Der seit Juli insolvente Kärntner Ladeinfrastruktur-Anbieter Enercharge hat einen neuen Eigentümer, der im Geschäft mit Wallboxen tätig ist. Eine innerösterreichische Lösung.
Die Keba-Gruppe, ein in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz ansässiger Anbieter von Wallboxen, übernimmt den insolventen Ladeinfrastruktur-Anbieter Enercharge. Das teilte die Keba-Gruppe am 26. September mit. Zu den Konditionen, insbesondere zum Kaufpreis, machte sie keine Angaben.
Wie berichtet, hatte die 2018 gegründete Enercharge mit Sitz in Kötschach-Mauthen im Bundesland Kärnten am 8. Juli Konkurs angemeldet. Nach seinen damaligen Angaben hatte das Unternehmen seinen Umsatz von 2022 auf 2023 verdreifacht und verfügte über Zusagen hinsichtlich weiterer Aufträge. Diese langten jedoch nicht rasch genug ein. Der Versuch einer außergerichtlichen Restrukturierung scheiterte. Laut einer Meldung des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) standen Aktiva von 1,5 Millionen Euro Passiva von 15,2 Millionen Euro gegenüber. Somit war die Enercharge mit mehr als 13 Millionen Euro überschuldet.
Marke verschwindet
Die seit 1968 bestehende Keba-Gruppe teilte anlässlich der nunmehrigen Übernahme der Enercharge mit, sie werde durch diese „zum Vollsortimenter im Markt der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Das gemeinsame Portfolio, das unter der Marke Keba zusammengeführt wird, umfasst zukünftig Ladelösungen aus dem Wechsel- und aus dem Gleichstrombereich“. Die Enercharge werde vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden in die Keba-Gruppe eingegliedert und in „Keba E-Mobility DC GmbH“ umbenannt. Sie bietet hauptsächlich Gleichstrom-Ladestationen mit 40 bis 480 kW Leistung an.
Nach eigenen Angaben verkaufte die Keba-Gruppe bislang mehr als 500.000 Ladestationen, „die zumeist dort zum Einsatz kommen, wo ein Elektroauto längere Zeit (zu Hause, in Tiefgaragen, am Arbeitsplatz) parkt“, sowie eine nicht genannte Zahl von Schnelllade-Einrichtungen. Ihren Umsatz im Jahr 2023 beziffert die Keba-Gruppe mit 475 Millionen Euro, die Zahl ihrer Beschäftigten mit 2.000. Sie sind an 26 Standorten in 16 Ländern tätig.
Pfalzwerke waren seit Frühjahr Miteigentümer
Vormaliger Mehrheitseigentümer der Enercharge war die in Kötschach-Mauthen ansässige Alpen Adria Energie Hydro Solar GmbH mit 51,09 Prozent. Weitere 15,91 Prozent hielt der niederösterreichische Telekom-Infrastrukturanbieter SPL Tele Group GmbH, 10 Prozent gehörten der ebenfalls in Niederösterreich situierten Ökoenergie Beteiligungs GmbH. Die verbleibenden 23 Prozent befanden sich im Eigentum der Pfalzwerke AG, die ihren Hauptsitz in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) haben. Sie hatten ihren Anteil erst im Frühjahr 2024 erworben.