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Davina Spohn
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Donnerstag, 21.11.2024, 15:03 Uhr
Wasserstoff
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Wasserstoff-Backbone für Wettbewerbsfähigkeit
Die europäische Erdgasvereinigung GIE bekräftigt in einem Papier die entscheidende Rolle der H2-Infrastruktur für die EU-Klimaziele - einschließlich Speicher und Terminals.
In ihrem jüngst veröffentlichten Positionspapier betont die sogenannte European Hydrogen Backbone(EHB)-Initiative der Europäischen Vereinigung von Gasinfrastrukturbetreibern GIE erneut die Bedeutung eines speziellen Wasserstoffnetzes. Zusammen mit unterirdischen Speichern und Hafenterminals würde dieses Netz eine nahtlose und kostengünstige Versorgung mit erneuerbarem und kohlenstoffarm erzeugtem Wasserstoff in ganz Europa ermöglichen. Das europäische Wasserstoff-Backbone werde Erzeuger und Verbraucher miteinander verbinden und eine zentrale Rolle beim Aufbau einer widerstandsfähigen, wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Energielandschaft spielen.

Die Initiative verweist auf die Selbstverpflichtung der Europäischen Union, ihre Klimaziele zu erreichen: bis 2030 mindestens 55 Prozent geringere Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 und ein auf 42,5 Prozent gesteigerter Anteil Erneuerbarer. Bis 2050 strebt die EU Klimaneutralität an, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celcius zu begrenzen.

Gleichzeitig, so die Initiative, soll die europäische Industrie wettbewerbsfähig und die Energieversorgung sicher bleiben. Eine Schlüsselrolle hierfür komme erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff sowie dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zu.
 
Positionspapier „European Hydrogen Backbone: Boosting EU Resilience and Competitiveness“
- Zum Öffnen bitte auf das PDF klicken -
 Quellen: EHB und GIE

In ihrem nun veröffentlichten Positionspapier beruft sich die Initiative auf den früheren italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta von der mitte-linksorientierten Demokratische Partei. In seinem Bericht „Viel mehr als ein Markt“ hatte er bereits auf die Bedeutung des europäischen Wasserstoff-Backbones hingewiesen. Darin betone er, dass eine umfassende Netzinfrastruktur Verbraucher und Erzeuger in Europa verbinden müsse. Diese sei ebenso essenziell wie der Ausbau von Offshore-Windprojekten und Stromnetzen, um die Dekarbonisierung erfolgreich voranzutreiben. Ein Leitungsnetz lasse Energie dort produzieren, wo es am kostengünstigsten ist, und dann effizient an die Endverbraucher liefern.

Die EHB-Initiative sieht im Aufbau eines europäischen Wasserstoff-Backbones eine zentrale Maßnahme, um einen kosteneffizienten Übergang zu Netto-Null-Emissionen zu ermöglichen. Laut ihrer Einschätzung könnten Wasserstoffpipelines, Importterminals und Speichereinrichtungen sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Wasserstoff beschleunigen und somit eine tragfähige Marktstruktur schaffen.

Bis spätestens 2044 müssen im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems zahlreiche Branchen, darunter die Industrie, die Stromerzeugung sowie der Schiffs- und Luftverkehr, klimaneutral sein. Die Initiative betont daher in ihrem Papier: Große industrielle Verbraucher werden auf einen gut entwickelten Wasserstoffmarkt angewiesen sein, um den Brennstoff kostengünstig zu beziehen. Daher müsse das Backbone spätestens Anfang der 2030er-Jahre funktionsfähig sein, um diese Nachfrage zu decken. Um den Aufbau der Infrastruktur rechtzeitig sicherzustellen, sei eine umfassende öffentliche Förderung notwendig.

Die EHB-Initiative

Die „European Hydrogen Backbone(EHB)-Initiative“ vereint 33 Unternehmen, die in Zukunft die Wasserstoffnetze betreiben wollen. Angesichts des Nachfrageüberhangs bei Wasserstoff in Europa hat die Initiative einen gesamteuropäischen Infrastrukturplan für ein spezialisiertes Wasserstofftransportnetz erarbeitet. Als Teil der Vereinigung „Gas Infrastructure Europe“ (GIE) fördert die EHB-Initiative eine stärkere Verbindung zwischen Wasserstofftransport und -speicherung. Diese Bereiche sind eng miteinander verknüpft, um einen reibungslosen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von Wasserstoff zu gewährleisten.

Die Unternehmen der Initiative planen den Ausbau von rund 50.000 Kilometern an Wasserstoffpipelines, von denen etwa 60 bis 70 Prozent aus umgerüsteten Erdgasleitungen bestehen sollen. Bereits bis 2030 sollen erste Kernnetze entstehen, um frühzeitig industrielle Großabnehmer und Energieerzeuger zu versorgen. 
 

Das fünfseitige Papier „European Hydrogen Backbone: Boosting EU Resilience and Competitiveness“ lässt sich auf der Internetseite der GIE downloaden.