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Energie & Management > E-World 2024 - Mineralölfirmen lehnen E-Ladestation an jeder Tankstelle ab
Aral-Chef Achim Bothe beim Führungstreffen zur E-world. Quelle: E&M / Volker Stephan
E-World 2024

Mineralölfirmen lehnen E-Ladestation an jeder Tankstelle ab

Die Mineralölindustrie hat vor der Energiemesse E-world ihre Haltung verteidigt, nicht an jedem Tankstellen-Standort eine Ladestation für Elektro-Fahrzeuge anbieten zu wollen.
Ihren Widerstand gegen die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau der Elektro-Ladestationen hat die Mineralölindustrie kurz vor der Leitmesse E-world deutlich formuliert. Sowohl ein Vertreter des früheren Mineralölwirtschaftsverbands, heute „EN2X Wirtschaftsverband Fuels und Energie“, als auch der Chef der Aral AG wendeten sich beim „Führungstreffen Energie“ der Süddeutschen Zeitung in Essen gegen Vorstellungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

„Wir bauen Schnellladesäulen, aber nicht um jeden Preis und nicht, wo der Gesetzgeber es uns vorschreiben will“, sagte Björn Niggl am 19. Februar in einem Tagungshotel am Rande des Messegeländes in Essen. Der Leiter Alternative Tank- und Ladeinfrastruktur beim Verband EN2X betonte, nur an wirtschaftlich zu betreibenden Standorten tätig werden zu wollen.
 
Björn Niggl (EN2X) will sich Orte und Anzahl der E-Ladestationen nicht vorschreiben lassen
Quelle: E&M / Volker Stephan

Den Grund verpackte er in den Branchen-Slogan „Das Tanken von heute ist nicht das Laden von morgen“. Herkömmliche Fahrzeuge würden ihre Mobilität heute zwar zu 100 Prozent an Tankstellen sicherstellen, also durch das Kaufen von Sprit. Die Elektromobilität allerdings zeichne sich dadurch aus, dass Stromer nur in etwa 20 Prozent der Ladevorgänge die Energie an oder im Umfeld von Tankstellen beziehen. Denn die Antriebswende führe dazu, dass E-Mobilisten anders laden wollten, etwa während des Einkaufs im Supermarkt, am Arbeitsplatz, am Bordstein, an Parkplätzen oder zu Hause.

Aral-Chef fordert einheitliche Vorschriften für Trafostationen

Damit sei von der Branche nicht zu verlangen, an allen mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland die hohen Investitionskosten zu tätigen. Zwischen 250.000 Euro und 500.000 Euro würde es kosten, so Björn Niggl, wenn ein Schnellladestandort völlig neu einzurichten sei. Außerdem erschwerten die Bürokratie und damit lange Genehmigungszeiten von bis zu zwei Jahren die Investitionsentscheidungen.

Einen starken „Schulterschluss von Wirtschaft und Politik“ forderte Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender der Aral AG. Der Mineralölkonzern und mit 2.300 Zapfstandorten Deutschlands größter Tankstellen-Betreiber, seit 2002 Tochter der BP, hofft zum Beispiel auf eine angemessene staatliche Förderung beim Aufbau eines „Initialnetzes“ für den zu elektrifizierenden Schwerlastverkehr.

Aral will laut Auskunft von Achim Bothe bis Ende 2024 in Deutschland die 30. Schnellladestation für E-Trucks bauen. Aktuell sind es 21, vornehmlich finden sie sich in der Südhälfte Deutschlands. Dies liegt auch daran, dass Aral mit einer Art Teststrecke einen „Rhein-Alpen-Korridor“ geschaffen hat. Hier könnten schon heute E-Trucks am bestehenden Tankstellennetz alle 250 Kilometer laden, was in etwa 45 Minuten Ladezeit eine neue Reichweite von mindestens 200 Kilometern erbringe.

Der größte E-Ladepunkt Deutschlands für Laster

In diesem Jahr will Aral den größten E-Ladepunkt in Deutschland errichten, mit sieben Säulen für E-Trucks in Hamburg-Moorfleet. Der Standort unweit des Hafens als großem Warenumschlagplatz kommt nicht von ungefähr. Aral wolle dort den elektrisch laufenden Güterverkehr „abgreifen“, sagte Bothe. Nach wie vor würden 70 Prozent des Lebensmittel- und sonstigen Warenverkehrs in Deutschland, etwa 3,1 Milliarden Tonnen im Jahr 2023, über die Straße abgewickelt. Bis 2030, erwartet Achim Bothe, werden bis zu 40 Prozent der Lastwagen emissionsfrei unterwegs sein.
 
 
Neben einer gerechten Förderung von Ladestationen erwartet Achim Bothe eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Für Achim Bothe ein Paradox: Zwar sei der Bau von Ladestationen weitgehend genehmigungsfrei, für die Trafos gelte dies aber nicht. In Deutschland hätten 900 Netzbetreiber teils sehr unterschiedliche Anforderungen an die Trafostationen, die den Strom an den Ladesäulen umwandeln müssen. Es fehle im föderalen System an bundeseinheitlichen Vorgaben. „Wir können die Elektromobilität bei Pkw und Lkw zum Erfolg führen mit unserer Marke und unseren Lokationen“, so Achim Bothe, „wir sind aber bei der Mobilitätswende immer noch am Anfang.“

Das „Führungstreffen Energie“ eröffnet traditionell das Veranstaltungsprogramm zur Leitmesse E-world, die tags darauf ihre Pforten in der Messe Essen öffnet.

