Im Allgäu investiert die in Memmingen ansässige Econ AG rund 20
Millionen Euro in ein Fernwärmeprojekt. In Zusammenarbeit mit der 2.200-Einwohner-Gemeinde Benningen und der Rohde & Schwarz Messgerätebau will die Econ künftig bis zu 30.000
MWh Wärme komplett regenerativ erzeugen. Kürzlich haben die Projektpartner mitgeteilt, einen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben: Nach sechsmonatiger Bauzeit steht nun der Rohbau des „Heizwerks Memmingen Süd / Benningen“.
Die Wärme soll von Herbst 2025 an von einem Hackschnitzel-Kessel und von Groß-Wärmepumpen kommen, die über regenerativen Strom aus den Photovoltaikanlagen an der Start- und Landesbahn des Allgäu Airports versorgt werden.
Der Hackschnitzelkessel wird eine Leistung von 5
MW aufweisen, die Großwärmepumpen 1,5
MW. Für die nötige Flexibilität ist zusätzlich ein Pufferspeicher für das Heißwasser von 240.000
Litern und ein Kälte-Pufferspeicher von nochmals 120.000
Litern vorgesehen. Dies genüge für die komplette Wärmeversorgung der Gemeinde Benningen, aber auch Teile der westlichen Nachbarstadt Memmingen sowie Industriekunden wie die Memminger Niederlassung des Elektronikunternehmens Rohde & Schwarz.
Rohde & Schwarz ist als Industriepartner früh mit in das Projekt eingestiegen, so die Econ AG. „Durch die Umstellung auf Fernwärme werden wir in Memmingen zu einem sehr großen Teil vom Energieträger Gas wegkommen und jährlich bis zu 270
Tonnen CO2 einsparen“, sagt David Friesinger, Energie- und Umweltmanager bei Rohde & Schwarz. In seiner Klimastrategie 2030 habe sich Rohde & Schwarz das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber 2017 um 55 Prozent zu reduzieren.
Friesinger: „Das Fernwärmeprojekt ist das beste Beispiel dafür, wie Unternehmen und Gemeinden zusammenarbeiten können, um eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.“
Leistung des Heizwerkes erweiterbar Mit an das Fernwärmenetz mit angeschlossen werden zudem Liegenschaften der Stadt Memmingen in der Benninger Straße sowie die Edith-Stein-Schule. Das Konzept hat nach Informationen auch viele Haushalte überzeugt. Demnach werden von den 34 Anwesen, die an der neuen Trasse entlang der Memminger Straße liegen, 26 sofort oder mittelfristig den Fernwärmeanschluss nutzen. „Das sind 75 Prozent der Gebäude und ich gehe davon aus, dass wir diesen Prozentsatz auch erreichen, wenn wir die aktuell laufende Wärmeplanung für das gesamte Gemeindegebiet abgeschlossen haben“, zeigt sich Martin Osterrieder, Bürgermeister der Gemeinde Benningen, überzeugt.
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Der Rohbau des Memminger Heizwerks im Dezember 2024 Quelle: e-con AG / Ingo Jensen |
Parallel zum Bau der Energiezentrale laufen die Arbeiten an der Wärmetrasse. Insgesamt rund 4 Kilometer Wärmenetz werden errichtet. Für den ersten Bauabschnitt des Fernwärmenetzes laufe die Testphase, erklärt Enrico Lagoda, Projektleiter für Großprojekte bei der Econ AG. „Wir haben das Netz bereits mit vollentsalztem Wasser befüllt. Der Dauerbetrieb der Energiezentrale ist dann zum Beginn der Heizperiode, also im Herbst 2025 geplant.“
Die Netzinstallationen in
Benningen und dem Bereich Memmingen-Süd sind laut Econ so geplant, dass bis zu 50.000 MWh an Wärmeleistung möglich sind, die Zahl der Großwärmepumpen lässt sich entsprechend erweitern. Zudem sei das Netz auf eine „neue innovative Technologie ausgelegt, bei der unter anderem die Niedrig-Temperatur-Abwärme aus den Kühlprozessen von Industriekunden als Wärmequelle für die Wärmepumpen genutzt wird“. Dadurch hätten die Großwärmepumpen einen Doppelnutzen und dies würde auch den Wirkungsgrad erheblich verbessern.
Das Projekt soll künftig jährlich rund 2,5 Millionen Kubikmeter Erdgas und bis zu 7.500 Tonnen CO2 einsparen.