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Bild: Thyssenkrupp Steel Europe
Peter Koller
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Freitag, 23.04.2021, 15:25 Uhr
Wasserstoff
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Grüner Wasserstoff braucht viel günstigen Ökostrom
Der Erfolg von grünem Wasserstoff hängt vor allem an der Preisentwicklung von erneuerbarem Strom, so die Analysten der Strategieberatung Strategy&.
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss die globale Dekarbonisierung bis 2030 jährlich um 12 % zulegen. Der Aufbau einer CO2-armen Wasserstoffwirtschaft kann dabei ein entscheidender Eckpfeiler sein, so die Studie "Laying the foundations of a low carbon hydrogen market in Europe" von Strategy&, der Strategieberatung der Unternehmensberatung PwC.

Nach Meinung der Analysten wird sich die globale Wasserstoffnachfrage bis 2040 im Vergleich zu 2019 von 71 Millionen Tonnen (Mt) auf 137 Mt fast verdoppeln. Bis 2070 wird sogar eine Versiebenfachung auf 519 Mt erwartet. Diese Mengen werden 2070 vor allem im Transportwesen (30 %), im Flugverkehr (20 %), in der Industrie (15 %) beziehungsweise für die Energieerzeugung (15 %) genutzt werden. Darüber hinaus besitze grüner Wasserstoff etwa in der Stahlproduktion das Potenzial, Emissionen in Bereichen zu reduzieren, in denen dies aus Energieeffizienzgründen bisher kaum möglich war.
 
 
Stromgestehungskosten müssen fallen

„Die erste Herausforderung besteht darin, die Nachfrage nach CO2-armem Wasserstoff in Europa über Subventionen gezielt anzukurbeln. Wichtig ist neben finanziellen Anreizen auch die Schaffung wegbereitender Plattformen, damit interessierte Unternehmen Investmentrisiken über strategische Kooperationen senken können“, so Matthias Witzemann, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Österreich. 

Damit aber grünem Wasserstoff der Durchbruch gelingt, muss angebotsseitig der Aufpreis im Vergleich zu Herstellungsverfahren überwunden werden. Aktuell macht die im Herstellungsprozess aufzuwendende Elektrizität 60 bis 70 % der variablen Kosten von grünem Wasserstoff aus. Er könnte jedoch bereits 2030 in großen Mengen wettbewerbsfähig werden, wenn die Stromgestehungskosten bei Erneuerbaren auf unter 20 US-Dollar (16,50 Euro) je Megawattstunde fallen und gleichzeitig die CO2-Abgaben ansteigen. 

Neben der Verfügbarkeit günstiger grüner Energie ist auch Wasser ein kritischer Standortfaktor. Da für die Gewinnung von einem Kilo Wasserstoff 22 Liter Wasser eingesetzt werden müssen, eignen sich dicht besiedelte Industriegebiete nur begrenzt als Produktionsorte. 

Deutschland konzentriert sich in seiner Wasserstoffstrategie daher auf den Aufbau entsprechender Importwege und plant nur einen geringen Anteil an nationaler Produktion. 2030 wird die Wasserstoffnachfrage in Deutschland laut Strategy& auf 2,7 bis 3,3 Mt wachsen, mit Schwerpunkten in der Industrie und dem Mobilitätssektor. Davon sollen 0,4 Mt lokal hergestellt werden.