E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wasserstoff - Engie investiert in die Wasserstoff-Verflüssigung
Die Verflüssigungsanlage im Projekt Hylical. Quelle: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Wasserstoff

Engie investiert in die Wasserstoff-Verflüssigung

Der Energieversorger Engie beteiligt sich über seinen Corporate-Venture-Zweig an dem Darmstädter Start-up Magnotherm. Dieses will die kostengünstige H2-Verflüssigung voranbringen.
Verflüssigter Wasserstoff hat eine 70 Prozent höhere volumetrische Energiedichte als der an den Tankstellen komprimierte gasförmige Wasserstoff. Das macht den Transport und die Speicherung großer Mengen Flüssigwasserstoffs so attraktiv, findet die Magnotherm Solutions GmbH. Das 2019 an der Technischen Universität Darmstadt gegründete Start-up hat die Markteinführung der magnetischen Kühlung im Visier. Engie New Ventures (ENV), der Forschungs- und Innovationsinvestitions-Fonds des französischen Energiekonzerns Engie, hat nun 6,8 Millionen Euro in das Start-up investiert. 

Engie möchte bei der Verflüssigungstechnologie eine „aktive Entwicklungsrolle“ übernehmen. Hierbei will der Konzern das Wissen und die Expertise seines eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrums − des „Lab CRIGEN“ − einbringen, heißt es in einer Mitteilung vom 25. Oktober. Dieses befasst sich mit neuen Energieressourcen (Wasserstoff, Biogas und Flüssiggase), neuen Energienutzungen in Städten, den Gebäuden und Industrien von morgen und neuen Technologien (Informatik und KI, Drohnen und Roboter, Nanotechnologien und Sensoren).

Noch steckt Magnotherms Technologie zur Wasserstoff-Verflüssigung in der Entwicklungsphase, doch Engie bezeichnet sie bereits als „disruptiv“. Die Technologie werde die Verflüssigung wirtschaftlich rentabel machen, sind die Partner sicher. Valerie Ruiz Domingo, auf Engie-Konzernebene Vice President für Wasserstoff, sieht die Investition als „wichtigen Schritt bei der Entwicklung eines Ökosystems für die Lieferkette von erneuerbarem Wasserstoff, das darauf abzielt, in ganz Europa zu produzieren, zu verflüssigen und zu transportieren.“

Engie und Magnotherm arbeiten bereits in einem europäischen Konsortium im Rahmen des EU-finanzierten Projektes Hylical zusammen. Dieses zielt darauf an, bis 2025 Europas ersten magnetischen Verflüssiger für Wasserstoff zu bauen. Weitere Partner sind das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und die TU Darmstadt. Die Pilotanlage soll mehr als 5 Tonnen flüssigen Wasserstoff pro Tag produzieren. Zudem wollen die Partner den Einsatz kritischer Rohstoffe zurückfahren.

Zur magnetischen Kühlung

Anstelle von gasbasierten, klimaschädlichen Kältemitteln nutzen Kühllösungen auf Basis magnetischer Materialien eisenbasierte Legierungen, die dem magnetokalorischen Effekt unterliegen. Dieser bezeichnet das Phänomen einer Temperaturerhöhung in einem magnetisierbaren Material, sobald es einem stärkeren Magnetfeld ausgesetzt wird. Der Effekt ist umkehrbar: Die Temperatur sinkt genauso, wenn das Magnetfeld abnimmt. 

Die neue magnetische Kühltechnologie von Magnotherm ermöglicht zugleich die Abkehr von Kompressorsystemen. Professor Oliver Gutfleisch vom Institut für Materialwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt erklärt: „Zur Wasserstoff-Verflüssigung benötigen wir minus 253 Grad Celsius. Diesen sehr tiefen Temperaturen nähern wir uns durch Vorkühlung mit flüssigem Stickstoff, mit dem wir bis auf minus 196 Grad kommen. Die Differenz muss dann unser magnetokalorisches Material schaffen.“ Vergleiche man das Prinzip der magnetischen Kühlung mit herkömmlichen Kühlprozessen, würde ein Magnet die Rolle des Kompressors übernehmen und das magnetokalorische Material die des Kühlmittels. 

Ein erstes kommerzielles Produkt hat Magnotherm mit einem Getränkekühler für industrielle Anwendungen in Betrieb (wir berichteten). 
 

