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Katia Meyer-Tien
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Donnerstag, 30.06.2022, 16:47 Uhr
Niedersachsen
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Umweltminister Lies schließt Fracking in Niedersachsen aus
Schon die Debatte über Fracking setze ein falsches Signal, sagt der SPD-Politiker.
Im größten Gasfördergebiet Deutschlands soll es ungeachtet der wegbrechenden Gasflüsse aus Russland kein Fracking geben. Entsprechenden Überlegungen erteilte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung eine klare Absage: „Wir haben in Niedersachen entschieden, dass wir von den Möglichkeiten, die der Bund in Sachen Fracking eröffnet, keinen Gebrauch machen wollen“.

Schon aus Sicht des Gewässerschutzes sei Fracking falsch. Auch könne es aufgrund der langen Genehmigungsverfahren nicht dazu beitragen, kurzfristig Abhängigkeiten bei der Gasversorgung zu verringern. Darüber hinaus setze schon die Debatte über das Fracking ein falsches Zeichen: „Durch die langen Investitionszyklen manifestieren wir hier Gasförderung für viele Jahrzehnte. Das würde dazu führen, dass wir in Zukunft länger auf das Gas zurückgreifen, obwohl wir eigentlich grüne Gase wollen.“

In Deutschland wurden nach Angaben des Bundesverbandes Erdöl, Erdgas und Geoenergie (BVEG) im Jahr 2021 knapp 5,2 Mrd. m3 Erdgas gefördert. Das entspricht in etwa 5 % des deutschen Gasbedarfs. Rund 95 % der Fördermenge kamen aus Niedersachsen. Hier lagert auch der größte Teil der Erdgasreserven. Für Gesamtdeutschland belaufen sie sich laut BVEG auf 32 Mrd. m3.

Das letzte Fracking in Niedersachsen fand 2011 statt

Hinzukommen könnten noch bis zu 450 Mrd. m³ technisch erschließbares Erdgas aus Kohleflözen in Lagerstätten, die momentan noch nicht wirtschaftlich förderbar oder geologisch noch nicht exakt erfasst seien, und bis zu 2.300 Mrd. m³ technisch erschließbares Erdgas aus Schiefergesteinen ("Shale Gas"), schätzt der BVEG. 

Letzteres könnte nur duch das umstrittene Fracking abgebaut werden. Dabei werden durch das Einpressen von Chemikalien Mikrorisse im Gestein so erweitert, dass Kanäle entstehen, durch die das Gas abfließen und gefördert werden kann. Die Methode ist in Deutschland in umweltsensiblen Gebieten wie Wasser- und Heilquellenschutzgebieten oder den Einzugsgebieten für die Trinkwasserversorgung verboten.

Auch außerhalb dieser Zonen ist kommerzielles Fracking zur Förderung von Schiefergas unzulässig. Erlaubt sind lediglich vier Probebohrungen zu wissenschaftlichen Zwecken. Die FDP allerdings regte im Juni angesichts der drohenden Grasknappheit an, das Verbot zu überdenken.

Grundsätzlich wäre Fracking in Niedersachsen kein Novum. So habe es zwischen 1961 und 2011 insgesamt 350 registrierte Fracs im Land gegeben, teilt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover mit. Aus den restlichen 15 Bundesländern zusammen seien nur gut zwei Dutzend bekannt. Der bis heute letzte Fracking-Einsatz in Niedersachsen habe am 27. Juli 2011 an der Bohrung Buchhorst T12 bei Sulingen im Landkreis Diepholz stattgefunden. Der bundesweit bisher letzte Frac sei 2014 in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt worden.