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Freuen sich über den erfolgreichen Praxistest: Ralf Riekenberg (EWE), Alexander Dyck (DLR) und Stefan Dohler (EWE). Quelle: EWE
Davina Spohn
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Donnerstag, 05.12.2024, 14:59 Uhr
Wasserstoff
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„Ideale Geologie“ zur Speicherung
EWE hat sein Forschungsprojekt zu Speicherung von Wasserstoff in einer Salzkaverne erfolgreich abgeschlossen. Die Erkenntnisse sollen Speicherbetreibern zur Verfügung gestellt werden
„Die Geologie an den Standorten im Salzstock ist ideal für Wasserstoff, da Salz mögliche Poren selbst abdichtet. Das ist in porösen Speichern nicht so ohne Weiteres der Fall“, erklärte Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der Oldenburger EWE. Bevor jedoch die erste Großkaverne umgerüstet wird, wollte man bei EWE sichergehen, dass die Speicherung im unterirdischen Salzgestein sicher funktioniert. Diese Sicherheit sei nun erbracht.

Den Nachweis hierfür trat die Oldenburger EWE zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Frühjahr 2021 mit dem Projekt „HyCavMobil“ an. Über den erfolgreichen Praxistest zur Wasserstoffspeicherung in einer Salzkaverne, so groß wie ein Einfamilienhaus, zeigt er sich bei der Konferenz zum Abschluss des Projektes hocherfreut: „Dieser Termin heute zeigt, dass wir was tun und das, was wir tun, funktioniert!“.

Das Projekt „HyCAVmobil“ startete 2019 und umfasste den Bau einer Testkaverne mit einem Volumen von 500 Kubikmetern. Die Ergebnisse will EWE mit seinem Partner DLR auf Kavernen mit dem tausendfachen Volumen übertragen. EWE plant, großtechnische Kavernen zu etablieren, um große Mengen grünen Wasserstoffs zu speichern und flexibel nutzbar zu machen. Derzeit verfügt das Unternehmen über 37 Kavernen, die es für die Wasserstoffspeicherung geeignet ansieht und rund 15 Prozent der deutschen Kapazitäten ausmachen. Dohler versicherte: „Das, was wir hier tun, wollen wir allen zugänglich machen“, auch anderen Speicherbetreibern. 

Umfangreiche Dichtheitstests

Während der Projektlaufzeit bewältigte EWE eigenen Angaben nach verschiedene technische Herausforderungen, wie Ralf Riekenberg vom Wasserstoff-Team der EWE aufführte. „Im Jahr 2021 reaktivierten wir eine vorhandene Bohrung und statteten sie so aus, dass man sie nutzen kann, um eine Kaverne herzustellen.“ Zuvor galt es, zu prüfen, ob die 1.000 Meter tiefen Rohre, die man in die Erde eingebracht hatte, zum angrenzenden Stein − EWE spricht von „Gebirge“ − hin dicht sind.

Erst als dies mit Zementierungen und weiteren Tests sichergestellt war, sei mit dem Bau des unterirdischen Hohlraumes begonnen worden − dem Sohlen. Riekenberg: „Das Salz, in das wir unsere Kaverne bauen, wird gelöst durch Wasser, das wir in die Erde einbringen“. Nach Ableitung des Salzwassers entstehe ein Hohlraum, in dem man dann verschiedene Medien speichern könne.

Nach der Inbetriebnahme der Testkaverne sammelte EWE Erfahrungen zur Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff bei unterschiedlichen Drücken. Parallel dazu führte das DLR umfangreiche Messungen durch.

Die Untersuchung habe gezeigt, dass sich der Reinheitsgrad des Wasserstoffs durch die Lagerung kaum verändere. Dies sei insbesondere für den Einsatz von Wasserstoff im Mobilsektor, sprich in Brennstoffzellenfahrzeugen von Bedeutung. 

​Übertragung auf den EWE-Standort Huntorf

EWE sei derzeit in der Detailplanung, wie Dohler erklärte. Sein Unternehmen beabsichtige bereits in den nächsten drei bis vier Jahren Wasserstoff in großen Kavernen einzuspeichern.

Die Forschungsergebnisse aus Rüdersdorf wollen die Partner direkt am EWE-Standort Huntorf in der Wesermarsch einfließen lassen. Dort soll eine bestehende Erdgaskaverne für die Wasserstoffspeicherung umgerüstet werden. Dieses Projekt ist Teil des europäischen Großvorhabens „Clean Hydrogen Coastline“, das alle Schritte von der Erzeugung über den Transport bis zur industriellen Nutzung von Wasserstoff integriert. 

EWE-Chef Dohler sieht jedoch Risiken für die Weiterentwicklung solcher Projekte, wenn der politische Rahmen nicht bald festgelegt wird. Er fordert klare Regelungen und Anschubfinanzierungen, um die wirtschaftliche Umsetzung von Wasserstoffspeichern zu ermöglichen. Der Standort Rüdersdorf, nahe der Metropolregion Berlin und in der Nähe von geplanten Wasserstoff-Leitungen, biete ideale Voraussetzungen für die Integration ins nationale Wasserstoff-Kernnetz. EWE hat bereits eine Absichtserklärung mit Ontras Gastransport zur Anbindung unterzeichnet.

Das Projekt „HyCAVmobil“ hat Investitionen von über 14 Millionen Euro erfordert, wovon EWE knapp 8 Millionen finanzierte. Der Rest wurde durch Fördermittel des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie bereitgestellt.