Mittwoch, 25.10.2023, 16:05 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Engie investiert in die Wasserstoff-Verflüssigung
Die Verflüssigungsanlage im Projekt Hylical. Quelle: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Wasserstoff
Engie investiert in die Wasserstoff-Verflüssigung
Der Energieversorger Engie beteiligt sich über seinen Corporate-Venture-Zweig an dem Darmstädter Start-up Magnotherm. Dieses will die kostengünstige H2-Verflüssigung voranbringen.
Verflüssigter Wasserstoff hat eine 70 Prozent höhere volumetrische Energiedichte als der an den Tankstellen komprimierte gasförmige Wasserstoff. Das macht den Transport und die Speicherung großer Mengen Flüssigwasserstoffs so attraktiv, findet die Magnotherm Solutions GmbH. Das 2019 an der Technischen Universität Darmstadt gegründete Start-up hat die Markteinführung der magnetischen Kühlung im Visier. Engie New Ventures (ENV), der Forschungs- und Innovationsinvestitions-Fonds des französischen Energiekonzerns Engie, hat nun 6,8 Millionen Euro in das Start-up investiert. 

Engie möchte bei der Verflüssigungstechnologie eine „aktive Entwicklungsrolle“ übernehmen. Hierbei will der Konzern das Wissen und die Expertise seines eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrums − des „Lab CRIGEN“ − einbringen, heißt es in einer Mitteilung vom 25. Oktober. Dieses befasst sich mit neuen Energieressourcen (Wasserstoff, Biogas und Flüssiggase), neuen Energienutzungen in Städten, den Gebäuden und Industrien von morgen und neuen Technologien (Informatik und KI, Drohnen und Roboter, Nanotechnologien und Sensoren).

Noch steckt Magnotherms Technologie zur Wasserstoff-Verflüssigung in der Entwicklungsphase, doch Engie bezeichnet sie bereits als „disruptiv“. Die Technologie werde die Verflüssigung wirtschaftlich rentabel machen, sind die Partner sicher. Valerie Ruiz Domingo, auf Engie-Konzernebene Vice President für Wasserstoff, sieht die Investition als „wichtigen Schritt bei der Entwicklung eines Ökosystems für die Lieferkette von erneuerbarem Wasserstoff, das darauf abzielt, in ganz Europa zu produzieren, zu verflüssigen und zu transportieren.“

Engie und Magnotherm arbeiten bereits in einem europäischen Konsortium im Rahmen des EU-finanzierten Projektes Hylical zusammen. Dieses zielt darauf an, bis 2025 Europas ersten magnetischen Verflüssiger für Wasserstoff zu bauen. Weitere Partner sind das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und die TU Darmstadt. Die Pilotanlage soll mehr als 5 Tonnen flüssigen Wasserstoff pro Tag produzieren. Zudem wollen die Partner den Einsatz kritischer Rohstoffe zurückfahren.

Zur magnetischen Kühlung

Anstelle von gasbasierten, klimaschädlichen Kältemitteln nutzen Kühllösungen auf Basis magnetischer Materialien eisenbasierte Legierungen, die dem magnetokalorischen Effekt unterliegen. Dieser bezeichnet das Phänomen einer Temperaturerhöhung in einem magnetisierbaren Material, sobald es einem stärkeren Magnetfeld ausgesetzt wird. Der Effekt ist umkehrbar: Die Temperatur sinkt genauso, wenn das Magnetfeld abnimmt. 

Die neue magnetische Kühltechnologie von Magnotherm ermöglicht zugleich die Abkehr von Kompressorsystemen. Professor Oliver Gutfleisch vom Institut für Materialwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt erklärt: „Zur Wasserstoff-Verflüssigung benötigen wir minus 253 Grad Celsius. Diesen sehr tiefen Temperaturen nähern wir uns durch Vorkühlung mit flüssigem Stickstoff, mit dem wir bis auf minus 196 Grad kommen. Die Differenz muss dann unser magnetokalorisches Material schaffen.“ Vergleiche man das Prinzip der magnetischen Kühlung mit herkömmlichen Kühlprozessen, würde ein Magnet die Rolle des Kompressors übernehmen und das magnetokalorische Material die des Kühlmittels. 

Ein erstes kommerzielles Produkt hat Magnotherm mit einem Getränkekühler für industrielle Anwendungen in Betrieb (wir berichteten). 
 

Mittwoch, 25.10.2023, 16:05 Uhr
Davina Spohn

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.