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Susanne Harmsen
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Mittwoch, 12.01.2022, 14:08 Uhr
Klimaschutz
E&M News
Tauende Permafrost-Böden gefährden Gas-Infrastruktur
Forschende warnen vor verheerenden Schäden an Infrastrukturen wie Gasleitungen, Straßen und Brücken, weil die Erderhitzung das Eis im Permafrostboden auftaut.
Die globale Klimaerwärmung lässt den dauerhaft gefrorenen Boden in nördlichen Regionen und einigen Gebirgen immer schneller auftauen. Dadurch sind 30-50 % der Gebäude und Infrastruktur-Einrichtungen in diesen Gebieten bis 2050 von Schäden verschiedener Schweregrade bedroht. So beschreibt es ein Übersichtsartikel einer internationalen Forschergruppe um Jan Hjort von der University of Oulu (Finnland) im Fachjournal Nature Reviews Earth & Environment.

Ein Teil der Schäden könnte in russischen Gebieten auftreten, in denen Erdgas gefördert oder über Pipelines innerhalb des Landes oder für den Export etwa nach Westeuropa transportiert wird. Die Forscherinnen und Forscher erwarten zudem hohe Schäden an Häusern, Brücken, Eisenbahntrassen und Straßen sowie durch Erdrutsche. Zudem entweichen dem Boden beim Auftauen Treibhausgase wie Methan, die die Klimaerwärmung weiter anheizen.

Prognosen und Gegenmaßnahmen entwickeln

„In diesem Aufsatz untersuchen wir das Ausmaß und die Kosten von beobachteten und vorhergesagten Infrastrukturschäden im Zusammenhang mit der Degradation des Permafrosts sowie die verfügbaren Methoden, um solche negativen Folgen abzumildern“, heißt es. Es seien größere Anstrengungen erforderlich, um die wirtschaftlichen Auswirkungen und das Auftreten von permafrostbedingten Infrastrukturausfällen zu quantifizieren, fordern die Autoren.

Laut dem Artikel ist das Ausmaß der beobachteten Infrastrukturschäden bereits heute beträchtlich und wird wahrscheinlich mit der Klimaerwärmung zunehmen. Fast 70 % der derzeitigen Infrastruktur im Permafrost-Gebiet befinden sich laut Simulationen in Gebieten mit hohem Auftau-Potenzial für oberflächennahen Permafrost bis 2050. Technische Lösungen seien in der Lage, die Auswirkungen des sich abbauenden Permafrosts abzumildern, aber ihre wirtschaftlichen Kosten sind oft hoch.
 
Beispiele für Infrastrukturschäden durch auftauende Permafrostböden
Quelle: Nature.com

Milliardenschäden besonders in Russland

Der Permafrost-Wandel stelle verschiedene Bedrohungen für die Infrastruktur dar, nämlich durch Erwärmung, aktive Schichtverdickung und durch Tauwetter bedingte Gefahren wie Thermokarst und Massenverschwendung. In etwa 65 % des russischen Staatsgebiets gibt es derzeit Permafrost-Böden. Russland ist deshalb besonders vom Tauen des Bodeneises betroffen. Die bereits beobachteten Schäden betreffen bis zu 80 % der Gebäude in einigen russischen Städten wie Workuta und etwa 30 % einiger Straßenoberflächen auf dem Qinghai-Tibet-Plateau.

Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung könnten die Infrastrukturkosten im Zusammenhang mit der Permafrost-Degradation bis zur zweiten Jahreshälfte auf mehrere Dutzend Milliarden US-Dollar steigen, warnen die Wissenschaftler. Als Gegenmaßnahmen nennen sie Konvektionsdämme, Thermosiphons und Pfahlgründungen, die nachweislich erfolgreich bei der Erhaltung und Kühlung von Permafrost und der Stabilisierung der Infrastruktur seien. Allein für die Reparatur der Schäden, die in Russland durch tauenden Permafrost-Boden am bestehenden Straßennetz entstehen, müssten von 2020 bis 2050 etwa 7 Mrd. US-Dollar aufgebracht werden, schreiben die Forschenden.

Der Artikel steht in englischer Sprache auf der Website von Nature.com bereit.