Groß an Kapazität, reich an Tieren: Die Stadtwerke Kulmbach haben einen Solarpark realisiert, der Sonnenkollektoren ebenso Platz bietet wie zahlreichen Vierbeinern. Im Ortsteil Eggenreuth grasen und dösen Alpakas, Schafe und Schweine, während die Module ihrer Stromproduktion nachkommen.
Allerdings fehlen dem Großprojekt des oberfränkischen Versorgers noch einige Wochen, bis die Anlage ans Netz geht. Ursprünglich für das Frühjahr geplant, soll der 34 MW leistungsstarke Park nun im kommenden Sommer den Betrieb aufnehmen. Das Vorhaben im Norden Bayerns mit dem offiziellen Namen „Neue Energie Kulmbach II“ ist eine Koproduktion der Stadtwerke und des Projektierers Münch Energie. Rechnerisch kann es 12.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen.
Die beiden Partner hatten für ihren Solarpark die Kooperationsgesellschaft Neue Energie Kulmbach II GmbH & Co. KG gegründet, an der die Stadtwerke mit 51 Prozent die Mehrheit halten. Warum Tiere und Technik in großer Menge die etwa 25 Hektar große Fläche füllen, erklären die Beteiligten so: Das Gelände sei als Weidefläche für verschiedene Arten vorgesehen, nun zeige man, „wie echte Doppelnutzung von Flächen funktioniert und grüne Energie mit Landwirtschaft Hand in Hand geht“, so Mario Münch, Geschäftsführer von Münch Energie.
 |
Tiere und Technik: Auch Freilandschweine bevölkern den neuen Solarpark der Stadtwerke Kulmbach in Eggenreuth Quelle: Münch Energie |
Projekt lockt Anlagewillige mit bis zu 5 Prozent ZinsenMünch Energie ist ein mittelständisches Erneuerbaren-Unternehmen, das seinen Sitz im benachbarten Rugendorf hat. Die Firma bezeichnet sich selbst als einen „der größten dezentralen Energieversorger Deutschlands“. Für Christof Lange, Werkleiter der Stadtwerke Kulmbach, sei beim Solarpark „ein eingespieltes Team“ am Werk gewesen. Schon bei der Freilandanlage in Grafendobrach (20 MW) hatten sie die Zusammenarbeit erprobt.
Der Betrieb des Solarfelds in Eggenreuth vereint Energieproduktion und Tierhaltung nach dem erstmals umgesetzten, unter dem Begriff „TierwohlPV“ geführten Doppelnutzungskonzept. Das bedeutet zum einen ausreichend Bewegungsfreiheit auf dem Areal und das Anpflanzen bestimmter Weidearten und Blumenmischungen. Zum anderen beginnen die Unterkanten der Solarmodule in einer Höhe von 1,40 Metern. Das diene besonders den Freilandschweinen, heißt es.
Das Miteinander von Energiewirtschaft und Tierhaltung ist nicht die einzige Besonderheit des Solarparks. Stadtwerke und Münch Energie lassen auch Privatleute in großem Maßstab mitverdienen. Seit Anfang Dezember 2024 ist die Plattform „Münch Crowd“ geöffnet, auf der Anlagewillige Teile ihres Ersparten in das Kraftwerk stecken können.
Zunächst war es der Kulmbacher Bevölkerung vorbehalten, inzwischen ist das Schwarm-Investment für die Allgemeinheit geöffnet. Maximal 3 Millionen Euro wollen die Beteiligten auf diesem Weg einsammeln. Am 11. Februar 2025 wies die Website der Plattform einen eingegangenen Betrag von gut 1,8 Millionen Euro aus.
Wer mindestens 100 Euro übrig hat und anlegen will, kann von dem Solarpark profitieren. Die Zinssätze von 4, 4,5 und 5 Prozent richten sich nach der gewählten Laufzeit der Einlage − möglich sind 5, 10 oder 15 Jahre.