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Auftakt für das Wasserstoffprojekt "GreenRoot". Quelle: VNG
Davina Spohn
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Donnerstag, 05.12.2024, 11:27 Uhr
Wasserstoff
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VNG will auf heimische Produktion von Wasserstoff setzen
Die Leipziger VNG will mit ihrer Handelstochter und dem niederländischen H2-Spezialisten „HyCC“ einen 500-MW-Elektrolyseur in Wittenberg realisieren.
Das Projekt läuft unter dem Namen „GreenRoot“. Die VNG erachtet es jedoch als „mehr als nur ein einzelnes Infrastrukturprojekt“. Greenroot stehe exemplarisch für die Herausforderungen und Chancen der Energiewende, wie der Energiekonzern in einer Mitteilung vom 4. Dezember bekannt gibt. Die Kombination aus technologischem Know-how, politischer Unterstützung und industriellem Bedarf mache es zu einem „Leuchtturmprojekt für die Region und darüber hinaus“. 

Der im Rahmen des Projektes in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geplante Elektrolyseur soll grünen Wasserstoff insbesondere für die lokale Industrie rund um die Lutherstadt liefern − darunter die SKW Stickstoffwerke Piesteritz. Dabei handelt es sich um einen der größten europäischen Produzenten von Grundstoffen für die Industrie- und Agrochemie. Das Unternehmen habe bereits angekündigt, den grünen Wasserstoff zur Substitution von Erdgas in seinen Prozessen zu nutzen.

Neben der industriellen Nutzung ist auch die kommunale Wärmewende ein Ziel. Hierbei will die VNG mögliche Synergien mit den Stadtwerken Lutherstadt Wittenberg ausloten.

Der geplante Elektrolyseur könnte, so erklärt es VNG, Teil des Wasserstoff-Kernnetzes werden, das mitteldeutsche Industrien miteinander verbindet. Dadurch könnten nicht nur lokale Abnehmer, sondern auch weitere Unternehmen im mitteldeutschen Chemiedreieck von der grünen Wasserstoffproduktion profitieren. Laut den beteiligten Unternehmen ist dies ein entscheidender Schritt, um langfristig eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Energieversorgung zu gewährleisten.

Zeitplan und Herausforderungen

Die Planungs- und Genehmigungsphase will die VNG zusammen mit der VNG Handel & Vertrieb sowie dem Wasserstoffspezialisten „HyCC“ im kommenden Jahr beginnen. Die Inbetriebnahme des Elektrolyseurs ist für 2029 geplant. Die finale Investitionsentscheidung dafür wollen die Partner 2026 treffen.

Die VNG betont, dass die Umsetzung des Projekts an wirtschaftliche Rahmenbedingungen geknüpft ist. VNG-CEO Ulf Heitmüller erklärt: Vorhaben wie Green Root erfordern „Investitionen, die wir nur stemmen können, wenn die Projekte auch wirtschaftlich sind.“ Für eine erfolgreiche Umsetzung seien daher auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen und pragmatische Regeln entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette nötig. Es sei wichtig, dass die Produktion von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen möglich ist und den Abnehmern des Wasserstoffs ein wirtschaftlicher Bezug und Einsatz sicher ist. 

Constantin von Oldenburg, Geschäftsführer der VNG Handel & Vertrieb, ergänzt, es brauche einen entsprechenden regulatorischen Rahmen. „Wir plädieren daher dafür, dass die EU-Kommission schnellstmöglich die Kriterien der Definition von grünem Wasserstoff flexibilisiert und hier dereguliert. Zudem sollte das Förderinstrument des Klimaschutzvertrags durch die Bundesregierung weiter gestärkt und zugleich pragmatischer ausgestaltet werden.“ Auch eine nachhaltige Stabilisierung der THG-Quoten durch eine 3-fach Anrechnung von grünem Wasserstoff sowie eine Netzentgeltbefreiung von Elektrolyseuren über das Jahr 2030 hinaus seien aus Sicht der VNG wichtig. 

Der Wasserstoffspezialist HyCC (Hydrogen Chemistry Company) ist spezialisiert auf die industrielle Wasserelektrolyse, um Wasserstoff aus grüner Energie und Wasser herzustellen. Es sieht großes Potenzial in der europäischen Wasserstoffstrategie und verweist auf seine langjährige Erfahrung mit Elektrolysetechnologien, die es bereits erfolgreich in Anlagen in Frankfurt und Bitterfeld umgesetzt hat. Michel Gantois, CEO von HyCC, hebt die Bedeutung solcher Projekte hervor, um die Chemieindustrie und andere energieintensive Branchen in Deutschland zukunftsfähig zu machen.