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Manfred Fischer
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Montag, 15.03.2021, 15:53 Uhr
Geothermie
E&M News
Neuer Vorstoß für Strom- und Wärmeprojekt
Die Arbeiten an einer Tiefbohrung in Geretsried, Oberbayern, gehen weiter. Das Gestein im Untergrund soll als „natürlicher Wärmetauscher“ erschlossen werden.

Zwei Tiefbohrungen in klüftiges Gestein sind in dem Ort im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen schon abgeteuft worden, doch keine stieß auf ein ausreichend ergiebiges Thermalwasser-Vorkommen. Jetzt will man das Kluftgestein als Wärmetauscher nutzbar machen.

Das Geothermie- und Bohrunternehmen Daldrup & Söhne soll die Erkundung vorantreiben. Von der Ruhr-Universität Bochum sei man im Rahmen eines Forschungsvorhabens beauftragt worden, eine der beiden Bohrungen „zu komplettieren“, teilt die Firma mit Sitz in Ascheberg (Westfalen) und Oberhaching bei München mit. Konkret geht es um die 5.700 m lange Bohrung in Geretsried. Die Geotechniker wollen nach eigener Aussage eine „Verbesserung des hydraulischen Anschlusses an ein klüftiges Thermalwasser-Reservoir“ erreichen. Die Arbeiten sollen im zweiten Quartal 2021 starten. Die Kosten dafür liegen im „oberen einstelligen Millionenbereich“, heißt es.

"Das Verbund-Forschungsvorhaben ist ein weiterer Schritt, eine Erschließung geothermischer Energie in Regionen zu ermöglichen, die bisher für eine hydrothermale Erschließung ungeeignet scheinen“, sagt Daldrup-Vorstandssprecher Andreas Tönies.

Es ist noch nicht so lange her, da sah es danach aus, als habe die Geothermie in Geretsried wenig Perspektive. Rund 30 Mio. Euro hatten die Bohrungen verschlungen, die Projektierer Enex Power Germany initiiert hatte. Da sich die durchteuften Gesteinsschichten als zu unergiebig für eine konventionelle geothermische Nutzung erwiesen, wurde das Projekt 2017 abgebrochen.

Im Sommer 2020 buddelte die Projektgesellschaft die Idee wieder aus. Anstoß gab ein neues technisches Verfahren aus Kanada. Es macht Erdwärme nutzbar, indem ein Fluid-Kreislauf im Untergrund eingerichtet wird; das Fluid nimmt, während es zirkuliert, Wärme aus dem Gestein auf und wird dann an die Oberfläche gepumpt.

Enex verfolgt zusammen mit dem Entwickler des „Loop“-Verfahrens, dem Energieunternehmen Eavor aus Calgary, diesen Ansatz in Geretsried. Hintergrund: bei beiden Bohrungen zeigte sich nach Unternehmensangaben ein hoher geothermischer Gradient, wie er für die “kommerzielle Entwicklung eines Eavor-Loops und die Erzeugung von Strom und Wärme erforderlich ist“.

Im Dezember hatte der Stadtradt von Geretsried dem Ansinnen auf Erweiterung des Bohrplatzes im Gemeindeteil Gelting zugestimmt. Für eine Erweiterung am „Buchberger Zipfel“, dem zuerst anvisierten Bohrplatz, gaben die Stadtväter kein grünes Licht.