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Energie & Management > Erdgas - FNB blicken auf erfolgreiches Krisenmanagement zurück
Waren in diesem Winter entscheidend: Die Gasspeicher. Die Anlage in Bernburg (Sachsen-Anhalt) gilt als viertgrößter Kavernenspeicher in Europa. Quelle: VNG
Erdgas

FNB blicken auf erfolgreiches Krisenmanagement zurück

Speicherfüllstände auf historisch niedrigem Niveau, Handelspreise so hoch wie noch nie, Umkehr der Gasflüsse: Die Gasnetzbetreiber blicken auf einen turbulenten Winter zurück.
Trotz der extremen Ausgangslage durch den Stopp der Erdgaslieferungen aus Russland ist es nicht zu einer Gasmangellage gekommen. „Nur durch den milden Winter, verbrauchsbewusste Gaskunden, die Kraftanstrengungen und Kooperation aller Beteiligten konnte die Versorgung gesichert werden“, erklärte Ina Posch, Geschäftsführerin der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB), im Winterrückblick der Branche. Neben den erfolgreichen Einsparbemühungen und der Witterung sei auch das Zusammenspiel von Bundesregierung, Behörden, Versorgern und Leitungsnetzbetreibern entscheidend gewesen.

Technische Möglichkeiten bis zum Limit ausgereizt

Die FNB hätten in diesem Winter durch ihre Netzflexibilität und ad-hoc-Maßnahmen eine schnelle Diversifizierung der Versorgungsquellen möglich gemacht. Dazu gehörte vor allem der Import von Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Erstmalig habe Deutschland auch odoriertes Gas aus Frankreich und der Schweiz importiert. Die importierten Flüssiggasmengen (LNG) aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien seien im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen. „Die technischen Möglichkeiten der Fernleitungsnetzbetreiber wurden bis zum Limit ausgereizt“, betonte Posch.

Mit der Inbetriebnahme der Baltic Pipe im November 2022 habe man außerdem die Exportmengen nach Dänemark deutlich reduziert. In der Zeit von Dezember bis März nahmen darüber hinaus die ersten drei deutschen schwimmenden Regasifizierungsterminals für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel ihren Betrieb auf. Die Wilhelmshaven-Anbindungsleitung (WAL) wurde in nur zehn Monaten rechtzeitig für die Inbetriebnahme des Terminals in Wilhelmshaven fertiggestellt. Zu den großen Herausforderungen zählen die Fernleitungsnetzbetreiber die Nutzung der Importstation in Mallnow als Exportstation und die Sicherstellung großer Exportmengen nach Tschechien. Insgesamt hätten sich die Gasflüsse vollständig von Ost-West zu West-Ost umgekehrt. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Verdichterstationen, die bis zum technischen Maximum eingesetzt worden seien.

Gesetzliche Speichervorgaben erfüllt 

Neben der Erschließung zusätzlicher Erdgasbezugsquellen war das Erreichen der gesetzlich vorgegebenen Füllstände für Gasspeicher eines der Hauptinstrumente zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit, wie es weiter heißt. Im Jahr 2022 wurden durch den Marktgebietsverantwortlichen THE (Trading Hub Europe) knapp 50 Milliarden kWh beschafft und eingespeichert. Bis zum 31. März 2023 wurden davon knapp 12,5 Milliarden kWh verkauft, während die übrigen Mengen in den Speichern verblieben. 

Darüber hinaus gehen die FNB in ihrem Rückblick auf die Vorsorge durch Long Term Options (LTO) ein. Da die Angebote für das LTO-Produkt im deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und damit außergewöhnlich hoch lagen, erfolgte eine zweite Ausschreibung in gleicher Höhe für die Zeiträume Januar bis März 2023, bei der sich eine deutlich verbesserte Angebotssituation gezeigt habe.

Erholung der Preise nach Rekordhoch im August

Natürlich sind auch die Gaspreise Thema beim Winterrückblick. Nachdem sich der Indexpreis am virtuellen Handelspunkt zunächst für eine Sommerperiode erwartungsgemäß entwickelt hatte, setzte zum Juli ein scharfer Anstieg ein, der am 26. August in einem Rekordhoch von 311,10 Euro/MWh endete. Bis zum Jahresende fielen die Indexpreise dann auf 74,75 Euro/MWh und bis zum 31. März schließlich auf 43,62 Euro/MWh.

„Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorantreiben“

Die FNB erwarten, dass Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine die Gasmärkte beeinflussen wird. Unter bestimmten Umständen, etwa besonders niedrigen Temperaturen im nächsten Winter, könnte es noch immer zu einer Gasmangellage kommen. „Im Rahmen ihrer Verantwortung für den Transport werden die FNB weiterhin im engen Schulterschluss mit allen Beteiligten ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Wir dürfen uns auf dem erfolgreichen Krisenmanagement nicht ausruhen und in unseren Bemühungen um Diversifizierung und Einsparung nicht nachlassen“, so Posch.

