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Peter Koller
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Freitag, 07.01.2022, 13:55 Uhr
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Wie der Blackout nicht zur Katastrophe wird
Mit Kohle- und Atomausstieg steigen die Herausforderungen, das Stromnetz in Deutschland stabil zu halten. Wie sich mit möglichen Blackouts umgehen lässt, wird in Wuppertal  erforscht.
Die Bergische Universität Wuppertal hat im Dezember 2021 mit "SISKIN" (Großflächiger Stromausfall – Möglichkeiten zur Teilversorgung von kritischen Infrastrukturen) ein neues Forschungsprojekt begonnen. Darin untersuchen die Forschenden Blackouts und entwickeln vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl dezentraler Erzeugungsanlagen neuartige Notfallkonzepte. "Damit wären die Netzbetreiber in Zukunft in der Lage, drohende Blackouts besser zu beherrschen", sagt Prof. Markus Zdrallek vom Wuppertaler Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik. Das Land NRW fördert das Projekt mit rund 2 Mio. Euro.

"Unsere Gesellschaft ist mehr denn je von einer funktionierenden Stromversorgung abhängig. Immer mehr Prozesse in der Wirtschaft, Verwaltung und im Privatleben benötigen eine verlässliche Stromversorgung", erklärt Projektleiter Zdrallek. Die Verfügbarkeit von elektrischer Energie werde dabei oft als selbstverständlich angenommen, da die Versorgungssicherheit in Europa sehr hoch sei und daher großflächige Stromausfälle hierzulande als unwahrscheinlich gelten. "Falls es jedoch zu solch einem Blackout kommt, sind die Folgen verheerend: Bereits nach wenigen Tagen ist die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sichergestellt. Es kommt zu dramatischen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die öffentliche Sicherheit", so Zdrallek.

Drei Jahre Projektlaufzeit vorgesehen

Das Forschungsprojekt "SISKIN" analysiert die Handhabung solcher Blackouts in Deutschland. In den drei Jahren Projektlaufzeit wird ein Konzept entwickelt, wie während eines andauernden Stromausfalles kritische Infrastruktur, wie Krankenhäuser und Wasserwerke, wieder versorgt werden kann. Dafür sollen neben größeren Anlagen, zum Beispiel Gasturbinen, die die Grundlage heutiger Wiederversorgungskonzepte sind, auch kleine Anlagen aus privaten Haushalten, wie Photovoltaikanlagen und Hausspeicher, verwendet werden.
 
 
Dieses Konzept soll in einem ersten Schritt in einer geeigneten Simulationsumgebung, in einem zweiten Schritt in einem Labortest und in einem dritten Schritt im Feldtest getestet werden. Die Erprobung findet unter definierten Bedingungen in einem echten Netz statt, wobei ein Blackout nachgestellt und einzelne Anlagen angesteuert werden, um den Netzwiederaufbau zu ermöglichen.

Projektpartner sind die Energieversorgung Leverkusen, die Rheinenergie, die WSW Netz, der Wupperverband und die AWG Wuppertal. "Dieser Zusammenschluss an Partnern aus dem bergischen Land stärkt die Region und trägt zur Vernetzung der Akteure und deren unterschiedlichen Aufgaben der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge bei", so Zdrallek.