Echtzeitdaten vom Leiterseil: Die Netztochter von N-Ergie überwacht mit Sensoren Betriebsparameter der Netzführung. Leitungen sollen sich so effizienter nutzen lassen.
Freileitungsmonitoring gegen Netzengpässe: Der Nürnberger Kommunalversorger N-Ergie verspricht sich von der Echtzeit-Erfassung von Betriebsdaten, Netze effizienter nutzen und Übertragungskapazitäten punktuell erhöhen zu können. Die Netztochter des Konzerns hat jetzt versuchsweise an einer Leitung in Cadolzburg im Landkreis Fürth spezielle Sensoren installiert. Die Sensoren – sie stammen von dem norwegischen Hersteller Heimdahl – umschließen die Freileitung und erfassen unter anderem die Seiltemperatur.
Hintergrund: Die maximale Betriebstemperatur begrenzt die Übertragungskapazität. Im Normalfall wird der Stromfluss anhand eines konservativ festgelegten Normklimas eines heißen Sommertages ohne Wolken und ohne Wind begrenzt, wie N-Ergie Netz erklärt.
Freileitungsmonitoring mit aktuellen und exakt gemessenen Realtemperaturen könne dazu beitragen, dass sich die Kapazität zumindest in entsprechenden Wetterlagen punktuell und zeitweise etwas erhöhen und mehr Strom einspeisen lässt. Entscheidende Einflussgrößen: Umgebungstemperatur, Windgeschwindigkeit, Sonneneinstrahlung oder Niederschlag.
Installation per Drohne
Zusätzlich zu der ersten Leitung sollen von 2025 an weitere mit der Technologie überwacht werden. Die Installation soll im laufenden Betrieb per Drohne erfolgen. Bei der Premiere legten die Techniker noch Hand an. Die neue Sensorik sieht man in Nürnberg nur als zusätzlichen Schritt, um weitere Kapazitäten im Netz zu aktivieren. „Da mittlerweile an manchen Tagen selbst die auf Dächern installierten PV-Anlagen zusammengenommen schon mehr Strom in das Netz einspeisen, als zum selben Zeitpunkt von den Verbraucherinnen und Verbrauchern nachgefragt wird, bedarf es vor allem leistungsfähiger und moderner Netze“, betont der Netzbetreiber. Allein bis 2030 seien Investitionen von 1,3 Milliarden in das Stromnetz geplant.
Amprion, Westnetz und LEW arbeiten an „kurativer Systemführung“
Bereits seit Sommer dieses Jahres ist die effizientere Nutzung von Stromnetzen durch „kurative Systemführung“ Gegenstand eines Fraunhofer-Forschungsprojektes. Das Projekt mit der Bezeichnung „kurSyV“ ist am Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) angesiedelt. Es verfolgt einen Ansatz, „bei dem hinterlegte Eingriffe erst nach dem Eintreten von vorab definierten Störungen vorgenommen und thermische Reserven genutzt werden“, wie es heißt. Die Rede ist von einem grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Stromnetze betrieben werden.
Das Vorhaben wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Aus der Wirtschaft arbeiten an dem Projekt die Netzbetreiber Amprion, Westnetz und LEW Verteilnetz mit. Weitere Projektpartner sind Siemens, Alterric, Wobben Research und Development sowie die Universität Kassel.