Der Batteriespeichermarkt wächst weiter, trotz regulatorischer Unsicherheiten. Terralyr und Rheinenergie planen jeweils Batteriegroßspeicher in Niedersachsen mit insgesamt 94.000 kWh.
Der Markt für Batteriespeichersysteme wächst rasant. Das Segment der Großspeicher legte im vergangene Jahr um 14 Prozent zu, wie der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) jüngst erklärte (wir berichteten). Dennoch bremsten regulatorische Unsicherheiten wie die befristete Netzentgeltbefreiung bis 2029 oder lange Wartezeiten bei Netzanschlüssen das Wachstum aus. Auch überlange Bearbeitungszeiten für Netzanschlüsse behindern den Ausbau: So würden Projektierer ihre Anschlüsse oft bei mehreren Netzbetreibern gleichzeitig beantragen, was zu einer Antragsflut und Verzögerungen bei der Bearbeitung führt, bemängelt der Verband.
Trotz dieser Rahmenbedingungen schreiten einzelne Speicherprojekte voran, etwa in Niedersachsen. So plant der Berliner Speicherentwickler und -betreiber Terralyr in Celle-Altencelle, im nördlichen Teil Niedersachsens, eine neue Batterieanlage mit 15 MW Leistung und 30.000 kWh Kapazität. Die Inbetriebnahme sieht Terralyr laut einer Mitteilung für Ende 2025 vor. Der Speicher soll sowohl im Verteilnetz des Betreibers Celle-Uelzen Netz als auch im Übertragungsnetz von Tennet eingebunden sein, heißt es aus Berlin.
Der Oberbürgermeister der Stadt Celle, Jörg Nigge (CDU), sieht in dem Projekt nicht nur einen Beitrag zur Energiewende, sondern auch wirtschaftliche Vorteile für die Kommune. Aufgrund einer geänderten Regelung zur Gewerbesteuer würden, so der Politiker, 90 Prozent der Steuereinnahmen aus solchen Anlagen in der Standortgemeinde verbleiben.
Die technische Umsetzung des Speichers übernimmt das Unternehmen Axsol. Die Batteriezellen auf Basis der Lithium-Eisenphosphat-Technologie liefert das Unternehmen Hithium. Entwickelt wird das Projekt in Kooperation mit dem Projektentwickler „sdp energie“ aus Schäftlarn im Landkreis München.
Terralayr selbst betreibt eine cloudbasierte Plattform zur Aggregation und Vermarktung von Speichern. Diese soll es Unternehmen ermöglichen, flexible Energiebedarfe zu decken, ohne eigene Speicheranlagen zu betreiben.
Weiteres Projekt im Süden Niedersachsens
Ein weiteres Großprojekt entsteht derzeit im Süden Niedersachsens, in Einbeck (Landkreis Northeim). Dort errichten SMA Altenso – eine Tochter des Systemtechnikanbieters SMA Solar Technology aus Niestetal (Hessen) – und der Kölner Energieversorger Rheinenergie gemeinsam einen Batteriespeicher mit einer Leistung von 24,5 MW und einer Kapazität von 64.000 kWh. Die Fertigstellung planen die Partner für Anfang kommenden Jahres. Das Vorhaben ist Teil einer strategischen Partnerschaft, mit der beide Unternehmen deutschlandweit Speicher mit mehreren hundert MW realisieren wollen.
Laut Stephan Segbers, Vorstand bei Rheinenergie, ist die Vermarktung von Batteriespeichern für den Energieversorger noch ein neues Geschäftsfeld, das aber stark wachsen werde. Bereits seit Sommer 2024 betreibt das Unternehmen einen ersten Speicher am größten Solarpark im eigenen Portfolio. Die neue Anlage in Einbeck soll von der Handelstochter Rheinenergie Trading bewirtschaftet werden. SMA Altenso übernimmt Planung, Bau und Wartung. Beide Unternehmen sehen die flexible Kombination von Speicherprojekten mit bestehenden oder neuen Solar- und Windparks – sogenannte Co-Location-Lösungen – als Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung. Die neue Speicherinfrastruktur soll helfen, Erzeugungsschwankungen auszugleichen und das Stromnetz zu stabilisieren.
Obwohl das Marktwachstum anhält, bleibt der regulatorische Rahmen eine zentrale Herausforderung. Der BVES fordert, bestehende Hemmnisse zügig abzubauen, um das Potenzial von Batteriespeichern vollständig zu erschließen (wir berichteten).
Die beiden aktuellen Projekte in Niedersachsen zeigen allerdings, dass Investitionen auch unter schwierigen Bedingungen möglich sind – wenn Unternehmen strategisch zusammenarbeiten und lokal günstige Bedingungen vorfinden.