können so Klimaschutzauflagen ohne eigene Investitionen erfüllen.

Das Projekt Lankow I ist Teil des Forschungsverbunds „DeCarbSN“, in dem die Universität Göttingen und das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mitwirken. Ziel ist es, das Potenzial mitteltiefer Geothermie im Norddeutschen Becken zu erschließen. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Vorhaben von 2023 bis 2027 mit acht Millionen Euro. Nach Angaben der SWS könnten die in Schwerin gewonnenen Erkenntnisse in andere Städte übertragen werden, die ähnliche geologische Strukturen aufweisen.

Bis zu 60 Prozent erneuerbare Wärme

Bis 2035 wollen die Stadtwerke den Anteil erneuerbarer Wärme deutlich steigern. Geplant ist, die Förderleistung in Lankow auf bis zu 500 Kubikmeter pro Stunde auszubauen und so 60 Prozent des Fernwärmebedarfs zu decken. Parallel wächst das Netz: heute sind 63 Prozent der Haushalte angeschlossen, bis 2035 sollen es 80 Prozent sein.

Trotz logistischer Herausforderungen − Schwerin liegt in einer weitläufigen Seenlandschaft − soll das Wärmenetz weiter verdichtet werden. Stadtwerke-Geschäftsführer Hanno Nispel sieht die Geothermie als zentralen Baustein, um das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2035 zu erreichen: „Wir gestalten die Wärmewende aktiv und nachhaltig, im engen Schulterschluss mit der Landeshauptstadt.“

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der E&M-Printausgabe vom 1. November.

Dienstag, 28.10.2025, 12:22 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Geothermie - Schwerin heizt mit Wärme aus 1.300 Metern Tiefe
Thermaltechnikraum des Geothermieheizwerks in Schwerin-Lankow. Quelle: SW Schwerin
Geothermie
Schwerin heizt mit Wärme aus 1.300 Metern Tiefe
Seit einem Jahr liefert die Geothermie-Anlage Lankow grüne Fernwärme für rund 30.000 Haushalte in Schwerin. Die Stadtwerke sehen das Projekt als Modell für Norddeutschland.
Im Stadtteil Lankow betreiben die Stadtwerke Schwerin (SWS) seit Oktober 2024 die erste Geothermie-Anlage der Landeshauptstadt. Das Heizwerk nutzt mitteltiefe Geothermie aus 1.300 Metern Tiefe, um klimafreundliche Fernwärme zu erzeugen. Nach Angaben der Stadtwerke deckt die Anlage etwa 15 Prozent des städtischen Wärmebedarfs ab und spart jährlich rund 7.500 Tonnen CO2 ein.

Die SWS hatten das Vorhaben über Jahre vorbereitet. In den 2010er-Jahren suchten Geologen mithilfe seismischer Untersuchungen nach geeigneten Schichten im Untergrund. Fündig wurden sie in einer ergiebigen Sandsteinformation, in der 56 Grad Celsius warmes Thermalwasser zirkuliert. Dieses wird über eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt und gibt seine Wärme über Wärmetauscher an das Fernwärmenetz ab, bevor es wieder in die Tiefe zurückgeführt wird.

Weil die Temperatur für die direkte Einspeisung zu niedrig ist, erhöhen vier in Reihe geschaltete Wasser-Wasser-Wärmepumpen sie auf bis zu 82 Grad Celsius. Ihre Gesamtleistung liegt bei 7,35 MW. Im Winter wird die Vorlauftemperatur durch Erdgasbrenner auf bis zu 130 Grad Celsius angehoben. Damit bleibt die Versorgung auch an kalten Tagen stabil.

Viel Sand im Thermalwasser

Trotz günstiger geologischer Bedingungen brachte das Projekt technische Herausforderungen mit sich. Der lockere Sandstein führte zu unerwartet hohen Sandfrachten im geförderten Wasser, die den Einsatz zusätzlicher Filtertechnik nötig machten. Ein Abnehmer für das abgetrennte Material wird noch gesucht.

Die Schweriner Fernwärmeversorgung gilt bereits heute als besonders effizient. Externe Gutachter bescheinigen ihr einen Primärenergiefaktor von 0,29 − deutlich besser als der bundesweite Durchschnitt von 0,7. Der Wert ist im Gebäudeenergiegesetz (GEG) relevant, da er für die Energiebilanz von Neubauten und Sanierungen entscheidend ist. Kundinnen und Kunden der SWS können so Klimaschutzauflagen ohne eigene Investitionen erfüllen.

Das Projekt Lankow I ist Teil des Forschungsverbunds „DeCarbSN“, in dem die Universität Göttingen und das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mitwirken. Ziel ist es, das Potenzial mitteltiefer Geothermie im Norddeutschen Becken zu erschließen. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Vorhaben von 2023 bis 2027 mit acht Millionen Euro. Nach Angaben der SWS könnten die in Schwerin gewonnenen Erkenntnisse in andere Städte übertragen werden, die ähnliche geologische Strukturen aufweisen.

Bis zu 60 Prozent erneuerbare Wärme

Bis 2035 wollen die Stadtwerke den Anteil erneuerbarer Wärme deutlich steigern. Geplant ist, die Förderleistung in Lankow auf bis zu 500 Kubikmeter pro Stunde auszubauen und so 60 Prozent des Fernwärmebedarfs zu decken. Parallel wächst das Netz: heute sind 63 Prozent der Haushalte angeschlossen, bis 2035 sollen es 80 Prozent sein.

Trotz logistischer Herausforderungen − Schwerin liegt in einer weitläufigen Seenlandschaft − soll das Wärmenetz weiter verdichtet werden. Stadtwerke-Geschäftsführer Hanno Nispel sieht die Geothermie als zentralen Baustein, um das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2035 zu erreichen: „Wir gestalten die Wärmewende aktiv und nachhaltig, im engen Schulterschluss mit der Landeshauptstadt.“

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der E&M-Printausgabe vom 1. November.

Dienstag, 28.10.2025, 12:22 Uhr
Susanne Harmsen

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