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Quelle: PPA-Barometer
Ralf Köpke
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Donnerstag, 29.07.2021, 09:29 Uhr
Ppa-Barometer
E&M News
Noch viel Luft nach oben
Das dritte gemeinsame PPA-Barometer von E&M und Enervis zeigt, dass Power Purchase Agreements sich hierzulande in relativ kurzer Zeit auf dem Grünstrommarkt etabliert haben.
Grüne Stromlieferverträge gewinnen zunehmend an Zuspruch. Das zeigen auch die Ergebnisse des dritten gemeinsamen PPA-Barometers von E&M und dem Beratungsunternehmen Enervis Energy Advisors, an dem 40 Unternehmen teilgenommen haben.

Demnach gaben rund zwei Drittel aller Teilnehmer dieser bundesweit einzigartigen Branchenerhebung an, bereits PPAs in der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Bei der Premiere der Branchenerhebung im Jahr 2019 lag die Quote bei „nur“ 39 %. Dass grüne PPAs in Deutschland keine Eintagsfliegen werden, hatte E&M mit der bewusst gewählten Überschrift zur letztjährigen Auswertung des PPA-Barometers unterstrichen. Die Headline damals lautete: „Gekommen, um zu bleiben.“

Patrick Koch setzt für die Statkraft Markets GmbH, bei der er die Abteilung Origination und Handel für den deutschen Markt leitet, verbal noch einen drauf: „PPAs gehören zu unserem zentralen Geschäftsmodell.“ Was damit zusammenhängt, dass das Interesse bei Industrie- und Gewerbebetrieben, aber auch bei Stadtwerken „massiv wächst“.

Für diese Entwicklung auf Industrieseite gibt es nach Kochs Erfahrungen zwei „Treiber“: zum einen die zunehmenden Nachhaltigkeitsziele, die sich Unternehmen aufgrund der gesellschaftlichen Dynamik in der Debatte um mehr Klimaschutz und Klimaneutralität selbst setzen. „Dann gibt es zudem einen Dominoeffekt, der sich entlang der Wertschöpfungskette zieht. So erwarten Konzerne, die sich CO2-Minderungsziele gesetzt haben, den gleichen Schritt von ihren Zulieferern“, weiß der Statkraft-Mann. Das erhöhe die Dynamik bei der Grünstrombeschaffung.

Und nicht nur das: Grüne PPAs, vor wenigen Jahren noch auf dem deutschen Energiemarkt eine große Unbekannte, sind dabei, sich fest zu etablieren.
Auf die Frage, welcher Anteil der regenerativen Neuinstallationen im Jahr 2025 auf PPA-Basis gestemmt wird, votierten ein Drittel der Befragten zusammen für die Optionen „25 bis 50 %“ und „über 50 %“. Genau diese Erwartung hat auch Arved von Harpe, Geschäftsführer von Sunnic Lighthouse GmbH aus Hamburg, dem Tochterunternehmen des Solarprojektierers Enerparc AG: „Für Sunnic und Enerparc gehe ich davon aus, dass wir etwa ein Drittel unserer künftigen Projekte mit PPAs finanzieren.“

Förder-Duo aus EEG-Regime und PPA bewährt sich

Die Zahl grüner PPA wird in den nächsten Wochen auf jeden Fall steigen. Das spiegelt sich auch in weiteren Antworten beim PPA-Barometer 2021 wider: 79 % der Befragten gehen davon aus, dass das bewährte EEG-Regime und die PPAs gemeinsam eine tragende Rolle beim Ausbau erneuerbarer Energien spielen werden. Dieses „Förder-Duo“ scheint angesichts der bevorstehenden Herausforderungen notwendiger denn je zu sein. Fast alle, nämlich 96 % der Teilnehmer, gehen von einem weiter steigenden Stromverbrauch aus. Nach der mittleren Erwartung der Teilnehmer werden 2040 rund 739 Mrd. kWh notwendig sein, um Verbraucher, Industrie, Verkehr und alle weiteren Sektoren zu versorgen − verglichen mit dem Jahr 2019 ist das immerhin ein Plus von gut 45 %.
 
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Quelle: Enervis/E&M

Diese Annahmen hält Enervis-Fachmann Nicolai Herrmann für „durchweg realistisch“. Damit eröffnen sich für ihn viele neue Geschäftsmöglichkeiten: „Die mögliche neue Zielmarke wird nur dann erreichbar sein, wenn es in nächster Zeit zu einem massiven zusätzlichen Ausbau erneuerbarer Energien kommt. Und dafür müssen verlässliche Finanzierungsbedingungen vorhanden sein: Dass dafür nicht nur die EEG-Förderung, sondern auch langfristige PPAs notwendig sind, ist für mich völlig klar.“ Noch eine Petitesse am Rande: Hatten im vergangenen Jahr noch 5 % der Umfrageteilnehmer das Finanzierungsinstrument PPA als „überschätzt“ bewertet, gab es bei diesem Durchgang nicht eine einzige negative Stimme.

Weitere Ergebnisse des diesjährigen PPA-Barometers: Beliebt sind am Strommarkt derzeit PPA-Verträge mit einer Laufzeit zwischen zwei und fünf Jahren. Speziell die Projektentwickler bevorzugen aber länger laufende Kontrakte mit einer Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren − was angesichts der Investitionen für ihre Projekte, die überwiegend im Millionenbereich liegen, verständlich ist. In ganz anderen Zeitdimensionen denken industrielle Großverbraucher: Um sich langfristig gegen Strompreisrisiken abzusichern, liegt ihre Präferenz bei Laufzeiten von über 15 Jahren.

Keine Überraschung ist es angesichts der derzeitigen Marktwerte, dass mit gleich 80 % die Mehrheit der Umfrageteilnehmer die mit Abstand interessanteste PPA-Technologie in solaren Freiflächenanlagen sieht. Mit deutlichem Abstand folgt die Windkraft an Land, wobei hier vor allem Kontrakte auf Basis von Ü20-Anlagen im Mittelpunkt stehen, die aus der EEG-Vergütung gefallen sind.

Alle wichtigen Ergebnisse, Tabellen und Grafiken zum diesjährigen PPA-Barometer finden Sie in der E&M-Printausgabe Nr. 8/2021 auf den Seiten 9 bis 11.