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Der Treibstoff Wasserstoff ist aktuell knapp. Quelle: H2 Mobility Deutschland
Volker Stephan
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Montag, 16.09.2024, 14:44 Uhr
Wasserstoff
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Nach Leuna-Brand warten Wasserstoff-Tankstellen auf Nachschub
Wasserstoff ist ein knappes Gut. Erst recht, wenn einer der aktuell wenigen Erzeuger ein Sicherheitsproblem zu lösen hat. Die H2-Mobilität in der Republik ächzt unter dem Mangel.
Die Übersichtskarte von H2 Mobility im Internet durchzieht ein seltsames Farbenspiel. Rote Punkte mit einem „i“, grüne Punkte mit einem „i“, wo sonst die kreisrunden Flächen glatt und grün schimmern. Das „i“ liefert aktuell die Information, dass Deutschlands erster und größter Betreiber von Wasserstoff-Tankstellen an seinen Standorten unregelmäßig (grün) oder gar nicht (rot) liefern kann.

Zurück geht die Knappheit des noch jungen Treibstoffs auf ein Ereignis im Chemiepark Leuna, wo der Konzern Linde seine produzierten Mengen Wasserstoff auf Laster lädt und durch die Republik schickt. Seit am 26. August ein Leck in einem Anhänger (Trailer) zu einer Verpuffung und einem Brand geführt hatte, dauern die Untersuchungen nach den Ursachen an. Sicherheit geht hier offenbar vor, denn auch drei Wochen nach dem Ereignis ist an normale Wasserstoff-Lieferungen aus Leuna nicht zu denken.

H2 Mobility, so sagte eine Sprecherin gegenüber dieser Redaktion, sei stark abhängig von der „Performance der Lieferanten“. Die Suche nach Ersatzmengen sei angelaufen, führe aber nicht automatisch zum Erfolg. Denn auch andere Unternehmen würden Trailer des betroffenen Typs verwenden und nun vorsorglich nach dem Rechten sehen.

Ersatzmengen überschaubar und schwierig zu transportieren

In der Zwischenzeit ist eingetreten, was H2 Mobility bereits Anfang September vermutet hatte. Es sind nicht länger vorrangig die in der Nähe von Leuna befindlichen Tankstellen im Osten Deutschlands von fehlenden Wasserstoff-Mengen betroffen. Der Treibstoff fehlt überall in Deutschland. Dabei bemühe H2 Mobility sich, so die Sprecherin, Ballungsgebiete und viel befahrene Transitstrecken bevorzugt zu beliefern, etwa Berlin oder den Raum Hannover entlang der Autobahn 2.
 

Allerdings ist das Angebot an Wasserstoff für den Mobilitätssektor nicht unerschöpflich. Und nicht von jedem Erzeugungsstandort ist ein sicherer und ungefährlicher Transport möglich. Entsprechend spricht Frank Fronzke, COO von H2 Mobility, von einer „Force-Majeure-Situation“, also von höherer Gewalt. Und die veranlasst zum Jonglieren, zum Suchen nach „Lösungen an einzelnen Tankstellen“, so Frank Fronzke.

In Deutschland gibt es inzwischen etwa ein Dutzend Betreiber von Wasserstoff-Tankstellen. Entsprechend bemühen sie sich sämtlich um Wasserstoff-Lieferungen von anderen Produktionsstandorten und Herstellern. Nicht gelungen ist das bisher den Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser (EVB). Die Pioniere im Bereich Wasserstoff-Züge haben mangels ausreichendem Treibstoff den Verkehr aktuell eingeschränkt und weichen zudem auch auf Dieseltriebwagen aus (wir berichteten).

Für die Sprecherin von H2 Mobility ist dieser „sehr seltene“ Bruch in der Wasserstoff-Lieferkette bedauerlich. Er mache zugleich deutlich, dass die Versorgung perspektivisch auch auf anderen Wegen zu gewährleisten sein solle. Etwa über Pipelines und Elektrolyseure, die den Wasserstoff direkt neben den Tankstellen produzieren. Dann ließen sich die aktuellen Abhängigkeiten von Transporten über Lastwagen vermeiden.