Montag, 19.02.2024, 17:22 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > E-World 2024 - Mineralölfirmen lehnen E-Ladestation an jeder Tankstelle ab
Aral-Chef Achim Bothe beim Führungstreffen zur E-world. Quelle: E&M / Volker Stephan
E-World 2024
Mineralölfirmen lehnen E-Ladestation an jeder Tankstelle ab
Die Mineralölindustrie hat vor der Energiemesse E-world ihre Haltung verteidigt, nicht an jedem Tankstellen-Standort eine Ladestation für Elektro-Fahrzeuge anbieten zu wollen.
Ihren Widerstand gegen die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau der Elektro-Ladestationen hat die Mineralölindustrie kurz vor der Leitmesse E-world deutlich formuliert. Sowohl ein Vertreter des früheren Mineralölwirtschaftsverbands, heute „EN2X Wirtschaftsverband Fuels und Energie“, als auch der Chef der Aral AG wendeten sich beim „Führungstreffen Energie“ der Süddeutschen Zeitung in Essen gegen Vorstellungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

„Wir bauen Schnellladesäulen, aber nicht um jeden Preis und nicht, wo der Gesetzgeber es uns vorschreiben will“, sagte Björn Niggl am 19. Februar in einem Tagungshotel am Rande des Messegeländes in Essen. Der Leiter Alternative Tank- und Ladeinfrastruktur beim Verband EN2X betonte, nur an wirtschaftlich zu betreibenden Standorten tätig werden zu wollen.
 
Björn Niggl (EN2X) will sich Orte und Anzahl der E-Ladestationen nicht vorschreiben lassen
Quelle: E&M / Volker Stephan

Den Grund verpackte er in den Branchen-Slogan „Das Tanken von heute ist nicht das Laden von morgen“. Herkömmliche Fahrzeuge würden ihre Mobilität heute zwar zu 100 Prozent an Tankstellen sicherstellen, also durch das Kaufen von Sprit. Die Elektromobilität allerdings zeichne sich dadurch aus, dass Stromer nur in etwa 20 Prozent der Ladevorgänge die Energie an oder im Umfeld von Tankstellen beziehen. Denn die Antriebswende führe dazu, dass E-Mobilisten anders laden wollten, etwa während des Einkaufs im Supermarkt, am Arbeitsplatz, am Bordstein, an Parkplätzen oder zu Hause.

Aral-Chef fordert einheitliche Vorschriften für Trafostationen

Damit sei von der Branche nicht zu verlangen, an allen mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland die hohen Investitionskosten zu tätigen. Zwischen 250.000 Euro und 500.000 Euro würde es kosten, so Björn Niggl, wenn ein Schnellladestandort völlig neu einzurichten sei. Außerdem erschwerten die Bürokratie und damit lange Genehmigungszeiten von bis zu zwei Jahren die Investitionsentscheidungen.

Einen starken „Schulterschluss von Wirtschaft und Politik“ forderte Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender der Aral AG. Der Mineralölkonzern und mit 2.300 Zapfstandorten Deutschlands größter Tankstellen-Betreiber, seit 2002 Tochter der BP, hofft zum Beispiel auf eine angemessene staatliche Förderung beim Aufbau eines „Initialnetzes“ für den zu elektrifizierenden Schwerlastverkehr.

Aral will laut Auskunft von Achim Bothe bis Ende 2024 in Deutschland die 30. Schnellladestation für E-Trucks bauen. Aktuell sind es 21, vornehmlich finden sie sich in der Südhälfte Deutschlands. Dies liegt auch daran, dass Aral mit einer Art Teststrecke einen „Rhein-Alpen-Korridor“ geschaffen hat. Hier könnten schon heute E-Trucks am bestehenden Tankstellennetz alle 250 Kilometer laden, was in etwa 45 Minuten Ladezeit eine neue Reichweite von mindestens 200 Kilometern erbringe.

Der größte E-Ladepunkt Deutschlands für Laster

In diesem Jahr will Aral den größten E-Ladepunkt in Deutschland errichten, mit sieben Säulen für E-Trucks in Hamburg-Moorfleet. Der Standort unweit des Hafens als großem Warenumschlagplatz kommt nicht von ungefähr. Aral wolle dort den elektrisch laufenden Güterverkehr „abgreifen“, sagte Bothe. Nach wie vor würden 70 Prozent des Lebensmittel- und sonstigen Warenverkehrs in Deutschland, etwa 3,1 Milliarden Tonnen im Jahr 2023, über die Straße abgewickelt. Bis 2030, erwartet Achim Bothe, werden bis zu 40 Prozent der Lastwagen emissionsfrei unterwegs sein.
 
 
Neben einer gerechten Förderung von Ladestationen erwartet Achim Bothe eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Für Achim Bothe ein Paradox: Zwar sei der Bau von Ladestationen weitgehend genehmigungsfrei, für die Trafos gelte dies aber nicht. In Deutschland hätten 900 Netzbetreiber teils sehr unterschiedliche Anforderungen an die Trafostationen, die den Strom an den Ladesäulen umwandeln müssen. Es fehle im föderalen System an bundeseinheitlichen Vorgaben. „Wir können die Elektromobilität bei Pkw und Lkw zum Erfolg führen mit unserer Marke und unseren Lokationen“, so Achim Bothe, „wir sind aber bei der Mobilitätswende immer noch am Anfang.“

Das „Führungstreffen Energie“ eröffnet traditionell das Veranstaltungsprogramm zur Leitmesse E-world, die tags darauf ihre Pforten in der Messe Essen öffnet.

Montag, 19.02.2024, 17:22 Uhr
Volker Stephan

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