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Konferenz zum Energiewendefonds Quelle: E&M / S. Harmsen
Susanne Harmsen
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Donnerstag, 05.12.2024, 13:58 Uhr
Politik
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Verbände fordern Einrichtung eines Energiewendefonds
In Berlin präsentierten VKU und BDEW ein mit Deloitte entwickeltes Konzept zur Finanzierung der Energiewende. Es sieht eine Verknüpfung von staatlichen und privaten Quellen vor.
Auf einer Veranstaltung mit 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutierten Energiebranche und Finanzwirtschaft am 5. Dezember in Berlin, woher das Geld für die nötigen Investitionen in die Energiewende kommen soll. Eingeladen hatten die Energieverbände BDEW und VKU. „So viele sind da, weil das Problem so groß ist“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae.

Der Finanzierungsbedarf für die Energiewende sei enorm, stellt das Konzept fest. Die deutsche Energiewirtschaft rechnet bis 2030 mit Investitionen in Höhe von 721 Milliarden Euro – bis 2035 sogar mit 1,2 Billionen Euro. Die Gelder werden insbesondere für den Ausbau erneuerbarer Energien, den erforderlichen Aus- und Umbau der Strom-, Fernwärme- und Gasnetze, die Dekarbonisierung des Wärmesektors und den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft benötigt.

„Die erforderlichen Investitionen können nur gestemmt werden, wenn Energieunternehmen, Finanzwirtschaft und der Staat an einem Strang ziehen und alle Möglichkeiten der Finanzierung ausschöpfen“, appellierte Andreae. „Die Mobilisierung von privatem Kapital ist hierbei von zentraler Bedeutung, um die Energiewende zu ermöglichen“, ergänzte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Es werde einen ganzen Strauß an Finanzierungsinstrumenten brauchen, um diese Investitionen zu stemmen. 97 Prozent der Stadtwerke planten höhere Investitionen, wüssten aber größtenteils nicht, woher sie das Kapital nehmen sollen.

Entwurf des Energiewendefonds

Gemeinsam mit dem Beratungshaus Deloitte schlagen die Verbände einen Energiewende-Fonds (EWF) vor. Er wurde zuerst am 4. Juni 2024 vorgestellt. Mit dem Blick auf den Regierungswechsel unterstrichen sie ihre Forderung. Mit diesem Fonds könnte allen Energieunternehmen beispielsweise über stille Einlagen und Genussrechte (sogenanntes Hybridkapital) oder klassische Unternehmensbeteiligungen privates Eigenkapital bereitgestellt werden. Das Anfangskapital des EWF sollte bei 30 bis 50 Milliarden Euro liegen.

Bisher sind Investitionen in die Energiewende weitgehend kreditfinanziert. Weil aber die Investitionstätigkeit und damit die Finanzierung in den kommenden Jahren um ein Vielfaches gesteigert werden müssen, würde die vermehrte Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalquote der Unternehmen senken. Um dennoch auch zukünftig für Kreditgeber attraktiv zu sein, muss in vielen Unternehmen zunächst die Eigenkapitalquote wieder erhöht werden.
 
Der EWF von der Ausschreibung bis zum Exit
Quelle: Deloitte


Eigenkapital erhöhen

Der Energiewendefonds soll den hohen Eigenkapitalbedarf der Energieunternehmen adressieren. Da Eigenkapital aufgrund eines höheren Risikos das teuerste Kapital auf dem Finanzmarkt ist, sollen professionelle Fondsstrukturen sowie staatliche flankierende und risikominimierende Maßnahmen (wie finanzielle Garantien oder Bürgschaften durch Bund und Länder) für Konditionen sorgen, die sowohl für Kapitalnehmer als auch für Kapitalgeber attraktiv sind, so der Vorschlag.

Ohne ausreichende und langfristig verlässliche Renditen – sowohl für die Energiewirtschaft als auch für private Kapitalgeber – werde die Energiewende nicht finanzierbar sein und nicht zustande kommen. „Es ist daher eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, einen Investitionsrahmen zu schaffen, der verschiedene Finanzierungswege und wirtschaftlich attraktive Energiewendeprojekte ermöglicht“, so Liebing.

Neben der Stärkung des Eigenkapitals brauchen insbesondere Investitionen in den Netzausbau und in erneuerbare Energien einen zukunftsfähigen regulatorischen Finanzierungsrahmen, der dem Finanzmarktumfeld entspricht und Kapitalrückflüsse sicherstellt. „Ob die Energiewende spürbar vorankommt, entscheidet sich vor Ort in den Kommunen“, erinnerte er. Die Politik dürfe auch nicht die Preis-Belastungen der Verbraucherinnen und Verbraucher aus den Augen verlieren, mahnte er.

Staatssekretär fordert verlässliche Energiepolitik

Für das Bundeswirtschaftsministerium nahm Staatssekretär Philipp Nimmermann an der Konferenz teil. Er unterstrich, dass das Thema Finanzierung bereits seit einem Jahr mit den Akteuren diskutiert werde. „Gerade jetzt im Wahlkampf ist das Thema Finanzierung der Energiewende enorm wichtig“, unterstrich er. Es werde nur teurer, je größer die Unsicherheiten im rechtlichen Rahmen der Energiewende seien, appellierte er aus seiner Erfahrung in der Finanzwirtschaft. Daher sollte auch bei einem Regierungswechsel der Kurs beibehalten werden.

Claus Fintzen, CIO Infrastructure Allianz Global, bedauerte, dass es bislang Immobilienfonds für Anleger gebe, aber keine für Infrastrukturen. Dies wäre eine wichtige Möglichkeit, das reichlich vorhandene Kapital von Sparkonten zu aktivieren, meinte er.

Das Konzept von BDEW und VKU für den EWF steht als PDF zum Download bereit.