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Susanne Harmsen
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Dienstag, 16.03.2021, 14:44 Uhr
Klimaschutz
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Berliner Konferenz bringt Partner der Energiewende zusammen
Zwei Bundesminister und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, eröffneten den 7. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) mit dem Ziel der Klimaneutralität.
Hochrangige Delegierte aus über 50 Ländern diskutieren mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Wege zur Klimaneutralität. Es geht um Strategien für den intelligenten Umbau der Energie- und Wirtschaftssysteme weltweit, um die Energiewende für den Klimaschutz weiter voranzubringen. Erstmals mit dabei sind der Klimasonderbeauftragte der neuen US-Regierung John Kerry und die US-Energieministerin Jennifer Granholm.

Als Gastgeber eröffnete Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) den 7. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD), ihm folgte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Maas sagte: „Damit unser Planet eine Zukunft hat, muss die Energiewende gelingen.“ Die Unterstützung dafür sei weltweit noch nie so groß gewesen wie jetzt, da auch die USA zurück im Pariser Klimaabkommen seien.

Klimaschutz als Konjunkturmotor

„Wir brauchen eine vorausschauende Energieaußenpolitik, mit der wir Kooperation fördern und Konflikte vermeiden können“, sagte Maas. Altmaier erläuterte: „Energiewende und Klimaschutz stehen, wenn wir sie intelligent angehen, in keinem Widerspruch zu Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaften.“

Sie hätten vielmehr das Potenzial, ein Motor für Innovation und nachhaltiges Wachstum zu sein. Die immer größer werdende Allianz von Ländern, die sich zur Klimaneutralität bis 2050 bekennen, steigere die Möglichkeiten, diese Generationenaufgabe gemeinsam in enger internationaler Kooperation zu bewältigen, sagte Altmaier.

EU visiert ehrgeizigeres Ziel an

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigte an, bis zum Sommer Maßnahmen für die Erreichung der verschärften EU-Klimaschutzziele vorzulegen. Um bis 2030 die Treibhausgasemissionen der Gemeinschaft um 55 % gegenüber 1990 zu verringern, sollten auch auch See- und Flugverkehr in den Zertifikatehandel ETS integriert und die Energieeffizienzvorschriften für Geräte verschärft werden.

Die EU werde eigene nachhaltige Batterien für Elektromobile entwickeln und neue Greenbond-Standards für nachhaltige Investitionen auflegen, sagte von der Leyen. Zu den Maßnahmen der EU werde ein Grenzausgleich gehören, um klimafreundliche Produkte wie grünen Stahl aus Europa vor billigeren Produkten aus dem Ausland zu schützen. „Ein systemischer Ansatz ist nötig, der nicht nur die Energiewirtschaft betrifft sondern die ganze Gesellschaft zur Klimaneutralität wandelt“, sagte von der Leyen.

100 Prozent erneuerbare Energien als Ziel

Die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Simone Peter, appellierte: „Jetzt geht es darum, den Ausbau global weiter voranzutreiben und die Energiesysteme auf 100 Prozent erneuerbaren Energien auszurichten.“ Durch massive Kostensenkungen sei Strom aus Sonne und Wind mittlerweile vielfach kostengünstiger als konventionelle Energieträger. Zudem gäben sie gleichzeitig enorme konjunkturelle Impulse in der Corona-Krise.

Aus Anlass des BETD legte die Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) den neuen „World Energy Transitions Outlook“ vor. Der Welt-Energiewende-Ausblick skizziert den Weg zu einer Klimaerwärmung von nur 1,5 Grad bis 2050. Demnach sind bewährte Technologien für ein Energiesystem mit Netto-Null-Emissionen bereits weitgehend vorhanden. „Erneuerbarer Strom, grüner Wasserstoff und moderne Bioenergie werden die Energiewelt der Zukunft dominieren“, heißt es im Outlook.

Fahrplan zur Klimaneutralität von Irena

Francesco La Camera, Generaldirektor von Irena, warnte: „Das Zeitfenster, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimapaktes zu erreichen, schließt sich schnell.“ Der „Fahrplan“ von Irena geht von einer Verdreifachung des globalen Stromverbrauchs bis 2050 aus, dominiert von erneuerbaren Energien. Die Investitionen in die Energiewende müssten bis 2050 um 30 % über die geplanten Investitionen auf insgesamt 131 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund 110 Billionen Euro) zu steigen, was durchschnittlich 4,4 Billionen US-Dollar (3,7 Billionen Euro) pro Jahr entspricht, appellierte La Camera.

„Der sozioökonomische Nutzen wird enorm sein: Investitionen in die Energiewende werden pro Million Dollar fast dreimal mehr Arbeitsplätze schaffen als fossile Brennstoffe“, versprach er zugleich. Erdgas dürfte um 2025 seinen Höhepunkt erreichen und bis 2050 der größte verbleibende fossile Brennstoff sein. Um die Bedenken hinsichtlich einer fairen und gerechten Wende auszuräumen, fordert der Outlook ganzheitliche und konsistente politische Rahmenbedingungen.

Der Berlin Energy Transition Dialogue findet seit 2015 auf Einladung der Bundesregierung statt, gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der Deutschen Energie-Agentur (Dena) sowie Eclareon. Insgesamt werden zum BETD über zwei Tage mehr als 2.700 Gäste aus fast hundert Ländern erwartet.