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Ab Anfang 2026 sollten die Energiekosten nicht mehr merklich zur Teuerung beitragen, erwartet E-Control-Chef Urbantschitsch. Tendenziell wirkt der Erneuerbaren-Ausbau preisdämpfend.
Nach Ansicht von E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch werden die Energiekosten ab dem Beginn des Jahres 2026 nicht mehr merklich zur Inflation in Österreich beitragen. Bei einem Gespräch im Klub der Wirtschaftspublizisten erläuterte der Chef der Energiemarkt-Regulierungsbehörde, die Großhandelspreise für Strom und Gas seien tendenziell im Sinken. Die per 1. Januar geplante, prozentual teils erhebliche Erhöhung der Netztarife für beide Energieträger kompensiere den Preisrückgang nicht. Im Stromsektor komme hinzu, dass per 1. Januar 2025 staatliche Unterstützungen für die Endkunden, darunter der sogenannte „Stromkostenzuschuss“, entfielen. Dies habe maßgeblich zu den Preissteigerungen im heurigen Jahr beigetragen. Im Jahr 2026 werde dieser Effekt nicht mehr schlagend. Heuer hatte der Energiesektor laut Urbantschitsch insgesamt mit knapp einem Fünftel zur Inflation von etwa 4 Prozent beigetragen.
Urbantschitsch erwartet, dass sich die vorgesehene weitere Steigerung der Stromproduktion mittels erneuerbarer Energien tendenziell preisdämpfend auswirkt. Schon jetzt hänge der Preis für elektrische Energie wesentlich „vom Erneuerbaren-Ausbau“ ab. Urbantschitsch verwies darauf, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Österreich bei mehr als 90 Prozent liegt: „Vor allem in einem guten Wasser- und Windkraftjahr wie 2024 hat das natürlich auch preislich seine Wirkung.“
Bei Gas gut versorgt
Bei Erdgas wiederum kämen ab etwa 2027/28 neue LNG-Kapazitäten auf den Weltmarkt: „Das heißt, auch die Gaspreise sollten zumindest moderat sinken.“ Trotz des Beschlusses der EU, den Gasbezug aus Russland mit Ende 2027 vollständig einzustellen, sieht der E-Control-Vorstand Europa und damit auch Österreich bis auf Weiteres gut versorgt. In Österreich belaufe sich der Speicherfüllstand derzeit auf etwa 85 Milliarden kWh. Technisch sei es möglich, rund 100 Milliarden kWh zu speichern. Zum Vergleich: Österreichs Jahresbedarf liegt nach den Zahlen der Aggregated Gas Storage Inventory (AGSI) bei 78 Milliarden kWh.
Urbantschitsch riet, die „strategische Gasreserve“ der Bundesregierung, die sich auf 20 Milliarden kWh beläuft, zumindest bis zum Ende des EU-Gasbezugs aus Russland aufrechtzuerhalten und erst in der Folge über eine mögliche Auflösung nachzudenken.
Im Zusammenhang mit dem kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) werden nicht zuletzt die vorgesehenen Bestimmungen zu den Preisänderungen intensiv diskutiert. Urbantschitsch konstatierte dazu, es werde wohl „schwierig, eine Regelung zu finden, die sowohl die Kunden als auch die Versorger zufriedenstellt“. Außerdem sei stets zu erwarten, dass Rechtsanwälte Möglichkeiten von Klagen gegen die E-Wirtschaft ausloteten: „Ich glaube daher nicht, dass das ElWG Rechtsfrieden bringen wird. Dafür ist die Materie zu komplex.“ Letzten Endes werde die E-Wirtschaft daher wohl, wie bereits derzeit, zunehmend befristete Verträge anbieten. Allfälligen neuen Verträgen müssten die Kunden ausdrücklich zustimmen.
Urbantschitsch empfahl den Stromversorgern, ihre Kundenkommunikation weiter zu verbessern. Nicht zuletzt sollten die Rechnungen verständlicher gestaltet werden. Freilich sei dies angesichts der komplexen Rechtslage eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Doch habe die Branche immer wieder ihre Kreativität unter Beweis gestellt. Dies werde in Zukunft verstärkt gefragt sein.
Wechsel an die Uni
Urbantschitsch verlässt die E-Control im März kommenden Jahres. Nach zwei Funktionsperioden darf er sich nicht mehr um ein Vorstandsmandat bewerben. Bereits jetzt ist der Jurist nebenberuflich als Lektor für öffentliches Recht an der Wirtschaftsuniversität Wien tätig. Ab Oktober 2026 wird er, der vor wenigen Monaten zum Universitätsprofessor berufen wurde, dort eine Halbtagstätigkeit aufnehmen. Für die E-Control ist Urbantschitsch seit deren Einrichtung im Jahr 2001 tätig.
Sein Kollege bei der Regulierungsbehörde, Alfons Haber, hat erst eine Vorstandsperiode hinter sich. Dem Vernehmen nach hat er sich für eine weitere Amtszeit beworben.
Donnerstag, 6.11.2025, 09:30 Uhr
Klaus Fischer
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