E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Windkraft Onshore - Kennzahlen verbessern sich durchweg für mehr Wind onshore
Quelle: Shutterstock / Blue Planet Studio
Windkraft Onshore

Kennzahlen verbessern sich durchweg für mehr Wind onshore

Ein Fast-Rekord an Genehmigungen, wieder kürzere Verfahren, starker Zubauminus; so hat sich die deutsche Windenergie im ersten Quartal an Land entwickelt.
Ungeachtet der Verbesserung entscheidender Kennzahlen im ersten Quartal 2024 wird Deutschland sein gesetzliches Wind-onshore-Ausbauziel von 69.000 MW für 2024 verfehlen. „Das ist nicht zu schaffen, das ist unrealistisch“, sagte Jürgen Quentin, Referent bei der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) am 17. April, als er die neuen nationalen Zu- und Rückbau-, Genehmigungs- und Bestandszahlen vorstellte.

Die Rechnung geht so: Im ersten Quartal wurde mit 2.628 MW die größte installierte Leistung seit Beginn der Aufzeichnungen 2014 genehmigt. Ein Ausreißer nach oben waren nur 6.153 MW Ende 2016 gewesen, kurz vor dem Beginn der wettbewerblichen Subventions-Ausschreibungen.

Zusammen mit früheren Genehmigungen rechnet Jürgen Quentin damit, dass in den nächsten 24 Monaten „wohl“ 15.500 MW ans Netz gehen. Drei Viertel davon haben nach seinen Berechnungen einen Zuschlag aus einer Ausschreibung.

Stärkster Zubau seit sechs Jahren

Der Bestand ist bei 61.500 MW angelangt, da würde es an ein Wunder grenzen, wenn nach den 717 MW Zubau im ersten Quartal plötzlich 7.500 MW in den restlichen drei Quartalen des Jahres hinzukämen.

Das Plus von 717 MW war das höchste in einem ersten Quartal seit sechs Jahren. 2019 war der absolute Tiefpunkt mit 134 MW, 2017 der bisherige Jahresauftakts-Rekord von 1.104 MW.

Jürgen Quentin sprach von einer „beispiellosen“ Genehmigungslage. Sowohl der im ersten Quartal erfolgte Zubau als auch die neuen Genehmigungen entfallen zu mehr als zwei Dritteln wieder auf die „Länder-Quadriga“ Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg, wie er die windkraftstärksten Länder nennt.
 
Optimist: Jürgen Quentin von der FA Wind
Quelle: E&M / Georg Eble

Zugpferd Brandenburg lahmt schon, NRW demnächst auch?

Allerdings lahme eines der vier Zugpferde, Brandenburg, bei den Genehmigungen mit nur 167 MW, was nur noch einem fünften Platz entspricht, also quasi dem Ausscheiden aus der Quadriga. Quentin führt dies auf eine Art Moratorium zurück, nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg Flächenentwicklungspläne gekippt hatte. Der FA-Wind-Referent ist aber zuversichtlich, dass von Brandenburg im Laufe des Jahres noch „substantielle“ Genehmigungen zu sehen sein werden.

Wenn es nach der Befürchtung des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) NRW geht, wird das Bundesland, das mit 806 MW Genehmigungen das mit Abstand größte Zugpferd ist, als nächstes lahmen. Laut einer Verbandsmitteilung will Schwarz-Grün im Wirtschaftsausschuss des Landtages eine „Übergangsregelung“ aus dem Landesentwicklungsplan in das Landesplanungsgesetz schieben, die das OVG NRW in Münster als solche für rechtswidrig erklärt hatte.

Demnach können die Genehmigungsbehörden Bauanträge auf Eis legen, bis neue Regionalpläne stehen. Dies wird für Ende 2025 erwartet, LEE-Vorsitzender Hans-Josef Vogel spricht daher von einem „Verhinderungsinstrument“.

„Energiewende nur mit Bayern zu schaffen“

Mit zusammen 7 Prozent der Neugenehmigungen im ersten Quartal war die Südregion erneut mehr oder weniger eine Flauteregion für Windstrom-Erzeugung. Zur Region gehören ganz Baden-Württemberg und das Saarland, fast ganz Bayern sowie Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz bis etwa zur Mainlinie.

