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Energie & Management > Biogas - Biomethan-Potential deutlich größer als geschätzt
Quelle: Fotolia / Gerhard Seybert
Biogas

Biomethan-Potential deutlich größer als geschätzt

Biomethan kann nach einer Untersuchung eine größere Rolle in einer dekarbonisierten Energiewirtschaft spielen als bislang vorgesehen.
Die EU hat sich im Rahmen ihres Klimapaktes zum Ziel gesetzt, die Biomethan-Produktion von heute rund 4 bcm bis 2030 auf 35 bcm pro Jahr zu erhöhen. Damit wäre das Potential aber noch lange nicht ausgeschöpft, hat der Europäische Biogas-Verband (EBA) jetzt mitgeteilt.

Nach einer Untersuchung der amerikanischen Unternehmensberatung Guidehouse im Auftrag des EBA könnten in Europa (EU + Großbritannien, Norwegen und Schweiz) 2040 bis zu 111 bcm Biomethan erzeugt werden. Das wären etwa 30 Prozent des Gasverbrauchs in diesen Ländern. Etwa zwei Drittel davon könnten in klassischen Biogasanlagen erzeugt werden, vor allem aus Feldfrüchten (42 Prozent), Gülle (19 Prozent) und anderen Agrarabfällen(19 Prozent). Auch Industrieabwässer kämen als Ausgangsprodukt in Frage.

Ein Drittel des Biomethans könnte durch thermische Gasifizierung von Holzabfällen und organischen Abfällen erzeugt werden, heißt es in der Studien von Guidehouse. Zusätzliche Rohstoffe für die Biogasproduktion könnten durch den Anbau auf stillgelegtem oder kontaminiertem Ackerland oder den Einsatz neuer Technologien erschlossen werden.

Am größten ist das Potential der Studie nach in Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen und Italien. In diesen Ländern könnte 2040 mehr als die Hälfte der Biogase produziert werden.

Produktion auf schlechten oder kontaminierten Böden

Neue Möglichkeiten, Biomethan zu erzeugen, sehen die Experten von Guidehouse im Einsatz von „marginalen“ Böden, also Böden schlechter Qualität oder durch eine zweite Ernte. In beiden Fällen stehe die Verwendung für die Biogaserzeugung nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

Auch auf Ackerflächen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln eingesetzt würden, könnte Biomasse erzeugt werden. Solche Flächen gebe es vor allem in den skandinavischen Ländern und Spanien. Insgesamt kämen dafür 70 Millionen Hektar in Frage, auch wenn die Produktion von Biomasse nicht auf allen Flächen wirtschaftlich sei.

Bei den kontaminierten Flächen handele es sich um etwa 2,7 Millionen Hektar Land, das durch Metalle, Salze oder Chemikalien verunreinigt sei. Der Anbau von Feldfrüchten für Biomasse könne auch einen Beitrag zur Sanierung dieser Flächen leisten.

Technologisch seien in den letzten Jahren neue Verfahren zur Herstellung von Biogasen entwickelt oder perfektioniert worden. Dazu gehörten die Pyrolyse, der Einsatz von Algen, die „Hydrothermale Gasifizierung“ oder das Auffangen von Methan, das in Mülldeponien freigesetzt wird.

Industriell besonders vielversprechend sei „erneuerbares Methan“(e-methan). Ausgangspunkt dafür sind grüner Wasserstoff und Kohlenstoffverbindungen, zum Beispiel CO2. Sinnvoll sei das allerdings nur unter bestimmten Umständen, etwa dann, wenn grüner Wasserstoff günstig erzeugt, aber nicht in ein Leitungsnetz eingespeist werden könne. 

 

Mittwoch, 17.04.2024, 15:23 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Biogas - Biomethan-Potential deutlich größer als geschätzt
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Biomethan-Potential deutlich größer als geschätzt
Biomethan kann nach einer Untersuchung eine größere Rolle in einer dekarbonisierten Energiewirtschaft spielen als bislang vorgesehen.
Die EU hat sich im Rahmen ihres Klimapaktes zum Ziel gesetzt, die Biomethan-Produktion von heute rund 4 bcm bis 2030 auf 35 bcm pro Jahr zu erhöhen. Damit wäre das Potential aber noch lange nicht ausgeschöpft, hat der Europäische Biogas-Verband (EBA) jetzt mitgeteilt.

Nach einer Untersuchung der amerikanischen Unternehmensberatung Guidehouse im Auftrag des EBA könnten in Europa (EU + Großbritannien, Norwegen und Schweiz) 2040 bis zu 111 bcm Biomethan erzeugt werden. Das wären etwa 30 Prozent des Gasverbrauchs in diesen Ländern. Etwa zwei Drittel davon könnten in klassischen Biogasanlagen erzeugt werden, vor allem aus Feldfrüchten (42 Prozent), Gülle (19 Prozent) und anderen Agrarabfällen(19 Prozent). Auch Industrieabwässer kämen als Ausgangsprodukt in Frage.

Ein Drittel des Biomethans könnte durch thermische Gasifizierung von Holzabfällen und organischen Abfällen erzeugt werden, heißt es in der Studien von Guidehouse. Zusätzliche Rohstoffe für die Biogasproduktion könnten durch den Anbau auf stillgelegtem oder kontaminiertem Ackerland oder den Einsatz neuer Technologien erschlossen werden.

Am größten ist das Potential der Studie nach in Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen und Italien. In diesen Ländern könnte 2040 mehr als die Hälfte der Biogase produziert werden.

Produktion auf schlechten oder kontaminierten Böden

Neue Möglichkeiten, Biomethan zu erzeugen, sehen die Experten von Guidehouse im Einsatz von „marginalen“ Böden, also Böden schlechter Qualität oder durch eine zweite Ernte. In beiden Fällen stehe die Verwendung für die Biogaserzeugung nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

Auch auf Ackerflächen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln eingesetzt würden, könnte Biomasse erzeugt werden. Solche Flächen gebe es vor allem in den skandinavischen Ländern und Spanien. Insgesamt kämen dafür 70 Millionen Hektar in Frage, auch wenn die Produktion von Biomasse nicht auf allen Flächen wirtschaftlich sei.

Bei den kontaminierten Flächen handele es sich um etwa 2,7 Millionen Hektar Land, das durch Metalle, Salze oder Chemikalien verunreinigt sei. Der Anbau von Feldfrüchten für Biomasse könne auch einen Beitrag zur Sanierung dieser Flächen leisten.

Technologisch seien in den letzten Jahren neue Verfahren zur Herstellung von Biogasen entwickelt oder perfektioniert worden. Dazu gehörten die Pyrolyse, der Einsatz von Algen, die „Hydrothermale Gasifizierung“ oder das Auffangen von Methan, das in Mülldeponien freigesetzt wird.

Industriell besonders vielversprechend sei „erneuerbares Methan“(e-methan). Ausgangspunkt dafür sind grüner Wasserstoff und Kohlenstoffverbindungen, zum Beispiel CO2. Sinnvoll sei das allerdings nur unter bestimmten Umständen, etwa dann, wenn grüner Wasserstoff günstig erzeugt, aber nicht in ein Leitungsnetz eingespeist werden könne. 

 

Mittwoch, 17.04.2024, 15:23 Uhr
Tom Weingärtner

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