Die im März 2024 auf unbestimmte Zeit vertagte European Gas Conference (EGC) findet vom 20. bis einschließlich 22. Januar 2025 in der rumänischen Hauptstadt Bukarest statt. Das teilte der britische Konferenzveranstalter Energy Council am 23. September mit. Die Frage der Redaktion, ob die Verlegung vom bisherigen Tagungsort Wien nach Bukarest dauerhaft oder nur ausnahmsweise gilt, blieb vorerst unbeantwortet.
Eine permanente Verlegung der EGC nach Bukarest ergäbe sachlich Sinn: Nicht zuletzt mit dem Projekt „Neptun Deep“ des österreichischen Öl-, Erdgas- und Chemiekonzern OMV sowie des zu 70
Prozent staatseigenen größten rumänischen Gaskonzerns Romgaz möchte Rumänien zum wichtigsten Gasförderland Europas aufsteigen. Österreich dagegen verlor durch den massiven Rückgang der Gasimporte insbesondere Italiens und Deutschlands aus Russland infolge der Invasion russischer Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 weitgehend seine „Drehscheibenfunktion“ im europäischen Gasnetzverbund.
Bei „Neptun Deep“ handelt es sich bekanntlich um die Erschließung eines Offshore-Gasfelds im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres mit bis zu 100
Milliarden Kubikmetern an förderbarem Gas. Die OMV und die Romgaz wollen rund 4
Milliarden Euro investieren und mit der Förderung 2027 beginnen. Die OMV ist in Rumänien über ihre Tochter OMV Petrom vertreten.
Vertagung im MärzDas Programm der EGC im Januar bleibt im Wesentlichen unverändert. Am ersten Tag geht es um den weltweiten LNG-Markt, am zweiten um Versorgungssicherheit, am dritten um Wasserstoff sowie die Energiewende. Veranstaltungsort ist das JW Marriott Bucharest Grand Hotel unweit des rumänischen Bundesparlaments.
Wie im März berichtet, war die EGC damals aus Sicherheitsgründen vertagt worden, nachdem Gruppen wie Attac Österreich Störaktionen angekündigt hatten. Die Wiener Polizei hatte den Veranstalter Energy Council vor diesen Aktivitäten gewarnt.
Bereits 2023 hatten Attac Österreich und andere Gegner der Gasindustrie versucht, die EGC im Wiener Marriott-Hotel zu stören. An den Demonstrationen waren knapp 170
Personen beteiligt, 143 wurden von der Polizei wegen „schwerer gemeinschaftlicher Gewalt“, Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie des Verdachts auf schwere Körperverletzung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Wien wies die Anzeigen im Februar 2024 zurück. Seitens der Demonstranten war von übertriebener Gewaltanwendung durch die Exekutive die Rede.
Die European Gas Conference, die im Januar 2025 zum 17. Mal stattfindet, gilt als eine der wichtigsten Zusammenkünfte der Erdgas- sowie mittlerweile auch der Wasserstoffindustrie. Zu ihren Hauptsponsoren gehört die OMV. Bis zur russischen Invasion in der Ukraine war auf der EGC stets auch die russische Gasindustrie prominent vertreten.