Auch im Bestand weisen die Südländer − abgesehen von Berlin − die geringste installierte Leistung pro Landesfläche auf, vor allem Bayern mit 37 kW pro Quadratkilometer, während der Durchschnitt bei 172 kW liegt und Spitzenreiter Schleswig-Holstein 540 kW leistet. Auf eine Frage nach der Gewichtung zwischen politischen und topografischen Gründen erwiderte Jürgen Quentin: „Bayern muss trotz gewisser topografischer Einschränkungen 1,8 Prozent seiner Landesfläche bereitstellen. Ohne Bayern ist die Energiewende nicht zu schaffen.“

Saldiert ein Rückbau in einem Bundesland

Beim regionalen Zubau-Ranking liegen die Quadriga-Länder mit bis zu 131 MW pro Land mit weitem Abstand vorne. Schlusslichter sind Bayern (+15 MW), Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern (je +10 MW) und Thüringen (ohne Neuanschluss).

Rechnet man den Rückbau gegen, so ging in Thüringen die installierte Leistung um 9 MW zurück. In Niedersachsen gab es mit 48 MW den größten Rückbau. Laut Quentin ist das Deinstallations-Geschehen dynamischer geworden. Er führt es auf einen Nachholeffekt zurück: Während der Energiekrise im zweiten Halbjahr 2022 waren mehr alte Windräder noch rentabel. Das ist jetzt anders, nachdem die Strompreise gesunken sind.

Von gut zwei Jahren auf gut zwei Jahre

Schließlich haben sich die Verfahrenslängen erstmals seit 2021 verringert, von 25,6 Monaten auf 24,7. Der Median fiel gar von 22,4 Monaten auf 18,2. Mit Abstand am fixesten war in den fünf Quartalen seit Anfang 2023 ironischerweise Bayern mit einem verringerten Durchschnitt von 9,1 Monaten. Trantüte Mecklenburg-Vorpommern ließ sich im Mittel 38,9 Monate Zeit, mehr als vorher.

Die Präsentation ist auf der Website der FA Wind nachzulesen und herunterzuladen.
 

Mittwoch, 17.04.2024, 15:01 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Kennzahlen verbessern sich durchweg für mehr Wind onshore
Quelle: Shutterstock / Blue Planet Studio
Windkraft Onshore
Kennzahlen verbessern sich durchweg für mehr Wind onshore
Ein Fast-Rekord an Genehmigungen, wieder kürzere Verfahren, starker Zubauminus; so hat sich die deutsche Windenergie im ersten Quartal an Land entwickelt.
Ungeachtet der Verbesserung entscheidender Kennzahlen im ersten Quartal 2024 wird Deutschland sein gesetzliches Wind-onshore-Ausbauziel von 69.000 MW für 2024 verfehlen. „Das ist nicht zu schaffen, das ist unrealistisch“, sagte Jürgen Quentin, Referent bei der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) am 17. April, als er die neuen nationalen Zu- und Rückbau-, Genehmigungs- und Bestandszahlen vorstellte.

Die Rechnung geht so: Im ersten Quartal wurde mit 2.628 MW die größte installierte Leistung seit Beginn der Aufzeichnungen 2014 genehmigt. Ein Ausreißer nach oben waren nur 6.153 MW Ende 2016 gewesen, kurz vor dem Beginn der wettbewerblichen Subventions-Ausschreibungen.

Zusammen mit früheren Genehmigungen rechnet Jürgen Quentin damit, dass in den nächsten 24 Monaten „wohl“ 15.500 MW ans Netz gehen. Drei Viertel davon haben nach seinen Berechnungen einen Zuschlag aus einer Ausschreibung.

Stärkster Zubau seit sechs Jahren

Der Bestand ist bei 61.500 MW angelangt, da würde es an ein Wunder grenzen, wenn nach den 717 MW Zubau im ersten Quartal plötzlich 7.500 MW in den restlichen drei Quartalen des Jahres hinzukämen.

Das Plus von 717 MW war das höchste in einem ersten Quartal seit sechs Jahren. 2019 war der absolute Tiefpunkt mit 134 MW, 2017 der bisherige Jahresauftakts-Rekord von 1.104 MW.

