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Susanne Harmsen
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Montag, 15.03.2021, 11:40 Uhr
Klimaschutz
E&M News
Studie entwirft Weg zum klimaneutralen Alltag bis 2035
Aus Sicht einer Kleinfamilie und eines Singles beschreibt eine Studie, mit welchen Reformen ein weitgehend CO2-freier Alltag 2035 im Vergleich zum Jahr 2021 zu erreichen wäre.
Zehn politische Klima-Reformen würden es Verbrauchern ermöglichen, ihren Klima-Fußabdruck in den Bereichen Wohnen und Mobilität ohne Komfortverluste um über 90 % zu reduzieren. So beschreibt es eine Studie des Berliner Forschungsinstituts Arepo im Auftrag des Ökostromanbieters Lichtblick. „Wir wechseln mit unserem Report die Perspektive und leiten die politischen Ziele aus dem Alltag der Menschen ab“, sagte Enno Wolf, Geschäftsführer des Unternehmens.

Im Jahr 2021 lebten typische Haushalte weit über ihre Klimaverhältnisse, so die Berechnungen des CO2-Fußabdrucks. Mit ihrem durchschnittlichen Lebensstil erzeuge eine dreiköpfige Beispiel-Familie, die am Rand einer Großstadt lebt, rund 32 Tonnen Klimagase pro Jahr. Der Fußabdruck eines berufstätigen Singles in der Stadt liege bei 15 Tonnen. Rund die Hälfte ihrer CO2-Emissionen stammen dabei aus der Nutzung von Strom, Wärme und Verkehr. Konsum und Ernährung werden in der Studie allerdings ausgeklammert.

Strom, Mobilität und Wärme umstellen

Eine ambitionierte Klimapolitik könne dazu führen, „dass im Jahr 2035 erneuerbare Energien bei Mobilität, Wärme und Stromversorgung zum Alltag gehören“, erläuterte Wolf das Zukunftsszenario. Wenn nicht mehr mit Öl oder Gas, sondern mit Ökostrom geheizt wird und auch die Mobilitätsbedürfnisse in einem intelligenten Mix aus öffentlichem Nahverkehr, Car-Sharing, E-Auto und Radfahren gedeckt würden, ließen sich über 90 % der CO2-Emissionen einsparen.

Der Report beschreibt daher fünf Handlungsfelder, mit denen der Gesetzgeber den Menschen das umweltfreundliche Leben und damit die Veränderung des persönlichen Lebensstils erleichtern kann: Sauberer Strom, Stromnetze, Mobilität, Wärme und Dienstleistungen. Die Politik müsse für den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien sorgen und sie billiger als fossile Energieträger machen. So könne die Energiesteuer zur Klima-Steuer werden, der CO2-Preis auf zunächst 60 Euro pro Tonne steigen und die EEG-Umlage auf Strom wegfallen.

Mehr erneuerbarer Strom nötig

Solaranlagen bei Neubauten und Sanierungen sollten zur Pflicht werden und die Bürokratie für Haus-Photovoltaikanlagen und Speicher radikal vereinfacht werden, so die Studie. Smart Meter und Digitalisierung bildeten das Fundament für den dezentralen Strommarkt, der Prosumer mit ihrer Nachbarschaft verbindet. Auch für Mieter könnten Solarstrom aus dem Quartier oder vom eigenen Dach beziehen.

Die Elektromobilität mit Ökostrom, verbunden mit klimafreundlich betriebenem öffentlichen Verkehr und einem 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr führe zu hohen Reduktionen im Verkehrsbereich. In der Wärmeversorgung will die Studie ein Verbot neuer Gasheizungen ab 2028, die unbürokratische Förderung energetischer Sanierungen oder klare Rahmenbedingungen für eine wirksame Kompensation unvermeidlicher CO2-Emissionen.

Die Studie „Klimaneutral leben 2035“ steht kostenlos als PDF zum Download bereit.

 
Mögliche Energieverbrauchsreduktion einer dreiköpfigen Familie am Stadtrand durch Umstieg auf Ökostrom für Wärme und Verkehr
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Bild: Lichtblick