Die Vormachbarkeitsstudie haben die insgesamt sechs Fernleitungsnetzbetreiber kürzlich abgeschlossen, nun starten sie mit dem Projekt „Nordic-Baltic Hydrogen Corridor“ − kurz NBHC − in die sogenannte Machbarkeitsphase. Diese soll, wie der deutsche Fernleitungsnetzbetreiber, die Ontras Gasttransport GmbH aus Leipzig, am 12.
Dezember bekannt gab, bis voraussichtlich bis Mitte 2026 andauern.
Während dieser Phase wollen die Netzbetreiber jeweils im eigenen Land ihren Fokus auf „wesentliche Grundlagen“ für die Umsetzung des Projektes legen. Dazu zählen die genaue Streckenführung der Wasserstoffpipeline und die Planung nötiger Verdichterstationen. Auch Teil der Untersuchungen sind wirtschaftliche und finanzielle Analysen sowie Umwelt- und Sicherheitsgenehmigungen. Zudem soll, wie Ontras Gastransport erklärt, ein Zeitplan für die schrittweise Realisierung des Projekts aufgestellt werden.
„Wir gehen mit den nationalen Machbarkeitsstudien in die Details und schaffen eine solide Grundlage für die Realisierung des Projekts“, so Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke. Damit leiste der NBHC einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Wasserstoffstrategie.
|
Der NBHC soll von Finnland über Estland, Lettland, Litauen und Polen nach Deutschland führen. Der genaue Verlauf steht noch nicht fest (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken) Quelle: Ontras Gastransport GmbH |
Effiziente Umsetzung zum ZielLänderübergreifende Analysen sollen die Untersuchungen ergänzen, wie es weiter aus Leipzig heißt. Dabei geht es insbesondere um die Projektkoordination, die Entwicklung einer gemeinsamen kommerziellen Basis sowie die Einbindung relevanter Stakeholder. Laut Ontras Gastransport ist das Ziel dabei, die nationalen Ansätze mit einer grenzüberschreitenden Perspektive zu verknüpfen, um das Projekt effizient und harmonisiert umzusetzen. Diese Arbeiten sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein.
Die Projektpartner wollen zunächst eine gemeinsame kommerzielle Grundsatzstudie erarbeiten. Auf Grundlage der Vormachbarkeitsstudie von 2024 wird diese Studie ab 2025 die Aufteilung von Kosten und Erlösen zwischen den beteiligten Ländern und Netzbetreibern untersuchen. Das Ziel: Die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells, das die finanzielle Machbarkeit des Projekts sicherstellt. Dies soll gewährleisten, dass alle Beteiligten von einer nachhaltigen und wirtschaftlich stabilen Infrastruktur profitieren.
Bei dem NBHC handelt es sich um ein internationales Infrastrukturprojekt, an dem sechs Länder beteiligt sind. Im Rahmen des Projektes soll grüner Wasserstoff durch Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen bis nach Deutschland transportiert werden. Der genaue Streckenverlauf befindet sich noch in der Planung, soll aber mehrere tausend Kilometer umfassen und strategisch wichtige Standorte miteinander verbinden.
Die Machbarkeitsphase soll bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Die Inbetriebnahme der Pipeline wird jedoch voraussichtlich in den späten 2020er-Jahren erfolgen − je nachdem, wie schnell die Partnerländer die einzelnen Phasen der Planung und Umsetzung abschließen.
An dem Projekt beteiligen sich die Fernleitungsnetzbetreiber der Länder: Gasgrid Vetyverkot Oy aus Finnland, Elering aus Estland, Conexus Baltic Grid aus Lettland, Amber Grid aus Litauen, Gaz-System aus Polen und Ontras Gastransport aus Deutschland. Der Korridor soll als Rückgrat für eine europäische Wasserstoffinfrastruktur dienen, erneuerbare Energiequellen nutzen und zentrale Nachfragezentren in Mitteleuropa anbinden.
Bedeutung des Projekts für EuropaDer NBHC ist laut Ontras Gastransport ein wichtiger Baustein im Übergang zu einem nachhaltigen und dekarbonisierten Energiesystem in Europa. Durch die Verbindung von Produktionsstandorten für grünen Wasserstoff mit bestehenden und neuen Nachfragezentren in Mitteleuropa soll der Korridor die Energieversorgungssicherheit Europas stärken. Gleichzeitig unterstützt er die Erreichung der EU-Dekarbonisierungsziele.
Schätzungen zufolge kann der Korridor bis zum Jahr 2050 jährliche Emissionen um bis zu 37
Millionen Tonnen CO2-Äquivalent senken.
Die Europäische Kommission hat die Bedeutung des Projekts bereits hervorgehoben: So erhielt der NBHC im April dieses Jahres den Status eines Projekts von gemeinsamem Interesse (Project of Common Interest, PCI). Damit wurde der Korridor in die Initiative „Baltic Energy Market Interconnection Plan for Hydrogen“ (BEMIP Hydrogen) aufgenommen. Im Oktober 2024 beantragten die Projektpartner eine Förderung im Rahmen der Connecting Europe Facility (CEF). Mit den Ergebnissen rechnen sie im ersten Quartal 2025.