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Volker Stephan
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Donnerstag, 06.01.2022, 14:39 Uhr
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Stadtwerke Wismar nach Angriff bald zurück in der digitalen Welt
In die Zeiten von Telefax, Papierbergen und Ordnerschränken fühlt sich versetzt, wer Ziel eines Hackerangriffs geworden ist. Die Stadtwerke Wismar sind bald wieder zurück im Digitalen.
Bald vier Monate nach einer Cyberattacke stehen die Stadtwerke Wismar vor der vollständigen Rückkehr zur Normalität. Ende Januar will der Versorger von der Ostseeküste seine IT-Systeme wieder auf den gewohnten Stand zurückgeführt haben, teilte eine Sprecherin der Stadtwerke auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Am 28. September 2021 hatten sich (weiterhin) Unbekannte Zugang zum Rechnersystem in Wismar verschafft. Sie setzten einen Verschlüsselungstrojaner ein und machten viele digitale Inhalte damit unerreichbar. Die Stadtwerke wurden dadurch vor allem in den kaufmännischen Bereichen handlungsunfähig. Zu den deaktivierten Sektoren zählte die Versorgung mit Energie und Wasser ausdrücklich nicht. Im Rahmen der Risikovorsorge fahren die Stadtwerke ihre technischen Anlagen seit geraumer Zeit über getrennte Systeme.

Neben der Urheberschaft des Hackerangriffs ist ebenso unklar, welchem Zweck er diente. Nach Angabe der Sprecherin sei bis heute keine Lösegeldforderung in Wismar eingetroffen. Das war bei den Technischen Werken Ludwigshafen (TWL) ganz anders, die Anfang 2020 eine zweistellige Millionensumme zahlen sollten, um 36.411 Kundendatensätze wieder frei zu bekommen. Die TWL ließen sich nicht erpressen, woraufhin die Hacker die erbeuteten Daten im Darknet veröffentlichten.

In Wismar hatte Geschäftsführer Andreas Grzesko bereits nach sechs Wochen mitteilen können, die Systeme auf einen „stabilen Notbetrieb“ zurückgeführt zu haben. Anfang November erfolgte damit etwa die Hälfte der Prozesse wieder digital. Dazu zählte die Rechnungslegung oder das Ändern von Kundendaten. Etwas kurios mutete die Mitteilung von Grzesko an, dass „wir unsere Rechnungen bezahlen können“. Das hatte nichts mit zuvor knappen Kassen zu tun, sondern mit dem lahmgelegten Zugriff auf den elektronischen Zahlungsverkehr.

Der Aufbau neuer IT-Strukturen „auf der grünen Wiese“, also von Grund auf, sei inzwischen zu 85 % abgeschlossen, so die Sprecherin. Dies gebe zur Hoffnung Anlass, bis Ende dieses Monats vom stabilen Notbetrieb in den Normalbetrieb wechseln zu können.