Thomas Gößmann, Vorstandsvorsitzender FNB Gas: „Die Veränderungen auf dem Gasmarkt machen deutlich, wie dringend wir den Umbau unserer Energieversorgung, allem voran den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, vorantreiben müssen, damit die deutsche Industrie auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig und Energie für alle sicher und bezahlbar bleibt. Was wir in diesem Winter gemeinsam mit allen Beteiligten geschafft haben, stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch diese Aufgabe erfolgreich meistern werden.“

Dienstag, 16.05.2023, 16:06 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Erdgas - FNB blicken auf erfolgreiches Krisenmanagement zurück
Waren in diesem Winter entscheidend: Die Gasspeicher. Die Anlage in Bernburg (Sachsen-Anhalt) gilt als viertgrößter Kavernenspeicher in Europa. Quelle: VNG
Erdgas
FNB blicken auf erfolgreiches Krisenmanagement zurück
Speicherfüllstände auf historisch niedrigem Niveau, Handelspreise so hoch wie noch nie, Umkehr der Gasflüsse: Die Gasnetzbetreiber blicken auf einen turbulenten Winter zurück.
Trotz der extremen Ausgangslage durch den Stopp der Erdgaslieferungen aus Russland ist es nicht zu einer Gasmangellage gekommen. „Nur durch den milden Winter, verbrauchsbewusste Gaskunden, die Kraftanstrengungen und Kooperation aller Beteiligten konnte die Versorgung gesichert werden“, erklärte Ina Posch, Geschäftsführerin der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB), im Winterrückblick der Branche. Neben den erfolgreichen Einsparbemühungen und der Witterung sei auch das Zusammenspiel von Bundesregierung, Behörden, Versorgern und Leitungsnetzbetreibern entscheidend gewesen.

Technische Möglichkeiten bis zum Limit ausgereizt

Die FNB hätten in diesem Winter durch ihre Netzflexibilität und ad-hoc-Maßnahmen eine schnelle Diversifizierung der Versorgungsquellen möglich gemacht. Dazu gehörte vor allem der Import von Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Erstmalig habe Deutschland auch odoriertes Gas aus Frankreich und der Schweiz importiert. Die importierten Flüssiggasmengen (LNG) aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien seien im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen. „Die technischen Möglichkeiten der Fernleitungsnetzbetreiber wurden bis zum Limit ausgereizt“, betonte Posch.

Mit der Inbetriebnahme der Baltic Pipe im November 2022 habe man außerdem die Exportmengen nach Dänemark deutlich reduziert. In der Zeit von Dezember bis März nahmen darüber hinaus die ersten drei deutschen schwimmenden Regasifizierungsterminals für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel ihren Betrieb auf. Die Wilhelmshaven-Anbindungsleitung (WAL) wurde in nur zehn Monaten rechtzeitig für die Inbetriebnahme des Terminals in Wilhelmshaven fertiggestellt. Zu den großen Herausforderungen zählen die Fernleitungsnetzbetreiber die Nutzung der Importstation in Mallnow als Exportstation und die Sicherstellung großer Exportmengen nach Tschechien. Insgesamt hätten sich die Gasflüsse vollständig von Ost-West zu West-Ost umgekehrt. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Verdichterstationen, die bis zum technischen Maximum eingesetzt worden seien.

Gesetzliche Speichervorgaben erfüllt 

Neben der Erschließung zusätzlicher Erdgasbezugsquellen war das Erreichen der gesetzlich vorgegebenen Füllstände für Gasspeicher eines der Hauptinstrumente zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit, wie es weiter heißt. Im Jahr 2022 wurden durch den Marktgebietsverantwortlichen THE (Trading Hub Europe) knapp 50 Milliarden kWh beschafft und eingespeichert. Bis zum 31. März 2023 wurden davon knapp 12,5 Milliarden kWh verkauft, während die übrigen Mengen in den Speichern verblieben. 

Darüber hinaus gehen die FNB in ihrem Rückblick auf die Vorsorge durch Long Term Options (LTO) ein. Da die Angebote für das LTO-Produkt im deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und damit außergewöhnlich hoch lagen, erfolgte eine zweite Ausschreibung in gleicher Höhe für die Zeiträume Januar bis März 2023, bei der sich eine deutlich verbesserte Angebotssituation gezeigt habe.

Erholung der Preise nach Rekordhoch im August

Natürlich sind auch die Gaspreise Thema beim Winterrückblick. Nachdem sich der Indexpreis am virtuellen Handelspunkt zunächst für eine Sommerperiode erwartungsgemäß entwickelt hatte, setzte zum Juli ein scharfer Anstieg ein, der am 26. August in einem Rekordhoch von 311,10 Euro/MWh endete. Bis zum Jahresende fielen die Indexpreise dann auf 74,75 Euro/MWh und bis zum 31. März schließlich auf 43,62 Euro/MWh.

„Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorantreiben“

Die FNB erwarten, dass Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine die Gasmärkte beeinflussen wird. Unter bestimmten Umständen, etwa besonders niedrigen Temperaturen im nächsten Winter, könnte es noch immer zu einer Gasmangellage kommen. „Im Rahmen ihrer Verantwortung für den Transport werden die FNB weiterhin im engen Schulterschluss mit allen Beteiligten ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Wir dürfen uns auf dem erfolgreichen Krisenmanagement nicht ausruhen und in unseren Bemühungen um Diversifizierung und Einsparung nicht nachlassen“, so Posch.

Thomas Gößmann, Vorstandsvorsitzender FNB Gas: „Die Veränderungen auf dem Gasmarkt machen deutlich, wie dringend wir den Umbau unserer Energieversorgung, allem voran den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, vorantreiben müssen, damit die deutsche Industrie auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig und Energie für alle sicher und bezahlbar bleibt. Was wir in diesem Winter gemeinsam mit allen Beteiligten geschafft haben, stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch diese Aufgabe erfolgreich meistern werden.“

Dienstag, 16.05.2023, 16:06 Uhr
Günter Drewnitzky

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