Jürgen Quentin sprach von einer „beispiellosen“ Genehmigungslage. Sowohl der im ersten Quartal erfolgte Zubau als auch die neuen Genehmigungen entfallen zu mehr als zwei Dritteln wieder auf die „Länder-Quadriga“ Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg, wie er die windkraftstärksten Länder nennt.
 
Optimist: Jürgen Quentin von der FA Wind
Quelle: E&M / Georg Eble

Zugpferd Brandenburg lahmt schon, NRW demnächst auch?

Allerdings lahme eines der vier Zugpferde, Brandenburg, bei den Genehmigungen mit nur 167 MW, was nur noch einem fünften Platz entspricht, also quasi dem Ausscheiden aus der Quadriga. Quentin führt dies auf eine Art Moratorium zurück, nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg Flächenentwicklungspläne gekippt hatte. Der FA-Wind-Referent ist aber zuversichtlich, dass von Brandenburg im Laufe des Jahres noch „substantielle“ Genehmigungen zu sehen sein werden.

Wenn es nach der Befürchtung des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) NRW geht, wird das Bundesland, das mit 806 MW Genehmigungen das mit Abstand größte Zugpferd ist, als nächstes lahmen. Laut einer Verbandsmitteilung will Schwarz-Grün im Wirtschaftsausschuss des Landtages eine „Übergangsregelung“ aus dem Landesentwicklungsplan in das Landesplanungsgesetz schieben, die das OVG NRW in Münster als solche für rechtswidrig erklärt hatte.

Demnach können die Genehmigungsbehörden Bauanträge auf Eis legen, bis neue Regionalpläne stehen. Dies wird für Ende 2025 erwartet, LEE-Vorsitzender Hans-Josef Vogel spricht daher von einem „Verhinderungsinstrument“.

„Energiewende nur mit Bayern zu schaffen“

Mit zusammen 7 Prozent der Neugenehmigungen im ersten Quartal war die Südregion erneut mehr oder weniger eine Flauteregion für Windstrom-Erzeugung. Zur Region gehören ganz Baden-Württemberg und das Saarland, fast ganz Bayern sowie Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz bis etwa zur Mainlinie.

Auch im Bestand weisen die Südländer − abgesehen von Berlin − die geringste installierte Leistung pro Landesfläche auf, vor allem Bayern mit 37 kW pro Quadratkilometer, während der Durchschnitt bei 172 kW liegt und Spitzenreiter Schleswig-Holstein 540 kW leistet. Auf eine Frage nach der Gewichtung zwischen politischen und topografischen Gründen erwiderte Jürgen Quentin: „Bayern muss trotz gewisser topografischer Einschränkungen 1,8 Prozent seiner Landesfläche bereitstellen. Ohne Bayern ist die Energiewende nicht zu schaffen.“

Saldiert ein Rückbau in einem Bundesland

Beim regionalen Zubau-Ranking liegen die Quadriga-Länder mit bis zu 131 MW pro Land mit weitem Abstand vorne. Schlusslichter sind Bayern (+15 MW), Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern (je +10 MW) und Thüringen (ohne Neuanschluss).

Rechnet man den Rückbau gegen, so ging in Thüringen die installierte Leistung um 9 MW zurück. In Niedersachsen gab es mit 48 MW den größten Rückbau. Laut Quentin ist das Deinstallations-Geschehen dynamischer geworden. Er führt es auf einen Nachholeffekt zurück: Während der Energiekrise im zweiten Halbjahr 2022 waren mehr alte Windräder noch rentabel. Das ist jetzt anders, nachdem die Strompreise gesunken sind.

Von gut zwei Jahren auf gut zwei Jahre

Schließlich haben sich die Verfahrenslängen erstmals seit 2021 verringert, von 25,6 Monaten auf 24,7. Der Median fiel gar von 22,4 Monaten auf 18,2. Mit Abstand am fixesten war in den fünf Quartalen seit Anfang 2023 ironischerweise Bayern mit einem verringerten Durchschnitt von 9,1 Monaten. Trantüte Mecklenburg-Vorpommern ließ sich im Mittel 38,9 Monate Zeit, mehr als vorher.

Die Präsentation ist auf der Website der FA Wind nachzulesen und herunterzuladen.
 

Mittwoch, 17.04.2024, 15:01 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.